Frage an Monika Herz von Philipp W. bezüglich Finanzen
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich stimme Ihnen zu, ich habe zuvor noch nie von einem "bedingungslosen Grundeinkommen" gehört, deshalb setze ich mich jetzt auseinander mit diesem Thema um es zu verstehen. Angetrieben wurde ich durch Ihren Vortrag bzw. das Thema.
Der Betrag von 1200€ wurde von mir jetzt wie man es so schön sagt "utopisch hoch" angesetzt :-) Allerdings das Einkommen eines Handwerkers oder Arbeiter in einer großen Firma (Bosch, Wieland Werke, Audi etc) kommen auf jeden Fall auf 2500 netto (Bekanntenkreis).
Wie Sie schon sagen wird es sich bestimmt zwischen einpendeln, sozusagen nicht zu viel und nicht zu wenig um bescheiden zu leben. Wer mehr "Luxus" möchte, arbeitet dazu, wem es reicht, bleibt daheim. Das mit dem Arbeitsplätze schaffen wiederum finde ich positiv, aber woher nimmt man die Arbeiter wenn laut Statistik 10% Pause machen möchten und 30% kürzer treten? Aus dem Ausland?
Allerdings, wie sie schon sagten, würde betimmt die Geburtsrate steigen, mehr Akademiker würde es geben, weil meistens scheitert der Studiengang oder die Weiterbildung an dem fehlendem Geld z.b. wie bei mir! Ich denke aber nicht das durch dieses Grundeinkommen ein Manager nicht mehr Millionen wert ist, von dem Staat gesehen ist er nur das Grundeinkommen wert, aber von der Firma wird er weiterhin Millionen verdienen. Es liegt auch in der Hand der Arbeitgeber!
Was mich allerdings auch "beschäftigt", wird durch ein "bedingungsloses Grundeinkommen" nicht der Markt noch teurer? Z.b. Aldi denkt sich: "Ach, die Leute bekommen jetzt ...€ da können wir die Preise anpassen!" Was meinen Sie dazu?
Auszuprobieren wäre in Deutschland glaub einfach. Es müsste ein Bundesland als "Testland" sich stellen und dann schauen wie es funktioniert. Es hört sich einfach an, es sollte auch einfacher werden!
Ich weiß aber jetzt, wie sie sich fühlten in der Schule :-) Ich erzählte es einem Bekannten, erkärte es ihm, doch was kam: Das ist nicht finanzierbar etc. Dies muss ich allerdings auch noch regerieren, denn dies versteh ich auch noch nicht.
Sehr geehrter Herr Wiedenmann, hallo Philipp,
ich freu mich echt, daß Du nochmal nachhakst. Wenn Handwerker wirklich so viel verdienen, freut mich das auch. Wie auch immer, bei der hohen Zahl von Arbeitslosen sollte es doch nicht so schwierig sein, die vorhandene Arbeit besser zu verteilen. In der Umfrage aus dem Film, auf die Du Dich mit Deinen Zahlen beziehst, sind nicht Arbeitslose befragt worden, sondern Leute, die jetzt noch einen Arbeitsplatz haben. Von denen würden 30 % weniger arbeiten wollen. Und 10 % würden erstmal ausruhen wollen. Wenn man tiefer nachdenkt kommt man auch auf die Frage, welche Arbeiten sind wirklich sinnvoll und welche Arbeiten brauchen wir gar nicht. Meiner Meinung nach kann man sich die gesamte Rüstungsindustrie sparen. Die Welt hat viel zu viel Waffen.
Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens geht glaub ich nicht von einem Tag auf den anderen für alle. Deshalb folge ich der Argumentation, die eine schrittweise Einführung bevorzugt. Zuerst die Kinder und Jugendlichen, die Studenten und Auszubildenden (und die Zivis ;-)), dann die Eltern, die Erziehungsarbeit leisten, dann diejenigen, die jetzt auch schon Transferleistungen erhalten.
Ein prominenter Vertreter des Grundeinkommens, Dieter Althaus, Ministerpräsident von Thürigen hat einmal bei einem Vortrag gesagt: Die Menschen sollten zumindest die Wahl haben, ob sie ein Grundeinkommensmodell für sich wählen oder das bisherige Sozialsystem. In diesem Punkt stimme ich mit Althaus überein. Sein Modell allerdings lehne ich ab. Die meisten Hartz4-Empfänger wären mit seinem Modell (600 Euro) finanziell schlechter gestellt als bisher. Aber selbst mit dem Althaus-Spar-Modell würden etliche Menschen noch besser dastehen, die jetzt überhaupt nichts bekommen, weil sie Sanktionen unterliegen. Dazu gehört vor allem die Gruppe der 18-25-jährigen. Für die hat Franz Müntefering Sondersanktionen eingeführt. Dieter Althaus fordert zur Finanzierung des Grundeinkommens für den Zuverdienst 50 % Einkommens-Steuern, allerdings nur für die geringen Einkommen. Die höheren Einkommensbezieher sollen nur 25 % versteuern. Das kann ich nicht nachvollziehen.
Da ist mir die Konsumsteuer zur Finanzierung sympathischer, zumal sie mit einer radikalen Vereinfachung des Steuersystems einhergeht. Das braucht es auch.
Das Problem ist allerdings, dass wirklich hohe Einkommen nicht mehr zum Konsum verwendet werden, was man im Lauf eines Monats konsumieren kann, ist doch begrenzt, wenn man ein einigermaßen zufriedener Mensch ist. Das würde wiederum bedeuten, dass wirklich hohe Einkommen nur sehr gering versteuert werden würden. Das geht natürlich auch nicht. Die Lösung für dieses utopische Problem sehe ich - zumindst zum Teil - in einer Währung (so wie das Freigeld von Wörgl), die ihren Wert verliert, wenn sie nicht ausgegeben wird und die ihren Wert nur dann behält, wenn sie als zinsfreier Kredit weitergereicht wird - wiederum zur Schaffung von Werten. Für Leute, die bauen wollen oder ihre Wohnung renovieren wollen, z.B.
Wie sich ein Grundeinkommen auf die Preisentwicklung auswirkt, kann ich nicht exakt vorhersehen. Das bestehende System, wenn wir es beibehalten, wird sich allerdings ganz gewiss auf die Preise auswirken. Wahrscheinlich nicht zu unseren Gunsten.
Wenn wir zwei verschiedene Währungen gleichberechtigt nebeneinander laufen lassen, zuerst in einem Bundesland als Modellprojekt, so wie Du es vorschlägst, dann wissen wir mehr. Ob sich mit Horst Seehofer so ein Projekt in Bayern starten läßt, werden wir ja sehen. Gerade das Konzept der Regionalwährung, das ich persönlich immer gemeinsam mit dem Grundeinkommen sehe, beinhaltet auch viele alte traditionelle Werte.
Das wichtigste ist im Moment, solche Themen überhaupt in die Köpfe der Menschen hineinzutragen, so wie Du das bei Deinem Bekannten gemacht hast.. Zum Nachdenken anregen, diskutieren, sich austauschen, die Grundidee überhaupt erstmal zulassen.
Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Windmühlen, die anderen Mauern. (Chinesisches Sprichwort)
viele Grüße und ein schönes Wochenende
Monika Herz