Unsere Gesellschaft ist eine Wertegemeinschaft. Darum möchte ich Sie gerne fragen, welche fünf Werte Ihnen in politischen Arbeit besonders wichtig sind - bei Themen, aber auch in der Zusammenarbeit.

Hallo Frau F.,

was für eine interessante Frage. Dazu müsste man seitenlange Essays verfassen. Ich möchte mich etwas kürzer fassen.

Die von Ihnen angesprochene Wertegemeinschaft (im Kontext von Nation) erinnert mich etwas an die "Leitkultur"-Debatten der vergangenen Jahre. Diese habe ich für mich stets mit dem Grundgesetz verbunden. Ich denke, das ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den wir uns alle verständigen können und dem wir uns verpflichtet fühlen sollten. Soweit meine Überzeugung als deutsche Staatsbürgerin.

Politik lässt sich bei uns nicht von einer Parteienlandschaft trennen. Ich habe mich sehr bewusst für die Linke entschieden, da mir die von ihr verkörperten Werte am ehesten entsprechen. Mitglied dieser Partei zu sein heißt für mich: Solidarität mit allen Menschen.

Aber auch Transparenz hat für mich einen hohen Stellenwert. Als gewählte*r Volksvertreter*in hat man meines Erachtens kein Recht dazu, Spendeneinnahmen, Termine mit Lobbyvertreter*innen oder andere Umstände zu verheimlichen/zu verschleiern, von denen Entscheidungen potenziell beeinflusst sein können. Wie Sie womöglich wissen, ist dies ein weiteres Alleinstellungsmerkmal meiner Partei.

Als Sozialarbeiterin bei der Caritas, dem katholischen Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, kann ich mich persönlich mit einem zentralen christlichen Wert auch sehr gut identifizieren: der Nächstenliebe. Selbst wenn die Umsetzung im Alltag teils herausfordernd ist, halte ich das für eine wertvolle Handlungsorientierung, die einen immer wieder auf den richtigen Weg führt. 

Um einen fünften Aspekt zu nennen, der mir gerade in Bezug auf Abgeordnete der Union derzeit besonders präsent ist: Wahrhaftigkeit. Persönliche Überzeugungen ("Brandmauer") sollten sich auch im politischen Handeln widerspiegeln.

Mit freundlichen Grüßen

Nadja Gschwendtner