Michael Kronawitter
WASG
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Frage von Armin U. •

Frage an Michael Kronawitter von Armin U. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Kronawitter,
viel Glück für den Wahlkampf zuvor. Meine Frage soll gleichzeitig eine grundsetzliche Anregung sein: Das Berlin irgendwie aus den Schulden heraus muß, wissen wir alle, und daß nirgendwo mehr "gespart" (sprich: Kosten auf Personen umgelagert, die sich nicht wehren können) auch. Wie stellen Sie sich vor, werden Werte geschaffen? Wie muß ein Banken- oder Kreditsystem aussehen, die Wertschöpfung erlaubt?

Vielen Dank

Armin Ulrich

Antwort von
WASG

Hallo Herr Ulrich,

eine kurze e-mail-Kommunikation kann der Komplexität Ihrer Fragen leider kaum gerecht werden. Trotzdem ein Anfang: Werte werden durch menschliche Arbeit geschaffen. Die Steigerung des Wertes einer "Ware" kann nur durch die Hinzugabe einer bestimmten Menge an menschlicher Arbeitskraft geschehen. Die Arbeitskraft einer Schuhmacherin ist notwendig , damit aus einem Stück Leder ein Paar Schuhe werden - womit das Leder an Wert gewonnen hat. Ein neues Kredit- und Bankensystem kann schwer auf Landesebene geschaffen werden. Grundsätzlich sollte die Macht der Großbanken begrenzt werden. Langfristig ist das Ziel der Abschaffung von Zinsen ins Auge zu fassen.

Leider werden sich für mich als potentiellen Abgeordneten weniger die Fragen nach der Umsetzung eines neuen Wirtschaftssystems stellen, als vielmehr dem üblichen Gerede von der Alternativlosigkeit der "Sparpolitik" etwas entgegenzusezten. Zum Nachdenken regen dabei folgende Fakten an: das obere 1/10 der Bevölkerung in Deutschland besitzt 50% des Vermögens. Die untere Hälfte der Bevölkerung ist mit nur 4% am Vermögen beteiligt. Und: Die Schulden aller öffentlichen Haushalte in der Bundesrepublik belaufen sich derzeit auf etwa 1.400 Milliarden Euro. Grosse Teile der Steuereinnahmen können nicht für sinnvolle Ausgaben verwandt werden, weil sie für die Zahlung von Zins- und Zinseszins verschleudert werden. Insofern ist die Forderung nach Reduzierung des öffentlichen Schuldenstands nachvollziehbar. Allerdings: Die Schulden der öffentlichen Hand sind zugleich private Vermögen. Diese Vermögen wurden zum größten Teil nicht erarbeitet, sondern von Generation zu Generation weitervererbt und durch akkumuliertes Vermögenseinkommen vermehrt. Das betrifft insbesondere die Vermögen jener 760.000 reichsten BürgerInnen, die über mehr als 1 Million Euro Nettogeldvermögen verfügen. Würde dieses Geldvermögen der Reichsten, soweit es die Eine-Million-Grenze übersteigt, mit 100 Prozent Erbschaftssteuer belegt, wäre die öffentliche Hand nach nur einem Generationenwechsel schuldenfrei. Ohne eine einzige Sozialkürzung und ohne Einschnitte bei über 99 Prozent der Bevölkerung.
In diesem Sinne, mit freundlichem Gruss, Michael Kronawitter