Dr. Preusch, Michael
Michael Preusch
CDU
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Frage von Bettina D. •

Werden sie sich für folgende Forderung einsetzten?

Sehr geehrter Herr Preusch,
können Sie sich bitte dafür einsetzen, dass die Mittel aus dem Coronatopf, die fälschlicherweise im Klimatopf gelandet sind, jetzt nach dem Urteil des BVG wieder im Coronatopf landen und dort für Forschung, Weiterbildung der Ärzte und Gutachter und Infrastrukturausbau zur Betreuung von Erkrankten an Post Covid, Post Vac und ME/CFS eingesetzt werden.

Diese Krankheiten sind in ihrem Ausmaß - mehr als 2 Millionen Betroffene allein in Deutschland - nicht nur persönliche Tragödien, sondern auch mit enormen wirtschaftlichen Verlusten für unser Land verbunden.

Ich bin selbst schwer an Post Vac erkrankt. Vorher voll im Leben mit Arbeit und Familie, jetzt schwer krank, pflegebedürftig, schwerbehindert, arbeitsunfähig, kein Leben mehr, sondern nur ein Überleben. Daher bitte ich sie, sich dringend dafür einzusetzen, dass die Gelder, die nun einfach gestrichen werden sollen, für die Betroffenen, also für die Folgen der Pandemie eingesetzt werden.

Freundliche Grüße

Dr. Preusch, Michael
Antwort von
CDU

Inwieweit die finanziellen Mittel aus der Corona-Rücklage des Bundes genutzt werden können, wird man an Hand der Begründung des neuerlichen Urteils gut prüfen müssen. Leider hat die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP jegliche Warnungen im Vorfeld ignoriert. Mit dieser bewussten Fehlentscheidung sehe ich nun große Probleme in einer sicheren Finanzierung vieler Großprojekte – auch derer im Bereich Gesundheit.

Wir sind aktuell als Land Baden-Württemberg dabei ein Programm aufzulegen, welches speziell die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit ME/CFS und Long-/Post-COVID in den Fokus nimmt. Die Finanzierung hierzu wird aller Voraussicht nach aus den Corona-Rückstellungen des Landes erfolgen – diese werden damit im Gegensatz zum Bund sach- und fachgerecht für die Betroffenen eingesetzt.

In den vergangenen Monaten sind bereits verschiedene Maßnahmen und Projekte initiiert worden. So hat sich zum Beispiel die Gesundheitsministerkonferenz unter Vorsitz Baden-Württembergs dafür ausgesprochen, ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für Patientinnen und Patienten mit Langzeitfolgen von COVID-19 sowie ME/CFS zu schaffen. Zudem ist Anfang Oktober ein Modellprojekt der vier landeseigenen Universitätskinderklinika in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm gestartet, das die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID verbessern soll (Modellprojekt .„MOlekularimmunologische Charakterisierung & multimodal-multizentrische intersektorale VErsorgung von Long COVID im Kindes- und Jugendalter in Baden-Württemberg“ – MOVE-COVID-BW). Das Projekt unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg wird an den Sozialpädiatrischen Zentren der vier Universitätskinderklinika eine telemedizingestützte, sektorenübergreifende Versorgungsstruktur aufbauen und erproben. Gleichzeitig wird es mit einem neu aufzubauenden Baden-Württemberg weiten Patientenregister Daten für die weitere Erforschung des Krankheitsbildes sammeln. Wegen der Überschneidungen, die es zwischen Long-COVID und ME/CFS gibt, gehen wir davon aus, dass im Rahmen dieses Modellprojekts auch wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit ME/CFS gewonnen werden können.

Gleichzeitig kann ich allerdings Ihre Einschätzung nachvollziehen, dass von all diesen Aktivitäten (noch) zu wenig bei den Betroffenen ankommt. Insbesondere gibt es aus meiner Sicht (noch) zu wenige konkrete und vor allem auch keine flächendeckenden Versorgungsangebote für Menschen mit ME/CFS. Das hat auch, aber sicher nicht nur mit dem Umstand zu tun, dass es an ursächlichen Behandlungsmöglichkeiten für diese komplexe Erkrankung fehlt. Obwohl sie schon lange bekannt ist, konnten hinsichtlich der Erforschung ihrer Ursachen und ihrer adäquaten Behandlung noch keine Durchbrüche erzielt werden. Angesichts dessen hat der Sozialausschuss des Landtags sich ebenfalls Anfang Oktober in einem Fachgespräch mit hochkarätigen Expertinnen und Experten mit der Frage befasst, was jenseits der in allen Ländern zu verzeichnenden Intensivierung der Forschung konkret getan werden kann und sollte, um trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen die Versorgung konkret zu verbessern. Die dort gewonnenen Erkenntnisse werden in unser weiteres Vorgehen einfließen. So sehen wir vor allem die Notwendigkeit, Aufklärung und Fortbildung in Baden-Württemberg für alle Berufsgruppen und Einrichtungen, die sich um die Belange von schwer an Long COVID und/oder ME/CFS Erkrankten kümmern, zu stärken; dazu zählt auch, die fortlaufende Translation aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Instrumente dafür sind zum Beispiel interdisziplinäre Fallkonferenzen, definierte Patientenpfade sowie Case- und Care-Management. Zusätzlich bedarf es für Schwerstbetroffene der Einrichtung von multidisziplinären, multimodalen, aufsuchenden Versorgungskonzepten (mit Elementen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung) sowie von spezialisierten multidisziplinären Pflegeeinrichtungen. Schließlich ist die Entwicklung spezieller Rehabilitationskonzepte für ME/CFS, die das Leitsymptom der geringen Belastungstoleranz mit PEM berücksichtigen, dringend geboten. Entlang dieser Zielbeschreibungen werden wir unsere Arbeit im Bereich ME/CFS in den nächsten Monaten engagiert fortsetzen.

 

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Dr. Preusch, Michael
Michael Preusch
CDU