Frage an Michael Kießling von Petra S. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Kießling,
mich beschäftigt sehr die Impflicht, die ja nächstes Jahr eingeführt werden soll. Ich bin selbst Mutter eines Kleinkindes und möchte auch in Zukunft noch selbst entscheiden dürfen, ob ich mein Kind impfen lassen möchte und wenn ja welche Impfungen es bekommen soll. Als Mutter möchte ich verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen und es würde mich sehr interessieren ob Sie die Stellungnahme der „Ärzte für Individuelle Impfentscheidung e.V.“ kennen. Wenn nicht sende ich Ihnen diese gerne zu. Wenn ich richtig informiert bin haben Sie auch Kinder. Wie gehen Sie selbst mit dem Thema Impfen um.
Mit herzlichen Grüßen
P. S.
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Lassen Sie mich zunächst verdeutlichen, dass unsere bisherigen Anstrengungen durch Informationskampagnen und Erinnerungssysteme leider nicht dazu geführt haben, dass die Impfquoten in Deutschland auf mindestens 95 Prozent erhöht werden konnten. Das ist die notwendige Quote, um Masern erfolgreich zu eliminieren. Dabei orientieren wir uns an dem angestrebten Ziel der Röteln- und Masernelimination der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Damit in der Bundesrepublik niemand mehr an Masern erkranken muss, ist unser Beschluss des Masernschutzgesetzes nur folgerichtig. Der weltweite Anstieg an Masererkrankungen, die zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten gehören, ist besonders schwer zu akzeptieren, da gut verträgliche und hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen. Ich befürworte das Masernschutzgesetz, da nicht nur die Gewährleistung des individuellen Schutzes ermöglicht wird, sondern auch die sogenannte „Herdenimmunität“ gefördert werden. Darunter ist der Schutz von Menschen zu verstehen, die aus verschiedenen (medizinischen) Gründen nicht selbst aktiv geimpft werden können. Also jene Personen, die auf hohe Impfquoten angewiesen sind. Dazu gehören neben Neugeborenen bis zum Alter von neun Monaten auch ältere, Menschen, chronisch Erkrankte oder Schwangere - Menschen, denen auch Ihre Kinder begegnen können. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts können insgesamt ca. zwei Prozent der Bevölkerung (d. h. ca. 1,7 Millionen Menschen) nicht selbst gegen Masern geimpft werden und sind auf hohe Impfquoten in ihrer Umgebung angewiesen. Gleichzeitig muss hervorgehoben werden, dass keine spezifische Behandlung dieser Krankheit existiert. Das hat zur Folge, dass bei einer Ansteckung lediglich die Symptome behandelt werden können.
Und um das Risiko dieser Infektionskrankheit weiterhin zu verringern, setzt sich die Bundesregierung bewusst für das Impfen gegen Masererkrankungen ein. Da der Staat, neben seinen Pflichten gegenüber jedem einzelnen Menschen, auch die Pflicht das öffentliche Ziel des Gesundheitsschutzes zu verfolgen hat, hoffe ich hier auf Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Kießling