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Frage von Hannelore K. •

Frage an Michael Naumann von Hannelore K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Dr. Naumann,
Sie schreiben in Ihrem Programm, daß kein Schüler sitzen bleiben darf. Wie können Sie das gegenüber den leistungsstärkeren Schülern verantworten? Das ganze Niveau der Klasse fällt doch dann automatisch.
Und 2., wie soll eine Integration eines Gymnasiums in eine Stadtteilschule aussehen?
Ich wäre Ihnen für eine Antwort dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Hannelore Krause

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Krause,

es ist richtig, dass wir das Abschulen abschaffen wollen, das bedeutet aber keinen Nachteil für die leistungsstarken Schüler. Durch die Individualisierung des Unterrichts soll künftig allen Schülern, den leistungsstarken sowie den leistungsschwachen Schülern geholfen werden. Das bedeutet, dass Schulen bei einem Leistungstief eines Schülers, diesen eben nicht gleich abschulen, sondern durch individuelle Förderung unterstützen müssen.

Der Unterricht an Hamburgs Schulen muss mit Hilfe von Konzepten des individuellen Lernens und des Umgangs mit Heterogenität im Klassenraum weiter entwickelt werden. Unter Berücksichtigung der Bildungsstandards sind die Stundentafeln daher zu so genannten Kontingentstundentafeln weiter zu flexibilisieren und der Unterricht ist durch aktive Lernphasen individuell und passgenau auf die Schülerinnen und Schüler auszurichten. Es sind möglichst individuelle Aufgaben zu stellen und individuelle Lernvereinbarungen zu schließen. Dazu bedarf es einer gezielt aufgebauten und gesteuerten Infrastruktur, die allen Lehrerinnen und Lehrern ein entsprechendes Repertoire an Methoden und Instrumenten des individualisierten Lernens zur Verfügung stellt. Gleichzeitig muss das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte ausgebaut werden, um den Umgang mit Heterogenität zu erlernen.

Voraussetzung dafür, dass ein Gymnasium sich in eine Stadtteilschule umwandelt, ist die Bereitschaft der Eltern dies mitzutragen. Ist dieses nicht der Fall, wird es keine Umwandlung geben. Mit der SPD wird es keine Zerschlagung der Gymnasien geben. Gerade Schulpolitik kann nur erfolgreich sein, wenn sie auf breite Akzeptanz stößt. Daher wird es ein Nebeneinander von Stadteilschule und Gymnasien geben. Die Frage, für wie lange, liegt dabei in den Händen der Eltern.

Wir sind der Auffassung, dass sich aber auch die Gymnasien den schwierigen Anforderungen der heutigen Zeit besser stellen müssten. Über 50% aller Kinder gehen nach der Grundschule auf ein Gymnasium, aber nur 27% eines ganzen Jahrgangs machen dann dort auch das Abitur. Das kann nicht so bleiben. Gymnasien müssen sich besser auf heterogene Lerngruppen und die Förderung aller Kinder einstellen. Dadurch, dass mehr als 50 Prozent der Eltern ihre Kinder an den Gymnasien anmelden, sind die Gymnasien eben auch gefordert mit unterschiedlichen Leistungsständen der Kinder umzugehen. In gewisser Weise sind die Gymnasien schon jetzt die Schule für die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Michael Naumann