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Nela Riehl
Volt
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Frage von Sophie L. •

Wie stehen Sie zum Nordischen Modell?

Sehr geehrte Frau Riehl,

ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der Männer weiterhin Frauen objektifizieren und sexualisieren, in der Prostitution verharmlost und von "Sexarbeiterinnen" gesprochen wird, als handele es sich um eine gewöhnliche Tätigkeit. Es mag vereinzelt zwar Frauen geben, die selbstbestimmt sexuelle Dienstleistungen anbieten, der überwiegende Großteil kam allerdings schon früh mit Gewalt und Armut in Berührung. Ich würde mir wünschen, dass dieses Thema viel stärker in den Fokus gerückt wird. In der EU sollte einheitlich das Nordische Modell eingeführt werden, wenn wir wirklich etwas verändern wollen. Sexkauf kann niemals auf Konsens beruhen, das sollte jedem bewusst sein. Sehr gerne würde ich Sie wählen, dieses Thema ist jedoch ein Herzensanliegen und ich hoffe auf eine Rückmeldung.

Mit besten Grüßen

Sophie L.

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Antwort von
Volt

Volt ist für entscheidenden Reformen im Umgang mit der Prostitution und setzt sich für besseren Schutz von betroffenen Frauen ein. Das Nordische Modell halten wir allerdings nicht für zielführend, um es europaweit einzuführen. Dazu hat es aus unserer Sicht zu viele Schwächen und Kritikpunkte. Die Entscheidung darüber liegt bei den einzelnen Staaten. 

Das Nordische Modell geht von einer problematischen Annahme über Sexarbeit aus: Dass sie ausschließlich unfreiwillig und unter Zwang stattfindet. Wie Sie selbst schreiben, muss das nicht immer der Fall sein. In diesem Modell wird außerdem jegliche Sexarbeit kriminalisiert, was nach Ansicht von Experten zu einer Verdrängung und Verlagerung führen kann, bei der die Frauen weniger Absicherung, weniger Schutz vor Gewalt und öffentliche Stigmatisierung erleben. Durch die Verdrängung in die Kriminalität können auch neue Abhängigkeiten entstehen und die betroffenen Frauen zu gefährlichen Praktiken gezwungen sein, statt dass Sexarbeit effektiv unterbunden wird. 

Volt fordert dagegen, dass der Schutz von Sexarbeiterinnen erhöht wird. Aus unserer Sicht ist dafür eine konsequente Bekämpfung von Zwang und Menschenhandel notwendig. Betroffene müssen umfassend unterstützt werden. Die individuelle Entscheidung zur Sexarbeit muss möglich sein und entstigmatisiert werden, wenn sichergestellt ist, dass sie unter keinerlei Zwang erfolgt

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