Michael Ziegelmeir
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Frage von Ewald K. •

Sehr geehrter Herr Ziegelmeier, wie denken Sie über die Vorteile, die Geimpfte bekommen sollen, obwohl sie weiterhin das Virus übertragen können?

Antwort von
parteilos

Guten Tag Herr Kloiber,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Entscheidung, ob man sich gegen CovID19 impfen lässt, sollte jeder für sich selbst beantworten. Durch die wissenschaftlichen Empfehlungen des RKI und der WHO sowie den Ergebnissen von zahlreichen Studien weltweit halte ich eine Impfung persönlich für sehr sinnvoll. Sie senkt nicht nur die Schwere des Verlaufs, sondern reduziert auch die Übertragungswahrscheinlichkeit deutlich (s. auch https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/COVID-19.html;jsessionid=8E35C1D7961F3245D0CFB50F39BF4399.internet061). Eine "Impfpflicht" für Erwachsene lehne ich jedoch ab. Auch dürfen wir nicht in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft kommen, in der dauerhaft zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden wird. Beschränkungen, auch für Ungeimpfte, dürfen nur temporär sein, und nur bestehen bleiben, wenn die pandemische Lage dies unbedingt erfordert (z.B. weil dies unser Gesundheitssystem überfordert oder Menschen, die sich bspw. nicht impfen lassen können, unverhältnismäßig gefährdet). 

Hier sollten wir pragmatisch vorgehen. Das bedeutet, das besonders riskante Umgebungen wie Clubs, Großveranstaltungen etc. wohl zunächst noch Einschränkungen erfahren müssen - mindestens bis jeder die Gelegenheit hatte, sich zweifach impfen zu lassen. Die von Ihnen genannten "Vorteile" für Geimpfte sind ja in erster Linie eine Rückgabe der Grundrechte an diese Personengruppe. Auch Ungeimpfte sollten von diesen nicht dauerhaft ausgeschlossen werden. Falls sich die Pandemie nicht erneut unvorhersehbar entwickelt (z.B. durch eine weitere, gefährlichere Mutation, die ggf. auch Impfdurchbrüche auslöst), halte ich Regeln wie bspw. den 3G-Nachweis über den kommenden Winter hinaus für nicht gesellschaftlich vertretbar. 

Klar ist aber, dass die Impfung auch ein solidarischer Akt ist und entsprechende (kurzfristige) Anreize durchaus gesetzt werden können. Im Gegenzug kann es bspw. nicht sein, dass erforderliche Tests für Ungeimpfte weiterhin von der Gesellschaft getragen werden. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass ein 3G-Nachweis nicht für grundlegende Aktivitäten wie Einkaufen, ÖPNV oder den Besuch von öffentlichen Einrichtungen notwendig sein darf.

Viele Grüße, Michael Ziegelmeir