Frage an Mike Nagler von Maike S. bezüglich Familie
Lieber Herr Nagler,
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat vor kurzem das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare gefordert. Wie stehen sie dazu? Welche rechtlichen Verankerungen soll es bekommen, wenn die Ehe per Grundgesetz bevorzugt wird?
Mit der Hoffnung auf baldige Antwort
Maike Schimko
Liebe Maike Schimko,
besten Dank für die Frage.
Ich befürworte die Pläne für ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Bekanntlich können schon jetzt Kinder von Einzelpersonen adoptiert werden, die dann in gleichgeschlechtlichen Beziehungen aufwachsen. In Deutschland betrifft das bereits über 2.000 Kinder. Die Erfahrungen damit sind – so eine aktuelle Studie – weitgehend positiv. Mit anderen Worten: es ist im Grunde egal, ob die Erziehung eines Kindes von hetero- oder homosexuellen Partnern geleistet wird. Das Kindswohl hängt meiner Ansicht nach nicht von der Sexualität seiner – leiblichen oder sozialen – Eltern, sondern von den konkreten Lebensumständen vor Ort ab. (Darüber hinaus natürlich auch von den generellen sozialen, politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen).
Was die rechliche Verankerung betrifft, so zielt der Vorschlag der Bundesjustizministerin ja darauf ab, Rechtssicherheit für beide Partner in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zu schaffen. Gleichwohl denke ich, dass in diesem Zusammenhang die Frage nach der Bevorzugung bestimmter Modelle des Zusammenlebens – in diesem Fall der Familie – grundlegend(er) gestellt werden muss. Ich glaube, dass kein Modell gegenüber anderen bevorzugt werden darf. Dies nicht nur, weil die heutige Lebenswirklichkeit dem klassischen Familienbild nur noch zum Teil entspricht, sondern weil es per se keinen Grund gibt, das traditionelle Familienmodell gegenüber anderen Formen rechtlich besser zu stellen. Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ist somit für mich (nur) ein Baustein in einem generellen Umdenkprozess. Allerdings zeigt gerade der Widerstand aus der CDU/CSU, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist, zumal die dort vorgetragenen Bedenken jeglicher argumentativer Grundlage entbehren und sich einzig und allein aus einem Weltbild speisen, das seit Jahrzehnten unhinterfragt übernommen wird.
Beste Grüße,
Mike Nagler