Der Ausschluss von Kindern und Jugendlichen vom sozialen Leben durch 2G-Corona-Maßnahmen kann zu langfristigen Schäden führen. Hätten Sie das bei der Gesetzgebung nicht verhindern müssen?
Sehr geehrter Herr V.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Entgegen aller Hoffnungen des Sommers trifft uns nach der vierten, auch die fünfte Welle mit der Delta- und der besorgniserregenden Omikron-Variante hart. Wir sind gezwungen, mit gravierenden Maßnahmen zu antworten. Neben den unmittelbaren Folgen für Leib und Leben sehen viele Menschen ihre Existenzen in Gefahr: Ladenbesitzer*innen, Gastronomen, Künstler*innen oder Menschen aus der Veranstaltungsbranche.
Dabei müssen wir bei der Bekämpfung der Pandemie berücksichtigen, dass sowohl das Infektionsgeschehen als auch die Impfquote regional von Schleswig-Holstein bis Bayern sehr unterschiedlich ist. Mit dem beschlossenen Infektionsschutzgesetz haben wir deshalb bereits einheitliche rechtliche Grundlagen für Instrumente und Maßnahmen geschaffen, die die Länder regional differenziert, nämlich an das konkrete Infektionsgeschehen vor Ort angepasst, einsetzen können. Eine One-Size-fits-all-Lösung, die wirksam und rechtssicher ist, wird es nicht geben. Angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante werden wir die aufgesetzten Regeln stetig evaluieren und nachsteuern, wo nötig. So dynamisch die Situation ist, so dynamisch muss auch die Politik sein.
Vor allem aber gilt, dass in der Überwindung der Pandemie die Impfungen eine zentrale Rolle spielen, denn Impfen ist unser bestes Instrument, um mittelfristig der COVID-19 Pandemie Einhalt zu gebieten. Dabei ist die Impfung zunächst vor allem ein Selbstschutz, um schwere oder sogar tödliche Krankheitsverläufe zu vermeiden. Mit einer Impfung schützt man aber auch andere und verhindert eine rasche Ausbreitung des Virus. Denn die Ansteckungsgefahr, die von Geimpften und Genesenen ausgeht, ist vor allem in den ersten Monaten nach der Genesung bzw. der Impfung erwiesenermaßen deutlich reduziert.
Bei allen Corona-Maßnahmen ist in besonderer Weise auf die Belange von Kindern und Jugendlichen Rücksicht zu nehmen. Bei aller Freude über unbeschränktes Einkaufen und Ausgehen: Es darf jetzt nicht ausschließlich darum gehen, dass das wieder geöffnet wird, was für Erwachsene wichtig ist. Kinder und Jugendliche haben besonders gelitten in den vergangenen Monaten. Sie gehören in den Mittelpunkt der Corona-Strategie für das Frühjahr. Hochriskant ist, Kinder sich ungeschützt mit einem noch wenig bekannten Virus infizieren zulassen. Es müssen alle wirksamen Vorkehrungen getroffen werden, damit Kinder und Jugendliche im Frühjahr regulär und Corona-sicher lernen können. Einschränkung von Sport und körperlichen Aktivitäten von Kindern halte ich beispielsweise für fatal, denn nur damit stärken Kinder ihr eigenes Immunsystem und sozialen Fähigkeiten.
Zwar erkranken Kinder seltener schwer, wenn sie sich mit Sars-CoV-2 infizieren, aber angesichts der Rekord-Inzidenzen in den jungen Altersgruppen, von deutlich über 3.000, ist es sehr wichtig mehr für ihren Schutz zu tun. Stand jetzt ist nicht absehbar, inwiefern Langzeitfolgen bei Kindern eine zentrale Rolle spielen.
Mit freundlichen Grüßen
Misbah Khan