Frage an Michael Müller von Florian S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Müller,
zunächst möchte ich von Ihnen wissen, ob es richtig ist, dass, wie der Tagesspiegel heute berichtet, es weiterhin keine Verbeamtung von Lehrern in Berlin geben wird. Sollte dies falsch sein, freue ich mich sehr über eine Richtigstellung. Sollte diese Information richtig sein, bitte ich Sie um eine Stellungnahme, was Sie persönlich und Ihre Fraktion planen, um die Wettbewerbsfähigkeit Berlins sowohl als Lehrer-Arbeitgeber als auch als Schulstandort (Stichworte: Qualität, Motivation der angestellten Lehrer) wieder herzustellen. Sehr treffend wurde die Situation gestern ebenfalls im Tagesspiegel dargestellt ( http://www.tagesspiegel.de/meinung/tschuess-herr-lehrer/5839084.html ): Berlin bildet aus, aber kann seine jungen Lehrer nicht halten. Vor allem diejenigen, die gut bis sehr gut abschneiden, kehren der Stadt den Rücken - vor allem, da sie es als eine Ungerechtigkeit empfinden, dass z. B. in Brandenburg und Hamburg (um nur die aus meinem Kenntniskreis attraktivsten Länder zu nennen) verbeamtet wird bzw. einfach ein weit höheres Einkommen angeboten wird. Den meisten geht es dabei übrigens nicht um die Verbeamtung: es geht schlicht um eine Gleichbehandlung. Aus dem selben Kenntniskreis weiß ich, wer bleibt: Lehrer, die sich als Quereinsteiger oder über den zweiten Bildungsweg qualifizieren, da diese sich in Berlin schon so stark verankert haben, dass sie die Einbußen in Kauf nehmen, mäßige Absolventen, da diese in anderen Bundesländern wenig Chancen haben und einige wenige Idealisten. Zusammengefasst ist es also ein Hoffen auf Idealisten, dass die Bildungqualität in Berlin nicht absinkt. Wie will Berlin junge, engagierte, gute und von modernen Lehrmethoden überzeugte Lehrer/innen halten? Die Antwort "durch Anhebung des Einstiegsgehalts" ist mir dabei schon bekannt, diese vernachlässigt jedoch, dass diese Einstiegsgehaltsstufe bis zur Rente beibehalten wird somit keine Aussicht auf eine Anhebung besteht. Vielen Dank
Florian Scholz.
Sehr geehrter Herr Scholz,
in den rot-schwarzen Koalitionsverhandlungen wurde entschieden, dass die Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin weiterhin nicht stattfindet. 2004 wurde mit der Unterstützung aller Parteien der Berliner Landespolitik beschlossen, Lehrerinnen und Lehrer künftig als Angestellte und nicht als Beamte einzustellen.
Seit der Regierungsübernahme von Klaus Wowereit 2001 hat die SPD den Schuldenabbau vorangetrieben, denn solide Finanzen sind auch die Grundlage für mehr Generationengerechtigkeit. Anders als die Renten werden Pensionen von Beamten aus den laufenden Steuereinnahmen der Länder bezahlt, wodurch die entstehenden Pensionsforderungen auf das Konto nachfolgender Generationen gehen und diese damit belasten.
Wir nehmen die Forderungen der angestellten Lehrerinnen und Lehrer in Berlin und die Abwerbung von gut ausgebildetem Personal sehr ernst. Deshalb hat 2009 eine deutliche Anhebung des Lehrergehalts stattgefunden, das Einstiegsgehalt wurde um 1200 Euro brutto auf 3846 Euro erhöht. Zudem wurden deutlich mehr Studien- und Referendariatsstellen geschaffen.
Die wichtigste Voraussetzung für guten Unterricht sind gut und in ausreichender Anzahl ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Deshalb wurde in den Koalitionsvereinbarungen festgehalten das Unterrichtsausfall und Lehrermangel verhindert werden müssen und verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte eingeführt werden. Dabei sollen die Schulen ein eigenes Budget erhalten, mit dem sie das Fortbildungsprogramm den jeweiligen Bedürfnissen der Schule entsprechend ausrichten können. Für die Arbeit an Brennpunkten sollen die besten Lehrkräfte durch besondere Anreize, wie beispielsweise weniger Stunden, begleitende Fortbildungen, Coaching und Supervision, gewonnen werden.
Wie angesichts der Finanzlage Berlins zusätzliche Anreize für angestellte Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Berufslaufbahn geschaffen werden können, wie zum Beispiel durch weitere Lohnsteigerungen oder Stundenminimierung, wird noch geprüft.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Müller