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Frage von Friedhelm W. •

Frage an Monika Griefahn von Friedhelm W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Griefahn,

gerade höre ich, dass die CSU einen Rettungsschirm für Landwirte fordert. Da fasse ich mir wirklich an den Kopf. Es ist erschreckend wie angesichts einer solchen tiefgreifenden Krise manche völlig unbeeindruckt schon wieder inmitten von Alltagspopulistismus zu sein scheinen. Meiner Meinung nach haben wir es in dieser Krise mit etwas zu tun, das uns zeigen sollte: So wie bisher geht es nicht weiter, sondern mit unseren ganzen Finanz-, wenn nicht sogar auch Wirtschaftssystem immer tiefer in den Keller. Muss man hier nicht ganz grundlegend etwas tun? Was wäre in Ihren Augen Bestandteil von einem nachhaltigen Zukunftsentwurf in dieser Sache?

Besten Dank für Ihre Antwort
F. Wendler

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Wendler,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich stimme Ihnen voll zu: Es muss in allen Bereichen also in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein Umdenken stattfinden. Einfach zum Alltag zurückzukehren und zu hoffen, dass alles bald wieder in gewohnten Bahnen läuft, hielte auch ich für verheerend.

Sie fragen nach meinen Vorstellungen für die Zukunft. Die wichtigste Konsequenz aus der derzeitigen Situation muss meiner Meinung nach sein, dass wir dem ordnenden Sozialstaat wieder eine stärkere Stellung zugestehen. Die letzten Jahre kam von überall die Forderung nach mehr Markt und weniger Staat. Das Resultat ist, dass wir nun gezwungen sind, mit Steuergeldern eine noch gefährlichere Krise zu verhindern. Man kann nicht in schlechten Zeiten auf den Staat und in guten Zeiten auf die Wirtschaft bauen. Deswegen plädiere ich für einen stärkeren gemeinschaftlichen Sozialstaat.

Doch auch für die Wirtschaft selbst sehe ich eine klare Zukunftsperspektive. Seit Jahren lautet die einzige Währung im Finanzmarkt schnelle Rendite. Das diese Fixierung äußerst ungesund war, haben wir mit der Krise jetzt schwarz auf weiß. Es gibt jedoch auch Unternehmen mit einer gesünderen Mentalität. Das wurde mir besonders auf der diesjährigen NUTEC klar, der Messe für „Cradle to Cradle“ Produkte in Frankfurt. Auf dieser Messe vernetzen sich Hersteller, die zukunftsweisende Materialien produzieren, neue Produktionswege gehen oder Rohstoffe in geschlossenen Kreisläufen nutzen. Hier ist die Geschäftsmentalität eine ganz andere. Viel nachhaltiger und krisensicherer. Ein Vorbild für die gesamte Wirtschaft. Hier geht es nicht um den schnellen Gewinn, sondern darum, umwelt-, gesundheits- und gesellschaftsverträglich Produkte zu entwickeln, die eine langfristige Zukunft haben.

Ich glaube, wir werden die Krise nur dann dauerhaft überwinden, wenn wir wieder grundlegende Werte entwickeln. Das heißt, die Produkte werden für die Menschen gemacht und nicht für den Profit von Wenigen. Es geht darum, gemeinschaftlich zu denken. Jedes Unternehmen für sich bedeutet, dass Konkurrenten gegeneinander antreten. Auf der NUTEC wird dagegen geschaut, wie man sich ergänzen kann, wie sich die Produkt-Kreisläufe aufeinander abstimmen lassen. Es geht eben um den Gemeinschaftsgedanken sowohl innerbetrieblich als auch mit anderen Firmen. Diesen Gemeinschaftsgedanken wünsche ich mir in der Finanzwelt.

Ich stimme Ihnen zu: Das grundlegende Problem wird kaum wie Schnupfen wieder verschwinden. Diese Krankheit ist chronisch und muss grundlegend angegangen werden. Das wir im Sinne des starken Sozialstaates wirken müssen, habe ich bereits erwähnt. Ein erster Bestandteil davon muss sein, dass wir endlich die starken internationalen Regeln für den Finanzmarkt durchsetzen, auf denen wir als SPD schon seit Jahren bestehen. Ich bin guter Hoffnung, dass wir angesichts der Krise in diesem Punkt endlich wichtige Schritte tun können.

Und ich glaube, dass jede Bürgerin und jeder Bürger selbst etwas tun kann. Wenn möglichst viele Menschen ihr Geld nur einer Bank geben, die damit verantwortlich umgeht; wenn sich möglichst viele Menschen für mehr Mitbestimmung und Gemeinschaft am Arbeitsplatz einsetzen; wenn möglichst viele Menschen stärker hinterfragen wie Produkte, die sie kaufen, produziert wurden; ja, wenn wir alle gemeinsam verantwortungsvoll handeln, dann ist das eines der besten Mittel gegen Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Mit freundlichen Grüßen
Monika Griefahn