Frage an Michael Kauch von Frank W. bezüglich Finanzen
Der Historiker Götz Ali hat vor einigen Monaten mit seinem äußerst umstrittenen Buch "Unser Kampf 1968" die 68er Bewegung verunglimpft und deren Methoden mit denen der Nazis verglichen. Nunmehr wird bekannt, daß sein Buch historisch nicht haltbare "Tatsachen" behauptet, die die Grenze zur Geschichtsfälschung überschreiten. Zu Einzelheiten verweise ich auf den Presseartikel aus der Frankfurter Rundschau vom 6.5.2008.
Skandalös ist in diesem Zusammenhang aber die Tatsache, daß die Bundeszentrale für politische Bildung einen Teil der ersten Auflage aus Steuermitteln aufgekauft hat und auch noch zur Verbreitung dieser Geschichtsfälschung beiträgt.
Ich gehe davon aus, daß Ihnen die Angelegenheit bis jetzt weitgehend unbekannt geblieben ist, möchte Sie aber ausdrücklich davon in Kenntnis setzen und Ihnen Gelegenheit geben, Ihre Kontrollfunktion gegenüber der Regierungsinstitution wahrzunehmen.
Bitte teilen Sie mir mit, welche Schritte Sie hierzu zu unternehmen gedenken bzw. schon unternommen haben.
Sehr geehrter Herr Wilke,
Götz Aly hat sich als Geschichts- und Politikwissenschaftler insbesondere im Zusammenhang mit der NS-Forschung einen Namen gemacht.
Wenn Herr Aly in seinem Buch "Unser Kampf 1968 - ein irritierter Blick zurück (2008)" die deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre untersucht und - damals selber Mitglied des linksextremen Spektrums - zu dem Schluss kommt, dass die 68er ihren Eltern, der nationalsozialistischen Generation von 1933, weitaus ähnlicher gewesen seien, als sie dies selbst wahrnehmen wollten, dann mag es kaum erstaunen, dass der Aufruhr und Empörung in diesem Personenkreis groß ist. Die von Aly angeführten Indizien des "anti-bürgerlichen Impetus", "des Antiamerikanismus" und die Verherrlichung linker Willkürherrschaft und Tyrannen unterstreichen seine Argumentation.
Natürlich will Aly mit seinen Thesen für Aufruhr sorgen und eine kontroverse Diskussion in Gang bringen. Dies ist meines Erachtens kein ungewöhnlicher Vorgang, auch wenn man die jeweilige Auffassung nicht immer vertreten oder nachvollziehen mag.
Gerade deswegen spreche ich mich, insbesondere mit Blick auf wissenschaftliche Publikationen, gegen Maulkörbe, Zensur oder Verbote aus. Gerade die Meinungs-, Wissenschafts- und Berufsfreiheit müsste doch auch Anliegen der ehemaligen 68er sein.
Ich denke, dass politische Bildung auch immer Kontroversen aufnehmen muss. Daher habe ich am Vorgehen der Bundeszentrale für Politische Bildung nichts zu beanstanden.
Beste Grüße
Michael Kauch