Nabil Rachid
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Frage von Helen R. •

Frage an Nabil Rachid von Helen R. bezüglich Frauen

Sehr geehrter Herr Nabil Rachid,
in einer Ihrer Antworten hier sprechen Sie vom Selbstimmungsrecht der Frau und von Gleichberechtigung. Als Beispiel für die freie Entscheidung von Frauen über ihren Körper nennen Sie das Kopftuch:
"Beispiel Kopftuch:
Die Europäer setzen sich für das Selbstbestimmungsrecht der Frau ein, für deren Gleichberechtigung. In Europa kann die Frau über ihren Körper frei entscheiden, so haben muslimische Frauen in ihren Heimatländern gelesen. Aber wenn sie hier arbeiten wollen, wird ihnen die erste freie Entscheidung entzogen. Das Stück Stoff auf ihrem Kopf genügt, Arbeitgeber davon abzuhalten, sie einstellen."
In diesem Zusammenhang habe ich folgende Fragen an Sie:
Erstens, ist für Sie das Tragen eines Kopftuches immer Ausdruck der freien Entscheidung einer Frau über Ihren Körper?
Zweitens, welche Rechte von Frauen halten Sie neben dem Tragen eines Kopftuches für besonders wichtig? Gibt es aus Ihrer Sicht eine Überschneidung bzw. gegenseitige Verstärkung der Diskriminierung aus Gründen der Herkunft und des Geschlechts? Und inwiefern wollen Sie sich in Neukölln für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen einsetzen?
Da ich in Ihrer Wahlwerbung bisher zu diesem Punkt nichts finden konnte, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mir meine Fragen beantworten könnten.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Helen Rupp

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Helen Rupp

Antwort zu Ihrer ersten Frage: Ist das Tragen eines Kopftuches für Sie immer Ausdruck der freien Entscheidung einer Frau über ihren Körper?

Nur solange das Tragen auf einem freien Willensentschluss der Frau beruht. Die Grenzen sind dann erreicht, wenn die Frau das Kopftuch nicht freiwillig trägt, sondern weil sie von irgendjemandem dazu gezwungen wird.

Antwort zu Ihrer zweiten Frage: Welche Rechte halten Sie neben dem Tragen eines Kopftuches für besonders wichtig?

Alle in unserer Verfassung verankerten und vorgesehenen Grundrechte, denn diese gelten nicht nur für Männer, sondern für jedermann. Das beinhaltet natürlich das Recht auf Handlungsfreiheit, das Recht auf Meinung und vor allem, das Recht über sein Leben so zu entscheiden, wie man es selbst für richtig hält. Das nennt man Demokratie und ich unterstütze das. Man trifft sehr oft auf selbstbewusste Frauen, die sich selbst und bewusst dazu entschlossen haben, das Kopftuch zu tragen, ebenso als Ausdruck eines in unserem Grundgesetz verankerten Rechts, und zwar der Religionsfreiheit. Auch dies muss man respektieren. Diese Frauen auszugrenzen und ihnen ein Berufsverbot aufzuerlegen, stellt jedoch eine Diskriminierung und Benachteiligung der Frauen dar. Man muss dies so verstehen, dass bei jedem Menschen, der sich freiwillig für etwas entscheidet und er dann unfreiwillig zu etwas gezwungen wird – hier konkret, das Kopftuch als Folge der Diskriminierung abnehmen zu müssen – dies nicht als Etappensieg für die Rechte der Frauen zu verstehen ist. Emanzipation und der Wunsch nach Freiheit beginnen in den Köpfen der Frauen und nicht durch das, was diese Köpfe bedeckt.

Antwort zu Ihrer dritten Frage: Gibt es aus Ihrer Sicht eine Überschneidung
bzw. gegenseitige Verstärkung der Diskriminierung aus Gründen der Herkunft
und des Geschlechts?

Diese Frage ist sehr interessant und ebenso schwierig zu beantworten. Überschneidungen von Diskriminierungen bzw. eine Verstärkung der solchen sind immer dort zu finden, wo es keine Toleranz und keinen Respekt hinsichtlich unterschiedlicher Herkünfte und Ansichten gibt. Migranten fühlen sich oft missverstanden bzw. überhaupt nicht verstanden, jedoch ebenso „Deutsche“, die das Gefühl haben, dass die Migranten ihnen keine Chance geben würden, ihre Kultur und ihr „Anderssein“ zu verstehen. Ich bin der Meinung, dass die Frauen, die Musliminnen sind und noch dazu ausländischer Herkunft doppelt diskriminiert werden. Insofern kann ich Ihre Frage nur mit Ja beantworten.

Antwort zu Ihrer vierten Frage: Inwiefern wollen Sie sich in Neukölln für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen einsetzen?
Unabhängig von dem Wahlausgang, arbeite ich bereits jetzt in Kooperation mit mehreren Verbänden an einem Projekt zur Unterstützung der Rechte der Frauen. Dieses Projekt sieht vor, gerade Frauen aus schwierigen familiären Verhältnissen ihre Rechte näher zu bringen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Wir versuchen sie auf Ihrem Weg zur bzw. der Emanzipation zu unterstützen.

Gern bin ich bereit auch weitere Fragen zu beantworten

Mit freundlichen Grüßen
Nabil Rachid