Frage an Michael Naumann von Philipp H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Naumann,
vor zwei Tagen habe ich von Ihrer Partei eine Wahlbroschüre erhalten.
In diesem Informationsheft geben Sie an, dass Sie sich bei einer Wahl zum Bürgermeister dafür einsetzen werden, dass es "gerecht zugeht in [Hamburg] und die Menschen sicher, gesund und in Freiheit leben können."
Gilt das auch für die schätzungsweise mehreren Tausend Cannabiskonsumenten in der Hansestadt Hamburg?
Sicher lebt diese Gruppe nicht, so lange sie vom Staat zum Kontakt mit kriminellen Strukturen gezwungen wird.
Gesund lebt diese Gruppe auch nicht, da der Schwarzmarkt die gesundheitlichen Interessen der Konsumenten mit Füßen tritt. Ein erschreckendes Beispiel ist Leipzig mit seinen vielen Bleiintoxikationen durch Cannabiskonsum.
Und werden die zahlreichen Cannabispatienten in Hamburg, die sich wegen der herrschenden Repression und Ungerechtigkeit nicht an die Öffentlichkeit trauen, auf etwas mehr Freiheit hoffen dürfen, wenn es zu einer SPD-geführten Bürgerschaft kommt?
Ich bin der Ansicht, dass die Kriminalisierung von kranken Menschen endlich aufhören muss, da es nicht gerecht sein kann, wenn Kranke nicht nur gegen ihr Leiden, sondern auch noch für ihre Medizin kämpfen müssen.
Gibt es Überlegungen in ihrer Partei die Zucht von wenigen Pflanzen zur Deckung des Eigenbedarfs zu erlauben? Dadurch könnte jeder Konsument sich autark vom Schwarzmarkt versorgen und würde genau wissen, dass keine Streckmittel in der Konsumware sind.
Für Cannabispatienten würde sich der Vorteil ergeben, dass spezielle Züchtungen angebaut werden könnten, die besonders gut bei bestehenden Leiden wirken.
Ich wünsche mir, dass ich als mündiger und erwachsener Cannabiskonsument in dieser schönen Stadt mitwachsen darf und nicht wie bisher als kriminelle Gestalt ein Schattendasein führen muss.
Mit besten Grüßen,
Philipp Heiden
Sehr geehrter Herr Heiden,
da der Besitz von kleinen Mengen Haschisch zum Eigenbedarf bereits straffrei ist und damit die Problematik im Sinne der Konsumenten weicher Drogen geregelt ist, sehe ich keinen Handlungsbedarf. Eine Legalisierung den Anbau von Hanf betreffend, lehne ich ab. Die Risiken des Konsums von Cannabis wurden lange Zeit unterschätzt. Neue Studien belegen bei einem regelmäßigen Cannabiskonsum eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Psychose zu erkranken, sowie ein hohes Abhängigskeitspotenzial.
Ich begrüße Anstrengungen, wirksame Arzneimittel auf der Basis von Cannabis zu entwickeln. Dies kann jedoch nur auf der Grundlage des Arzneimittelgesetzes und des Betäubungsmittelgesetzes erfolgen. Danach müssen insbesondere Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der eingesetzten Arzneimittel wissenschaftlich nachgewiesen werden. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können die entsprechenden Wirkstoffe als verkehrsfähige und verschreibungsfähige Betäubungsmittel in das BtMG aufgenommen werden. Dies ist bislang aufgrund klinischer Prüfungen für die Cannabis-Wirkstoffe Nabilon und Dronabinol erfolgt
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Naumann