Michail Nelken
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Frage von Dirk J. •

Frage an Michail Nelken von Dirk J. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Nelken,
der Senat sonnt sich ja gerade in dem Erfolg, dass der Anteil des Fahrradverkehrs in den letzten zwei Jahren stark zugenommen hat. Gleichzeitig ist es immer noch nicht zu dem Ausbau des wirklich kurzen fehlenden Radwegsstücks durch den Mauerpark gekommen, welches sowohl touristische Bedeutung (Mauerradweg, Radweg Berlin- Usedom), aber auch
eine sehr hohe Bedeutung für den Alltags(rad)verkehr hat. Das ist aber nur ein Beispiel für die fahrradfeindliche Politik in Pankow. (Unerträglich ist auch die Situation auf dem südlichen Ende der Schönhauser Allee. Wo der Radweg Richtung Norden auf dem sehr schmalen Bürgersteig verläuft. Da kommt es unvermeidlich zu einem ständigen Gerangel und einer gegenseitigen Gefährdung zwischen Fußgängern und Radfahrern.) Wie halten Sie diese Spannung aus? Bzw. was tun Sie damit auch im Bezirk endlich etwas für den Fahrradverkehr getan wird und insbesondere dieses verhältnismäßig kleine, aber von seiner Bedeutung für den Radverkehr im Bezirk Pankow erhebliche Stück Radweg im Mauerpark endlich angegangen wird?
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Jacobi

Michail Nelken
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Jacobi,

als Abgeordneter des _Landes_parlaments, der sehr für Dezentralisierung und Stärkung bezirklicher Selbstverwaltung eintritt, werde ich mich bei der Einwirkung auf Bezirkspolitik in Sachen Förderung des Fahrradverkehrs auf die öffentliche politische Debatte beschränken.

Und wie in vielen Fragen gibt es hier Meinungsverschiedenheiten. Sie betrachten offensichtlich den Bau eines Radweges durch den Mauerpark als einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Fahrradverkehrs, ich nur bedingt. Der Versuch von sehr borniert, egoistisch auftretenden Radweg-Lobbyisten im einzigen und zentralen Parkweg im Mauerpark (einer öffentlichen Gründanlage) einen vorhandene Weg mit einem Asphaltbelag für schnelles und bequemes Fahrradfahren zu belegen, ist aus für mich nachvollziehbaren Gründen in der BVV Pankow und am Widerstand von örtlichen Bürgerinitiativen gescheitert. Förderung des Fahrradverkehrs, für die ich mich einsetze, heißt nicht: Fahrradfahrer zu erst. Der Mauerpark ist zu aller erst ein Erholungsort für die Anwohner und ihre Gäste und wenn dort Fahrrad gefahren werden kann, wo für ich mich stets eingesetzt habe, so unter Beachtung des Vorrangs von Fußgängern und erholungssuchenden Parkbesuchern.

Einige Eiferer und Verbandsfunktionäre haben in dieser Debatte der Förderung des Fahrradfahrens einen Bärendienst erwiesen, weil sie der alltäglichen Denunziation "der Radfahrer" als rücksichtslos Vorschub geleistet haben. - Aber "die Radfahrer" gibt es ebenso wenig wie "die Autofahrer".

Zur Situation in der Schönhauser Allee habe ich eine andere Einschätzung als Sie. Ich Fahre diese Strecke fast täglich mit dem Rad. Der Fahrradweg ist relativ gefährlich. Die größte Gefahr für Radfahrer geht von Radfahrern aus: a) von solchen, die zu schnell fahrenden und solchen, die den Fahrradweg entgegengesetzt der jeweiligen Fahrradrichtung benutzen.

Der Radweg in Richtung Norden ist eher unproblematisch. Nur wenn die Besucher der beiden Gaststätten den Fußweg bevölkern und Passanten auf den Radweg ausweichen wird es eng. Da aber hier der Radweg bergauf führt, vorausgesetzt man benutzt ihn in der richtigen Richtung, kommt man mit gegenseitiger Rücksichtnahme schon klar. Viel gefährlicher ist der Radweg auf der anderen Seite bergab. Hier kommen Fahrradfahrer mit Geschwindigkeiten bis zu 40/45 Km/h runtergeschossen, wenn da mal jemand unachtsam den Radweg quert (Fußgänger, abbiegende Autofahrer, Radfahrer), kracht es lebensgefährlich. Ich habe hier in den letzten Jahren schon manch brenzlige Situation selbst miterlebt.

Hinzukommen im weiteren Verlauf auf beiden Seiten nach Norden Versorgungskästen, Haltestellenbereiche der Straßenbahn und sogar Laternen, um die sich der Fahrradweg schlängelt. Ab bestimmten Geschwindigkeiten wird dies alles sehr gefährlich. Die querenden bzw. linksabbiegenden Autofahrer fordern von Radfahrer hohe Aufmerksamkeit und Umsicht. Recht haben nutzt nichts.

Die Radwege auf der Schönhauser sind auch angesichts der hohen Benutzungsdichte ein echtes Problem, für das es kurzfristig keine bessere Lösung geben wird als gegenseitige Rücksichtnahme. Für eine Verbreiterung des Radweges in dem von Ihnen angesprochenen Bereich (südliche Schönhauser/ östliche Fahrbahn) gibt weder der Gehweg noch die Fahrbahn Raum. Fahrradfahrer, die es bei dichtem Fussgänger- und Kneipenverkehr eilig haben, sollten ebenso die Fahrbahn benutzen (und benutzen dürfen), wie die "Schnellfahrer" bergab.

Im Mauerpark sollte bei seiner Fertigstellung auch auf den westlichen Teilflächen die Möglichkeit einer fahrradfahrfreundlicheren Nord-Südquerung geprüft werden. Auch wenn der Radfernweg nach Usedom sinnvoller weise auf die Schönhauser zurückzulegen ist, so bleibt der Mauerradwanderweg im Mauerpark. Dabei ist der Radfernweg im Anschluss nach Norden über die Schwedter (Fahrradstraße!), den Schwedter Steg und die Norweger Straße (auch Fahrradstraße) auf dem alten Grenzweg weiterzuführen. Die jetzige Route über die schmale Fussgängerbrücke zwischen Sonnenburger und Schönfließer Straße, auf der Fahrradfahren verboten ist, ist absurd.

Im Schlosspark wenige Kilometer nördlich auf dem Radfernwanderweg nach Usedom scheint ja eine praktikable Anlage gefunden: teilweise Asphalt, mit Querrinnen zur Entschleunigung, - über weite Strecken lediglich eine breite wassergebundene feste Sand/Kiesdecke.

Solange der Platz hierfür im Mauerpark nicht gewonnen ist, müssen wir Fahrradfahrer mit der gepflasterten Schwedter Straße vorliebnehmen. Im Vergleich zu vielen anderen Kopfsteinpflasterstraßen befährt sich diese noch relativ angenehm.

Mit freundlichen Grüßen

Michail Nelken