Frage an Michael Fuchs von Hartmut Frank M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Dr. Fuchs!
Als eines der größten Probleme sehe ich die Auswanderung an. Herr Henkel, den ich nicht uneingeschränkt und häufig unterstütze, hat das auf einen einfachen Nenner gebracht:
Gut qualifizierte Leute gehen, schlecht qualifizierte Leute kommen. M.E. bringt es gar nichts, dass die EU eine Blue Card einführen will. In Afrika gibt es gar nicht 20 oder 50 Mio. Hochqualifizierte, die hier herkommen möchten. Auch wenn das der zuständige EU-Kommissar Frattini uns weismachen möchte. Hochqualifizierte haben auch dort oftmals schon gute Chancen.
Meine Frage konkretisiert gestellt:
Wie wollen Sie bei der kommenden Freizügigkeit für die neuen EU-Staaten darauf achten, dass Gering-und Normalqualifizierte einheimische Arbeitskräfte nicht unter starken Druck kommen?
Und warum will Ihre Partei Studiengebühren und so Menschen von einem Studium abhalten?
Meines Erachtens wäre es besser, wenn man die Menschen im nachhinein an den Kosten beteiligen würde. So wie es die schwarz-grüne Kaolition in Hamburg nun vor hat.
Nur müsste das eine angemessene Beteiligung sein. Denn jeder zweite Mediziner verlässt heute unser Land. Eine Arztausbildung kostet dem Steuerzahler laut Herrn Henkel- u.a. schreibt er das in seinem Buch- angeblich bis zu 500.000 Euro.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Frank Mueller
Sehr geehrter Herr Mueller,
Ihre Einschätzung teile ich: Die Abwanderung junger Menschen ist ein Problem: Im Jahr 2006 haben 145.000 junge Deutsche ihrem Land den Rücken gekehrt – eine erschreckend hohe Zahl, Tendenz leider steigend. Dabei handelt es sich um gut ausgebildete, potentielle Leistungsträger, die in Deutschland keine Perspektive für sich sehen. Mittlerweile ist unbestritten, dass das Humankapital einer Gesellschaft zum entscheidenden Standortfaktor im globalen Wettbewerb geworden ist. Jeder siebte Student, der in Deutschland promoviert, wandert in die USA aus, fast ein Drittel von ihnen bleibt auf Dauer, so dass mittlerweile über 20.000 deutsche Nachwuchsforscher in den USA arbeiten.
Das sind Zahlen, die uns alarmieren. Wir werden darum alles tun, um den „Brain Drain“ zu stoppen und in einen „Brain Gain“ zu wandeln. Die Menschen in unserem Land sind unsere wertvollste „Ressource“. Die verstärkten Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung sind darum ein richtiger Impuls. Bis 2009 wird die Bundesregierung 14,7 Mrd. € investieren - das ist ein wichtiges Signal für den Forschungsstandort Deutschland. Im globalen Wettbewerb um Arbeitsplätze und Produktionsstandorte wird die Qualität der Ausbildung in allen Bereichen der Arbeitswelt eine immer bedeutendere Rolle spielen. Das ist zugleich unsere Chance, und hier greift die Bildungs- und Forschungspolitik der Union.
Widersprechen möchte ich Ihnen bezüglich Ihrer Auffassung, dass wir junge Menschen durch Studiengebühren von der Ausbildung abhalten. Studienplätze sind Leistungen, die nur Teile der Gesellschaft in Anspruch nehmen, aber viele andere mitfinanzieren: in Deutschland tragen Beschäftige in Ausbildungs- und Lehrberufen durch ihre Steuern und Abgaben rund 90 Prozent der akademischen Ausbildungskosten. Darum ist der Eigenbeitrag der Studierenden gerecht und legitim. Die Chancengerechtigkeit im Bildungssystem muss aber bestehen bleiben – das ist unbestritten. Jeder, der die Fähigkeiten und Talente für ein Hochschulstudium besitzt, muss studieren können. Die Erhebung von Studiengebühren liegt allerdings in der Verantwortung der Bundesländer. Sie sind angehalten, Gebühren in einem sozial verträglichen Maß zu erheben sowie durch das Angebot zinsgünstiger Darlehen, die erst nach Abschluss des Studiums und mit Eintritt in eine Beschäftigung zurückgezahlt werden müssen, zur sozialen Abfederung beizutragen. Daneben gibt es nach wie vor die Förderung durch das BAföG sowie anrechnungsfreie Hinzuverdienstmöglichkeiten für Studierende.
Wir von der Union vertreten die Auffassung, dass sozial verträgliche Studiengebühren zu mehr Qualität in der Hochschulbildung führen. Darum profitieren davon in erster Linie die Studierenden selbst und schließlich auch die gesamte Gesellschaft, denn gut ausgebildete junge Menschen sind die Basis für unsere Zukunft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Fuchs MdB