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Michael Schweiger
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Frage von Anja R. •

Frage an Michael Schweiger von Anja R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Schweiger,

ich befürworte eine klimafreundliche Entwicklung im Hamburger Verkehrsnetz. Allerdings erscheint mir - wie so vielen anderen - die Neuschaffung einer Stadtbahn sehr aufwändig und sehr teuer im Verhältnis zu Ausweitungen des existierenden Netzes.

Mich beschäftigt Folgendes:
Wie können Sie garantieren, dass die Stadtbahn andere Verkehrsmittel nicht negativ beeinflusst? Sprich: Eine Stadtbahn bräuchte viel Platz, wodurch der Straßenverkehr eingeschränkt würde. Sind die jetzigen Straßen überhaupt weit genug? Müsste nicht eine Verbreiterung der Straßen und eine Verschmälerung der Fuß- und Fahrradwege vorgenommen werden? Des Weiteren sagen Sie selbst: "Die Stadtbahn hat an Kreuzungen immer grün" - eine weitere Einschränkung für den Straßenverkehr, der sich anpassen muss.

Außerdem frage ich mich, ob es nicht z.B. sinnvoller wäre, mehr Busse, die mit erneuerbaren Energien fahren, anstelle der jetzigen einzusetzen UND anstelle einer wahrscheinlich sehr viel teureren Stadtbahn?

Überdies kann ich den vorgelegten Finanzierungsplänen keinen Glauben schenken, da wir alle wissen, dass die Kosten der meisten Projekte solcher Größenordnung weitaus größer ausfällt als geplant - und bei einem derartigen Eingriff in das Stadtbild allemal.

Mit freundlichen Grüßen,

Anja Reger

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Reger,

vielen Dank für Ihre Frage. In der Tat sind solche Infrastruktur Maßnahmen immer sehr teuer, langwierig und schaffen Tatsachen für viele Jahrzehnte. Gerade deshalb sprechen wir Grüne uns so intensiv für die Stadtbahn aus.
Zur Bewältigung des wachsenden Verkehrs ist eine Stadtbahn für Hamburg unverzichtbar, um nicht im Stau stecken zu bleiben. Busse sind kein Ersatz, sie haben ihre Kapazitätsgrenze schon lange überschritten und stehen außerdem genau wie Autos im Stau, während die Stadtbahn daran vorbei fährt. Nahezu alle Großstädte lösen ihre Verkehrsprobleme inzwischen mit Straßenbahnen. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf. Oft diskutierte Alternativen sind nicht billiger. Auch ist die Stadtbahn in keiner Weise Konkurrent bstehender ÖPNV (sonst wäre der HVV sicher nicht glühender Verfechter der Stadtbahn). Auch der PKW-Verkehr profitiert von der verkehrsfließenden (geregelte Grüne Welle an Kreuzungen) Strukturierung. Planungen belegen es, die Stadtbahn kann ohne weiteres verkehrlich und städtebaulich in den Straßenraum eingepasst werden. Natürlich wird es dafür auch an einigen wenigen Stellen eng, aber dennoch machbar und abgewogen.
Konkurrenz gibt es aber zu anderen Nutzungsansprüchen, z. B. gehen teilweise Parkplätze verloren. Autofahrer fürchten um ihre Vorrechte und protestieren. Besonders in Winterhude und Eppendorf formiert sich Widerstand - kein Wunder, dort gibt es schon heute die Möglichkeit, auf die Schiene auszuweichen. Dennoch werden alle HamburgerInnen, das ist meine feste Überzeugung, von der Einführung profitieren.

Sie fragen zu Recht nach möglichen Alternativen über den Ausbau des bestehenden Netzes. Hierzu möchte ich Anmerken, dass für den U-Bahnbau rund 100 Millionen Euro pro Kilometer aufgewendet werden müssen. Die Stadtbahn ist mit ca. 20 Millionen Euro pro Kilometer 5x günstiger. Und nicht nur die Kosten sprechen für die Stadtbahn: Sie ist schnell, leise, umweltfreundlicher, klimafreundlicher und mit den Betriebskosten günstiger als das Busangebot. Der Elektroantrieb der Stadtbahn macht unabhängig vom versiegenden Erdöl.

In der Tat gibt es in Hamburg einige Beispiele, in der kalkulierte Preise deutlich überschritten wurden. Der von uns mit Kraft verfolgte Planfeststellungsverfahren weist aber eine solide Kosten- und Finanzierungsstruktur aus. Das hat auch das Bundesverkehrsministerium bestätigt. Diese stellen voraussichtlich den Großteil der Mittel zur Verfügung. Ein weiterer Teil wird vom HVV getragen, so fallen für den ersten und wichtigen Streckenabschnitt zwischen Bramfeld und Eppendorf lediglich 54 Mill € an. Geld, das für die Zukunft Hamburgs bestens investiert ist.

Herzlichst Ihr

Michael Schweiger