Frage an Michael Kretschmer von Lutz W. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Kretschmer,
Der vom Flugverkehr, insbesondere Frachtflugverkehr verursachte Klimaschaden ist zu anderen Verkehrsträgern überdurchschnittlich hoch.
• Am Flughafen Leipzig- Halle (Frachtfluganteil 82,4%) ist der durch Starts/ Landungen
entstandene CO2 Ausstoß (LTO- Zyklus) von 2008 zu 2018 von 88.090 Tonnen auf 129.825 Tonnen gestiegen (47,3%)
• Mit 1,77 Tonnen CO2 pro Start/ Landung hat der FLH die höchsten LTO- CO2 Ausstoß aller deutschen Flughäfen. Zum Vergleich am Flughafen Dresden liegt der CO2- Ausstoß pro S/L bei 0,75 Tonnen.
• Der vom FLH, auf Basis von Vergleichsrechnungen mit anderem deutschem Flughafen,
ausgehende Klimaschaden liegt bei c. 150 Mio.€. *
Verantwortlich für den Betrieb des FLH und damit auch für die Emissionsschäden ist die sächsische Landesregierung.
Meine Fragen:
1. Warum hat der FLH der höchste CO2- Ausstoß pro Start/ Landung aller deutschen Flughäfen?
2. Was hat Ihre Regierung in den letzten Jahren konkret unternommen (z.B. durch Verordnungen, Betriebsgenehmigungen, Betriebsbeschränkungen, u.a.), diesen CO2- Ausstoß im direkten Umfeld des Flughafens zu senken.
3. Wird es in den nächsten Jahren eine weitere Steigerung des CO2 Ausstoßes geben?
4. Wenn JA, welche CO2- Steigerungsraten/ Jahr plant die sächsische Landesregierung?
5. Wie hoch wird der CO2 – Ausstoß in 5 Jahren sein?
Mit freundlichen Grüßen
L. W.
Sehr geehrter Herr W.,
der CO2-Ausstoß des Flughafen Leipzig Halle ist tatsächlich vergleichsweise hoch. Dies liegt vor allem an dem großen Frachtfluganteil, den Sie in Ihrer Frage bereits ansprechen. Klar ist: so darf es nicht weitergehen. Deshalb müssen wir Alternativen kostengünstiger machen, zum Beispiel den Bahnverkehr. Und wir müssen dafür Sorge tragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Der Flughafen Leipzig Halle hat am 19. Juli 2019 das Ziel „Netto Null“ bis 2050 formal beschlossen. Damit wird der Weg zu einem nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Luftverkehr gewiesen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Maßnahmen in mehreren Bereichen realisiert:
* Energieversorgung: Ausschöpfung der regionalen Möglichkeiten zur klimafreundlichen Energieversorgung, Energieerzeugung- und Versorgung durch den Einsatz regenerativer Energien (z.B. Solarstrom, Windkraft)
* Gebäudetechnik: Optimierung der Klimatisierung von Terminals, Bau nachhaltiger Gebäude mit niedrigem Energieverbrauch, energetische Optimierung von Neubauprojekten, Terminals und Bürogebäuden
* Fuhrpark/Mobilität: Umstellung der Fahrzeuge auf dem Vorfeld auf alternative Antriebe, Ausbau und Umstellung auf Elektromobilität bzw. alternative Kraftstoffe
* Flughafenspezifische Anlagen: Umstellung der Befeuerung von Start- und Landebahnen auf LED-Technologie, Optimierung von Fluggastbrücken und Gepäckförderanlagen
Darüber hinaus unterstützen die Flughäfen die Fluggesellschaften bei der CO2- Reduktion. Beispiele:
* Die Versorgung der Flugzeuge mit Bodenstrom (GPU) hilft, die Abgas- und Lärmbelastung durch Hilfstriebwerke zurückzuführen
* Die Rollverkehre der Flugzeuge sollen durch Schleppverfahren reduziert werden
* Umweltbezogene Entgelte geben den Airlines einen Anreiz, noch emissionsärmere Flugzeuge einzusetzen
Neben technischen Entwicklungen und Einsparungen kommt es auf den verstärkten Einsatz regenerativer Treibstoffe an. Um den Luftverkehr zukunftsfähig zu machen, müssen synthetische Kraftstoffe entwickelt werden, die klimaneutral hergestellt werden. Unter heutigen Bedingungen ist dieser Kraftstoff auf dem Weltmarkt drei bis fünfmal so teuer wie herkömmliches Kerosin. Damit die Fluggesellschaften den Treibstoff auch tanken können, muss dieser zu wettbewerbsfähigen Preisen und in großen Mengen hergestellt werden. Die deutschen Flughäfen begrüßen deshalb ausdrücklich das vom Bundesumweltministerium angekündigte Aktionsprogramm für strombasierte Brennstoffe.