Frage an Michael Naumann von Anna T. bezüglich Bildung und Erziehung
Herr Dr.Naumann,
Ich bin Schülerin und würde geren wissen, was Ihre Schwerpunkte im Bereich der Bildung sind, da sich alles sehr langsam entwickelt.
Auf baldige Antworten würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank
Liebe Anna Tahmasian,
das Recht auf Bildung ist ein Grundrecht in einer menschlichen Gesellschaft. Bildungschancen für alle und damit die Möglichkeit zum Aufstieg zu sichern - das sind Kernbereiche sozialdemokratischer Politik. Ich finde, Bildung darf nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängen.
Aber leider sind Hamburgs Eltern in den letzten Jahren durch immer neue Gebühren für staatliche Bildungsleistungen belastet worden. Deshalb werden wir die Vorschulgebühren und das Büchergeld abschaffen.
Um unser Ziel für mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, werden wir in Hamburg insbesondere folgende Maßnahmen umsetzen:
- Reform der Schulstruktur: Die soziale Ungleichheit verfestigt sich in Hamburg. Dazu hat ein Schulsystem maßgeblich beigetragen, das soziale Auslese begünstigt und nicht in der Lage ist, individuelle Begabungen zu erkennen und zu fördern. Immer weniger Schüler wollen die Hauptschule besuchen. Denn diese Schulform bietet den Schülern keine Perspektive mehr. Wir wollen allen Schülern neue Chancen eröffnen. Wir werden deshalb die Hauptschule abschaffen und die Zersplitterung der Hamburger Schullandschaft überwinden. Wir entwickeln Stadtteilschulen, an der jeder Abschluss und das Abitur nach 13 Jahren erworben werden kann. Wir werden kein Gymnasium gegen den Willen der Eltern abschaffen, sondern auch das Gymnasium verbessern. Diesen Weg der Reformen wollen wir zusammen mit den Eltern, ihren Kindern und den Lehrerinnen und Lehrern gehen. Langfristiges Ziel ist die Einführung einer Schule für alle.
- Gebührenfreies Bildungsjahr für 5-Jährige: Jedes Kind soll eine optimale Vorbereitung auf die Schule und bei Bedarf eine intensive Sprachförderung vor allem im letzten Jahr vor der Schule erhalten können. Gebühren schrecken jedoch gerade die Eltern von Kindern mit Sprachförderbedarf ab. Um wirklich alle Kinder erreichen zu können, werden wir das letzte Jahr vor Eintritt in die Schule - sei es in der Kita oder in der Vorschule - beitragsfrei gestalten.
- Bessere Chancen durch frühe Bildung: Wir wollen, dass alle Kinder unabhängig von der Lebenslage ihrer Eltern einen Anspruch auf Teilhabe an frühkindlicher Bildung nach ihrem individuellen Förderbedarf erhalten. Festgestellter Sprachförderbedarf und/oder sozialer und pädagogischer Bedarf eines Kindes führt wahlweise zur Bewilligung eines Ganztagsplatzes in der Kita oder in einem Bildungsgarten.
- Mehr Ganztagsschulen: Gerade Kinder aus sozial schwachen Familien brauchen mehr Zeit zum Lernen, um Defizite auszugleichen. Daher werden wir ein Ausbauprogramm von Ganztagsschulen mit 100 neuen Ganztagsschulen in sechs Jahren auflegen.
- Eine Verkleinerung aller Grundschulklassen: Alle Grundschulklassen in sozial benachteiligten Stadtteilen sollen nicht mehr als 18 Schüler haben, in anderen Stadtteilen nicht mehr als 20.
- Und schließlich mehr Chancen mit einem Schulabschluss: Wir wollen die Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss in den nächsten sechs Jahren um die Hälfte reduzieren. Dazu werden wir die Regelschulzeit von neun auf zehn Jahre anheben und Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten ab Klasse 8 einen schulischen "Mentor" zur Seite stellen, bis der Übergang in Ausbildung oder Arbeit gelungen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Naumann