Frage an Michael Schröter von Steffen P. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Schröter,
in Anbetracht der kommenden Wahlen möchten wir die örtlichen Kandidaten abfragen, wie weit das Engagement in Bezug auf die Reduzierung des Autoverkehrs und damit einer Wohnwertverbesserung in Steglitz geht. Uns ist klar, dass für u. a. Anliegen eine überbezirkliche Zusammenarbeit erforderlich ist, aber es geht um den Willen, Dinge voranzubringen:
1. Mittel- bis langfristige Wohnwertverbesserung der Schildhornstraße
• Straßenumbau mit mittigen Grünstreifen, Fahrradwegen, breiteren Gehwegen oder Tunnel
2. Mittel- bis langfristige städtebauliche Lösung für den Bereich Düppelstraße
• Hier ist generell zu überlegen, wie eine architektonische Lösung aussehen kann (Einfassung der Autobahn in Backsteinbögen (Shops) und damit gleichzeitig auch Lärmschutz
3. Schaffung und Verbesserung der Fahrradwegsituation
• Hier gibt es viel Potential, versuchen Sie einmal von Steglitz nach Mitte zur Arbeit oder in andere Bezirke mit dem Fahrrad zu fahren, man fährt oft gefährlich zwischen den Fahrzeugen
• Neue Fahrradwege lassen sich durch rote Kennzeichnung im ersten Schritt sicher zügig realisieren und man bringt automatisch mehr Leute aufs Rad und weniger ins Auto,
• Fördern von Kampagnen für Fahrgemeinschaften statt jeder allein im Auto zu Arbeit
Ihr Antwortschreiben würde ich gern zu unseren Nachbarn im Kiez kommunizieren.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mit freundlichen Grüßen
Steffen Philipp
Sehr geehrter Herr Philipp,
für Ihr Schreiben möchte ich mich ganz besonders bedanken. Ihr Rat, einmal mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Mitte zu fahren, ist gut. Tatsächlich fahre ich mit Ausnahme von Kälteperioden dienstlich ausschließlich Fahrrad, arbeite im Zentraum der Stadt, bin aber in vielen Bezirken unterwegs und kenne mich daher in der Berliner Verkehrssituation aus dieser Perspektive sehr gut aus. Da ich am Wochende aber auch öfter einmal Auto fahre, kenne ich das Verkehrsgeschehen auch aus dieser Perspektive und kann umso besser beurteilen, wie gefährlich Radfahren in Berlin tatsächlich ist.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern und Städten gibt es - um es einmal positiv auszudrücken - in Berlin noch viele ungenutzte Potentiale zur Förderung des Fahrradverkehrs. Ein flächendeckendes Fahrradnetz ist tatsächlich noch Fehlanzeige. Verkehrspolitische Illusionen wie der derzeitige Zustand der Schloßstraße als Auto-Hauptstrecke und zugleich Haupt-Einkaufsstraßen machen RadfahrerInnen das Leben zusätzlich schwer. Der ganze Bereich Schloßstraße krankt daran, dass ein wirkliches Verkehrskonzept jenseits des Autoverkehrs fehlt. Zugleich ist aber die Überladung mit Autos in fahrendem oder stehendem Zustand in diesem Kiez ein Hauptbeweis für die Feststellung im grünen Programm, dass mehr Autostraßen oder eine Konzentration auf den Autoverkehr eben nur mehr Autos anziehen und alles verstopft. Ich bin am Tag der Eröffnung von "das Schloß" mit dem Rad Richtung Schloßstraße gefahren und habe mal getestet, was dabei passiert. Tatsächlich war ich meiner Einschätzung nach mehrfach in lebensgefährlichen Situationen.
Bündnis 90 / Die Grünen haben sich hier im Bezirk bisher verkehrspolitisch nicht gegen die schwarz-gelbe Mehrheit durchsetzen können. Wenn es nach uns ginge, gäbe es ein ganzheitliches verkehrspolitisches Konzept für den ganzen Bereich Schloßstraße schon längst - zudem mit der parallel vorhandenen Autobahn eine Entlastungsstrecke bereits vorhanden ist.
Die Schloßstraße muß verkehrsberuhigt werden. Auch die angrenzenden Straßen müssen hiervon mit-erfasst werden, da sich sonst der Parksuchverkehr in die Nebenstraßen verlagert. Um diesen verkehrsberuhigten Bereich müssen einige Parkplätze als zentrale Anfahrtstellen ausgezeichnet und durch den ÖPNV angebunden werden. Der ÖPNV muß die Schloßstraße weiter bedienen können, zudem sollte es hier ein Fahrradspur geben. Mehr als Anliegeverkehr ist für PKW in der Schloßstraße und ihren Nebenstraßen dagegen nicht sinnvoll. Eine solche verkehrsberuhigte Zone im Bezirkszentrum würde - dass zeigt die Erfahrung aus den Stadtzentren von Städten wie z.B. Freiburg in Baden-Würtemberg oder Oldenburg in Niedersachsen - die Verkaufsmöglichkeiten für den Einzelhandel deutlich ins Positive steigern. Untersuchungen aus den genannten Städten, in denen die Grünen im Übrigen eine sehr starke Partei sind, haben gezeigt, dass sich jegliche Befürchtungen der Kaufleute ins Gegenteil gewendet haben: sie profitieren tatsächlich in €, während die BürgerInnen und AnwohnerInnen wesentlich mehr Lebensqualität haben.
Für größere Nebenstraße streben wir eine Fahrradsitution ähnlich Enlerallee und Südwestkorso an - eine Extra Fahrradspur neben der Autospur. Dem Ordnungsamt sollte auferlegt werden, dabei stärker zu kontrollieren, dass die Fahrradspur nicht tatsächlich als Park- oder Ausladespur für PKW funktioniert.
Der Lärmschutz bei der Autobahn ist auszubauen. Welche Form sich hier am besten realisieren läßt, muss im Einzelnen technisch geklärt werden.
Insgesamt sollte Steglitz-Zehlendorf wie andere Bezirke auch der Parkraumbewirtschaft bei Berücksichtigung von Anwohnerparkrechten unterliegen.
Für diese Ziele setze ich mich als grüner Direktkandidat ein.
Wenn Sie wie wir Grünen eine vorwärtsgewandte Verkehrspolitik für Steglitz-Zehlendorf und eine Ausweitung und Sicherung des Fahrradverkehrs erreichen wollen, so helfen sie mit, die nicht nur verkehrspolitisch konservative Mehrheit in diesem Bezirk zu durchbrechen - auch mit Ihrer grünen Bezirksstimme. Die Chancen stehen gut.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Schröter