Frage an Michael Kretschmer von Jutta B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Guten Tag! Mit welchen Mitteln und in welchem Zeitraum wollen Sie den Ökolandbau in Sachsen voranbringen? Wir brauchen in Deutschland und natürlich auch in Sachsen dringend eine Agrarwende!! Gelder aus Brüssel, vom Bund und aus Sachsen dürfen nicht mehr "nach Fläche" vergeben werden. Es müssen endlich DIE großzügige Unterstützung erfahren, die durch ihre Art zu wirtschaften Umwelt und Grundwasser schützen. DAVON LEBEN WIR ALLE! J. Berndt
Liebe Frau B.,
die sächsische Landwirtschaft, unabhängig davon ob konventionell oder ökologisch produzierend, ist in wirtschaftlicher Hinsicht und mit Blick auf die Pflege unserer Kulturlandschaft weiter zu fördern (insbesondere Investitionsförderung). Der Erhalt und die Entwicklung aller Betriebsformen in der Landwirtschaft ist aus unserer Sicht anzustreben.
Unser Leitbild der Landwirtschaft als Sächsische Union ist modern, tierartengerecht, den Boden schützend und Wertschöpfung in die Regionen bringend. Dieses Leitbild ist allerdings nicht geprägt von der Diskussion über die Frage: Ist ausschließlich „klein“ gut oder ausschließlich „groß“ schlecht, oder ist es umgedreht? Wir richten unseren Blick darauf, wie der Acker bewirtschaftet und wie das Tier gehalten wird, nicht aber darauf, ob um das Tier herum noch fünf oder 500 weitere Tiere leben.
In diesem Jahr unterstützen wir die Landwirtschaft in Sachsen z. B. mit allein 39 Millionen Euro für die besonders umwelt- und klimagerechte Bewirtschaftung ihrer Flächen. Mehr als 3.500 Antragsteller haben sich im Rahmen des sächsischen Agrarumwelt- und Naturschutzprogramms freiwillig verpflichtet, für mindestens fünf Jahre ihre Flächen natur-, umwelt- und klimaschutzgerecht zu bewirtschaften. So darf bei den meisten Vorhaben auf Ackerland kein Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln erfolgen. Auch werden Ackerflächen vollständig aus der Produktion genommen (Programm „Naturschutzbrachen und Blühflächen im Ackerland“). Sie sollen damit Vögeln und anderen Wildtieren - insbesondere Insekten - Lebensraum und Nahrungsangebot bieten.
Mit der besonders umwelt- und klimagerechten Bewirtschaftung sind ein höherer Aufwand und geringere Erträge verbunden. Der so entstehende Einkommensverlust wird durch die Agrarumweltprämie teilweise ausgeglichen.
Tiere sind unsere Mitgeschöpfe; ihr Wohlbefinden ist eine Verpflichtung für alle Menschen, die mit Tieren umgehen. Der Tierschutz steht als Staatsziel im Grundgesetz, wie auch in der Sächsischen Verfassung und ist damit eine verbindliche Leitlinie für unsere Politik. Es ist für die Sächsische Union nicht entscheidend, wie viele Tiere zusammen gehalten werden, sondern wie sie gehalten werden. Deshalb achten wir bei der Förderung tierhaltender Unternehmen grundsätzlich darauf, dass die zu unterstützende Tierhaltung nach den Standards des Tierwohls und im Interesse der dort lebenden Menschen erfolgt. Schließlich werden jährlich diejenigen Betriebe, die in herausragender Form tierwohlgerechte und umweltverträgliche Tierhaltung in Sachsen betreiben, öffentlichkeitswirksam ausgezeichnet.
Die Förderung des Ökologischen Landbaus erfolgt im Freistaat Sachsen bereits seit vielen Jahren auf höchstem Niveau. Aus diesem Grund hat sich die Fläche, auf der ökologischer Landbau in Sachsen betrieben wird, in den letzten 20 Jahren von ca. 12.500 ha auf ca. 58.000 ha erhöht (von 190 auf 600 Betriebe). Eine weitere Steigerung der Anbaufläche ist zu erwarten. Im Juli 2017 wurde zudem ein „Aktionsplan zur Stärkung des ökologischen Landbaus im Freistaat Sachsen“ veröffentlicht. Aufbauend auf einer Analyse des derzeitigen Entwicklungsstandes werden Handlungsfelder und Maßnahmen dargestellt, mit denen der Frei-staat Sachsen die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Ökolandbaus setzt.
Stets zu beachten gilt, dass die Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft eigenverantwortlich unter Beachtung aller wirtschaftlichen Faktoren über Art und Weise ihrer Produktion selbst entscheiden müssen. So, wie wir unsere die Landwirte kennen, produzieren sie nur das, was durch den Verbraucher auch gekauft wird und setzen dabei gerne auch höhere Standards in Produktion und Tierhaltung um, sofern dieser Mehraufwand oder die daraus resultierenden Mindererträge durch den Verbraucher entsprechend honoriert werden.