Überschätzt die Bundesregierung die sinnvollen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff? Versäumt Sie es zum einseitigen Wohle der H₂-Industrie für jeden Sektor die jeweils besten Technologien zu fördern?
Sehr geehrter Herr Thews,
die Frage richte ich an Sie, da sie stv. Vorsitzender des Umweltausschusses sind und als Mitglied der SPD zur Regierung gehören.
Zur Wasserstoffstrategie der Bundesregierung:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/die-nationale-wasserstoffstrategie.pdf?__blob=publicationFile&v=20
Wasserstoff (H₂) wird in einigen Sektoren eine zentrale Bedeutung haben, bspw. für eine klimaneutrale Stahlindustrie.
Ihre Strategie setzt aber auch in Bereichen auf H₂, in denen andere Technologien geeigneter sind, z.B. für PKWs, wo Akkus eine Option mit deutlich höherem Wirkungsgrad bilden.
Irritiert bin ich über Maßnahme 18, die (derzeit oft Erdgas nutzend und CO₂ ausstoßenden) Brennstoffzellenheizgeräte für Gebäude. Sofern ein Anschluss an das Stromnetz besteht, sollten ökostrombetriebene Wärmepumpen die deutlich energieeffizientere und günstigere Heizmöglichkeit sein.
Die Strategie scheint mir eine naive Fokussierung auf Wasserstoff als Allheilmittel zu haben.
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Fragen, auf die ich Ihnen gerne antworten möchte.
Ich denke nicht, dass die Bundesregierung die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff überschätzt. Im Rahmen des Klimaschutzgesetzes haben wir es uns zum Ziel gesetzt bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden. Wir sind deshalb in allen Bereichen auf die Bereitstellung klimaneutraler Energien angewiesen. Als wichtigem Energieträger der Zukunft kommt Wasserstoff dabei in der Industrie, im Verkehrssektor und im Gebäudebereich eine steigende Rolle zu. Ohne sauberen Wasserstoff in großindustriell hergestelltem Maßstab ist Klimaneutralität meiner Auffassung nach nicht zu erreichen. Dort, wo es sinnvoll ist, kann der Einsatz von Wasserstoff Windkraft und Solarenergie daher unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Thews
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