Hallo, ich möchte Sie fragen, wie sie zum Thema Wirtschaftswachstum stehen? Sind sie eher für Systemwandel, z.B. Gemeinwohlökonomie oder sind sie Wachtumsapologetin?
Wenn eine Politikökonomin und Transformationsforscherin wie Frau Prof. Dr. Maja Göpel uns lang, breit und gut erklärt, dass wir einen radikalen Systemwandel einleiten müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen, dann sollte es sich das auch im politischen Handeln wiederfinden. Radikal steht dabei nur dafür, dass man ein Problem erkennt und es an den Wurzeln packt. Eine gemeinwohlorientierte Wirtschaftsweise ohne quantitatives Wachstum könnte ein Ansatz sein. Frage wegen meiner Wahlentscheidung :-) LG
Sehr geehrter Herr F.,
ich bin ein großer Fan sowohl von Prof. Dr. Maja Göpel als auch von Prof. Dr. Claudia Kemfert und daher der festen Überzeugung, dass ein Systemwechsel in unserer Art zu wirtschaften und zu konsumieren längst überfällig ist. In ihrem Buch „Unsere Welt neu denken“ erklärt Maja Göpel den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel sehr einprägsam anhand der „Kurve von Mauna Loa“. Sie zieht dabei folgenden Schluss: „Wirtschaftswachstum in seiner heutigen Form heißt Klimawandel“ (Maja Göpel, „Unsere Welt neu denken“, S.76, Z. 28- 29, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020).
Für uns GRÜNE ist klar, dass wir schnellstmöglich unsere Wirtschaft auf Klimaneutralität und die planetaren Grenzen ausrichten sowie eine Kreislaufwirtschaft etablieren müssen. Der Erdüberlastungstag („Earth Overshoot Day“), an dem wir unsere natürlichen Ressourcen verbraucht haben, findet jedes Jahr früher statt (mit Ausnahme 2020 aufgrund der Corona-Pandemie). Mit unserer Art zu leben, bräuchten wir laut aktueller Studien in Deutschland sogar knapp drei Erden anstatt einer (siehe https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-july-2021-germany-de/). Die Politik muss diese wissenschaftlichen Tatsachen ernst nehmen und endlich das „erkannte Problem an den Wurzeln packen“ statt nur darüber zu reden.
Zudem muss meines Erachtens der Begriff des „Wohlstands“ neu definiert werden. Wohlstand darf nicht länger nur mit dem reinen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes gleichgesetzt werden, denn er ist mehr als reiner Konsum. Wohlstand ist vor allem auch Lebensqualität. Diese wird aber durch die Folgen des Klimawandels und die anhaltende Umweltzerstörung negativ beeinflusst. Das traurige Beispiel der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli dieses Jahres machte uns das von einem auf den anderen Tag auch in Deutschland sehr deutlich. Darum sollten wir notwendige Veränderungen aktiv gestalten, statt nur passiv zuzusehen. Genau das möchte ich gerne selbst im Bundestag tun. Denn im Kampf um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen haben wir keine Zeit mehr zu verlieren!
Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Thema oder anderen Themen haben, erreichen Sie mich auch persönlich unter meiner E-Mail-Adresse „info@nadja-weippert.de“.
Mit freundlichen Grüßen
Nadja Weippert