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Michael Siethoff
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Frage von peter b. •

Frage an Michael Siethoff von peter b. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Siethoff,

Sie haben ganz richtig ausgeführt, dass es in Deutschland Religionsfreiheit gibt und diese auch ein hohes Gut ist. Ich teile diese Meinung.

Auf der anderen Seite sind Sie gegen jegliche Form von Tierquälerei, bis hin zur Abschaffung jeglichen Fleischverzehrs. Ich esse gerne Fleisch und würde mich durch eine rein vegane Ernährung sehr eingeschränkt fühlen, vor allem in meiner Entscheidungsfreiheit.

Doch die eigentliche Frage ist:
Schächten ohne Betäubung des Schlachttieres ist nach unserem Gesetz Tierquälerei und nach meinem Kenntnisstand den Moslems offiziell verboten (den Juden jedoch nicht).

Darf denn der Moslem (bzw. der Jude) sich Ihrer Meinung nach auf Ausübung der Religionsfreiheit berufen, oder müssen diese Glaubensgemeinschaften sich unseren geltenden Gesetzen, bzw. der Ansicht der MUT beugen? Oder sollten sie koscheres Fleisch aus dem Ausland zu inportieren?

Mit freundlichen Grüßen
P. Bentrup

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Antwort von
Tierschutzpartei

Sehr geehrter Herr Bentrup, Hallo,

vielen Dank für Ihr Interesse. Um zunächst einmal auf Ihre nichtgestellte Frage einzugehen: Ja, wir sind gegen jegliche Form der Tierquälerei und eine vegetarisch/vegane Ernährung ist für uns erstrebenswert. Für die Tiere, für den Menschen (Stichworte wie Rheuma, Cholesterin…) und für die Umwelt (Stichworte wie Ressourcenverschwendung und klimaschädliche Gase). Wir wollen diese vegetarisch/vegane Ernährungsweise aber nicht durch Verbote oder Zwang erreichen, sondern in erster Linie mit Argumenten überzeugen. Sollten wir die gesetzgeberischen Möglichkeiten haben, würden sicherlich auch Maßnahmen hinzukommen, die über den Geldbeutel Anreize schaffen. Das Rauchen schädlich und ungesund ist, ist seit langem bekannt. Deshalb ist es aber trotzdem nicht verboten. Wir halten Verbote für ein nicht adäquates Mittel in der Politik und darf immer nur letztes Mittel sein.

Zu ihrer eigentlichen Frage: Der Moslem, der Jude, der Sikh, der Christ und alle anderen dürfen und sollen sich jederzeit auf die grundgesetzlich verankerte Religionsfreiheit berufen. Dafür ist die Religionsfreiheit ja da, damit sich eben alle darauf berufen können. Auch die, die keiner Religion angehören! Und genauso soll sich der Moslem, der Jude, der Sikh, der Christ und alle anderen an die geltenden Gesetze in Deutschland halten!

Das Wesen des Grundgesetzes ist ja, dass es eine größtmögliche Freiheit gewährt. Diese Freiheiten finden aber da ihre Grenzen, wo andere in ihren Freiheiten eingeschränkt werden. Nehmen wir mal eine fiktive Religionsgemeinschaft der Brillen-Nichtmöger. Die können Brillen und ihre TrägerInnen nicht mögen, soviel sie wollen. Vom Grundgesetz her dürfen sie Tempel bauen, so blödsinnig ich das auch finde. Wenn diese fiktive Religionsgemeinschaft nun käme und wollte jedeR/M BrillenträgerIn den linken Daumen abhauen, dann verstößt das gegen das Recht der körperlichen Unversehrtheit der Betroffenen.

Um es mal konkret auf das Schächten herunterzubrechen: Moslems und Juden sollen selbstverständlich wie alle anderen Gläubigen oder die eben nicht Gläubigen (ich erwähne das häufiger, weil ich selber keiner Glaubensgemeinschaft angehöre) ihre Religion ausüben. Es ist aber ein wesentlicher qualitativer Unterschied, ob ich eine Religionsausübung grundsätzlich verbiete oder ob ich einen bestimmten Ritus als nicht mit den Gesetzen vereinbar betrachte. Es gibt laut Grundgesetz das Staatsziel Tierschutz.

Ansonsten:
- Es ist richtig, dass das Schächten prinzipiell in Deutschland nicht erlaubt ist. Laut verfassungsrichterlichem Urteil sind hier allerdings auf Antrag Ausnahmen gestattet. Es wird also durchaus in Deutschland geschächtet.

- Geschächtetes/koscheres Fleisch aus dem Ausland zu importieren, kann natürlich keine Lösung sein. Deshalb kann die Lösung nur darin liegen, dass mit allen Beteiligten Wege gesucht werden, die alle zufriedenstellen. So was ist natürlich nicht immer möglich, aber miteinander zu sprechen löst viel mehr Probleme als man gemeinhin vermutet.

Mit besten Grüßen
Michael Siethoff