Frage an Michael Siethoff von Natascha P. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Prüll,
im Rahmen unseres Sozialkunde Leistungskurses beschäftigen wir uns intensiv mit den Wahlen 2009. Auch Ihre Partei steht bei uns im Blickpunkt. Ich würde Ihnen bezüglich Ihres Wahlprogrammes gerne einige, für uns als Schüler/innen und potenzielle Wähler/innen, relevanten Fragen stellen.
Wie stehen Sie im Allgemeinen zum Thema Familienpolitik? Was wollen Sie ändern und aus welchen Gründen? Wie wollen Sie sozial benachteiligte Familien unterstützen?
Wie stehen Sie zur Realschule Plus und zu der verkürzten Oberstufe? Wie wollen Sie die Schulabsolventen in ihrer Arbeitssuche unterstützen und wie die Universitäten?
Was ist ihre Grundidee um den Arbeitsmarkt wieder attraktiver zu machen? Wie wollen Sie Arbeitssuchende und Arbeitslose unterstützen?
Ich würde mich sehr über eine ausführliche Antwort freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
N. Preis
Hallo Frau Preis,
jetzt bin ich zwar nicht die Frau Prüll, aber ich antworte Ihnen natürlich trotzdem gerne!
Familienpolitik
Die Familienpolitik ist für uns sehr wichtig, denn für uns ist die Familie die Basis der Gesellschaft. Wobei es uns nicht nur um die reine "Wurfquote" geht, wie es leider allzu oft in letzter Zeit den Anschein hat. Familie ist da, wo füreinander Verantwortung übernommen wird! Zur Familie gehören für uns genauso ältere Menschen, die vor einigen Jahren noch viel mehr in das (Groß)Familienleben eingebunden waren. Allzu oft gibt es sog. Senioren-Singlehaushalte, was für die älteren Menschen bedeutet, dass sie alleine zurecht kommen müssen. Genauso geht den jungen Generationen viel Erfahrung verloren, ein Stück ihrer selbst geben sie freiwillig auf. Wir wollen das familiäre Miteinander wieder fördern. Wo dies nicht möglich ist, unterstützen wir die sog. Mehrgenerationenhäuser.
Darüber hinaus wollen wir uns für die Kinder stark machen, z.B. durch einen elternunabhängigen Kinderanwalt/-beistand in Sorgerechts- und Umgangsverfahren. Allzu oft geraten die Kinder hier zwischen die Fronten. Ebenso halten wir die Gleichstellung ehelicher und nichtehelicher Kinder für wichtig, denn den Kindern ist es egal, welches juristische Verhältnis ihre Eltern haben.
Finanziell unterstützen möchten wir Familien mit Kindern durch transparente Leistungen. Kindergeld, Elterngeld, Baugeld, Leistungen nach dem Unterhalts vorschussgesetz, Kinderwohngeld...es gibt einen Wust an Leistungsmöglichkeiten, wer soll da noch durchblicken? Ein Kind - eine Leistung. Dabei ist meiner Meinung nach das Elterngeld ein gutes Beispiel, wie man es falsch machen kann. Verdienen die Eltern gut, gibt es ein hohes Elterngeld. Haben sie wenig, gibt es weniger. Ist das für das Kind gerecht?
Schule
Die Realschule Plus ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung! Kindern mit 10-12 Jahren schon Vorgaben zu machen, wie ihr Leben zu verlaufen hat, halte ich für falsch. In dem Alter finden noch so viele Entwicklungen statt, so dass alle Möglichkeiten offen bleiben sollten. Die Pisa-Studie und ihre Folgestudien zeigen hier eindeutig, wo es am deutschen Bildungssystem krankt. Das Model Hauptschule-Realschule-Gymnasium ist jedenfalls kein Zukunftsmodell! Und das die soziale Herkunft wie in kaum einer anderen Industrienation den Werdegang der Schulbildung beeinflusst, ist ein Skandal. Studiengebühren und - wie in NRW - die Aufhebung der Schulbezirke fördern diese Ungerechtigkeit nur.
Der verkürzten Oberstufe stehe ich nur bedingt positiv gegenüber. Wollen wir Bildung vermitteln oder wollen wir möglichst schnell "Material" für den Arbeitsmarkt schaffen? Es ist für mich auch in erster Linie eine Aufgabe des Arbeitsmarktes, den Schul- und Universitätsabsolventen die Arbeitssuche zu erleichtern, ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Arbeitgeber benötigen Nachwuchs und haben ein vitales Interesse daran, dass sie möglichst motivierte junge Menschen finden, die sich in den Jobs wohlfühlen. Einrichtungen wie Berufsinformationszentren als gesellschaftliche Aufgabe halte ich aber durchaus für wertvoll!
Arbeitsmarktpolitik
In der Vergangenheit hiess es immer, dass die Senkung der Lohnnebenkosten DAS Allheilmittel wäre, um den Arbeitsmarkt attraktiver zu gestalten. Das ist sicherlich ein Aspekt, aber z.B. die Infrastruktur und das Bildungsniveau sind andere Aspekte. Hier wollen wir durch eine Förderung des Schienen- und Schiffahrtsverkehrs ansetzen.
Arbeitssuchende wollen wir durch eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive unterstützen. Es gibt in Deutschland schließlich einen Fachkräftemangel, der so abgemildert werden kann.
Diese Ein-Euro-Jobs halten wir für den falschen Weg! Mal davon abgesehen, dass es sich hierbei um ein Mittel handelt, die Arbeitslosenstatistik zu drücken, ist es eine Mär, dass hier keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen von berührt sind. Faire Arbeit - Faire Löhne! Eine Vollzeitarbeit muss ausreichen, um eine Familie ernähren zu können. Wir sind deshalb für einen branchenspezifischen Mindestlohn von 7,- bis 10,-€, je nach Berufssparte.
Ich hoffe, das Ihnen diese Antworten einen ersten Eindruck geben. Auf unserer Homepage www.tierschutzpartei.de können Sie sich zu den jeweiligen Themen ein ausführlicheres Bild machen.
Mit freundlichen Grüssen
Michael Siethoff