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Frage von Walter N. •

Frage an Monika Herz von Walter N. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Herz,

wie sehen Sie die Arbeitsplatzsituation in der Zukunft. Werden wir je wieder Vollbeschäftigung haben oder wird es eher so sein, dass es immer weniger Arbeit in Deutschland geben wird, die dann aber auch gerecht auf alle Schultern der Arbeitssuchenden verteilt werden müsste?

In diesem Zusammenhang stellt sich für mich die Frage, ob nicht alle Bürger einen Anspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen haben sollten, mit dem sie ihre Grundbedürfnisse decken können. Eine Finanzierung wäre über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer bei gleichzeitigem Wegfall aller bisher anfallenden Steuern bei der Herstellung eines Produktes möglich. Im Endeffet wären die Waren etwa gleich teuer, für den Export wären sie jedoch wesentlich günstiger, was Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit mit ausländischen Konkurreten deutlich verbessern würde. Wie stehen Sie dazu?

Sehen Sie es als menschlich an, einen Arbeitslosen, der Jahrzehntein die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, nach doch relativ kurzer Zeit in Hartz IV abdriften zu lassen? Da wäre doch ein bedingungsloses Grundeinkommen, auf das jeder Anspruch hat, die bessere Lösung.

Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich schon jetzt sehr herzlich.

Mit freundlichen Grüßen
Walter Neubert

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Sehr geehrter Herr Neubert,

das ist eine interessante Frage. Vielen Dank. Wie kann sich die Arbeitsplatzsituation in der Zukunft gestalten? Es kann z.B. sein, dass schon recht bald viele Arbeitsplätze wegfallen, die mit dem Bau, dem Verkauf, dem Transport und der dazugehörigen Logistik für Autos zu tun haben. Vielleicht brauchen wir aber auch gar nicht so viele Autos. Ich erinnere mich noch an die Befürworter der Umgehungsstraße hier in Peißenberg, die vor etwa 20 Jahren eine Welt visioniert haben, in der ein Zweitwagen pro Familie als selbstverständlich galt, mit Option auf den Dritt- und Viertwagen für die Kinder. Die Realität hat aber eher einen Trend hin zur Abschaffung des Zweitwagens bewirkt und für viele Jugendliche ist schon der Erwerb des Führerscheins ein großes finanzielles Problem.

Andrerseits gibt es Arbeit ohne Ende. Wir müssen ziemlich viele Probleme in den Griff kriegen, von der autonomen Energieversorgung über Naturschutz, Gesundheitsvorsorge und –erhaltung usw. um nur einige zu nennen, Kinder aufziehen und Alte versorgen sowieso. Allein bei meinem Job als REGIO-Geldmanagerin könnte ich Arbeitsaufträge für zahlreiche Menschen schaffen, wenn das nötige „Kleingeld“ dafür vorhanden wäre. Andrerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass es langfristig Sinn macht, jemandem eine Arbeit machen zu lassen, die demjenigen selbst nicht auch sinnvoll vorkommt und Spaß macht.

Ich glaube sozusagen an den „sozialen Menschen“, d.h. ich glaube, dass alle gesellschaftlich notwendige Arbeit – auch bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens – gemacht wird und dass für alle wirklich wichtigen und sinnvollen Arbeiten, die wir in Zukunft brauchen, die entsprechenden Fähigkeiten und Potentiale vorhanden sind, bzw. geweckt und gefördert werden können.

Mit unserem jetzigen System laufen wir in eine Sackgasse. Das neue System, das in meinen Augen aus einer Neuverteilung von Geld und Macht hervorgeht, wird sich das bedingungslose Grundeinkommen bewähren müssen. Es kommt sehr darauf an, in welche Richtung die Weichen jetzt gestellt werden. Den Parteien kann man dieses Thema nicht allein überlassen. In den Parteien und bei den Antworten der Abgeordneten hier auf dieser website ist mir viel zu oft die Rede davon, was man den Menschen alles vorschreiben muss.

Ihre Frage bezüglich der Menschlichkeit des Hartz4-Systems sehe ich ähnlich. In einem Forum entdeckte ich heute die Aussage eines Gegners von BGE, der sinngemäß sagte: „Durch die erzeugte Not wird im Betroffenen der Wille zum Erfolg geweckt.“ Das mag in Ausnahmefällen stimmen und solche „Leitfiguren“ wie etwa Paul Pott werden derzeit „produziert“ und uns vor die Nase gehalten. Realität ist vermutlich eher, dass Menschen sich das Leben nehmen. Oder buchstäblich verhungern wie ein junger Mann aus Speyer, dessen Fall vor etwa 2 Jahren Erwähnung in den Medien auslöste. Ich glaube nicht, dass es ein Naturgesetz gibt, das da lautet: Wer Not sät, wird Erfolg ernten.
Wenn es ein Gesetz von Ursache und Resultat gibt, dann lautet es gegenteilig. Schon der Buddha identifizierte die Armut als eine der 4 großen Leiden der Menschheit und sagte: … Armut erzeugt Wut und Hass.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Herz