Frage an Michael Fuchs von Martin K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Fuchs,
sind Sie in der gestrigen Ausgabe der WAZ wirklich richtig zitiert worden?:
"Ich habe gegen Fracking nichts einzuwenden, wenn Umwelt- und Trinkwasserschutz gewährleistet sind. Bedenken von Kritikern wies er zurück. In Deutschland gebe es „viel höhere Umwelt- und Sicherheitsanforderungen als in den USA“, sagte Fuchs. „Die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten muss möglich sein“, forderte der CDU-Politiker. Das so gewonnene Gas würde der Abhängigkeit von Energieimporten entgegenwirken."
Sollte dies der Fall sein, so möchte ich Ihnen meinen Respekt ausdrücken, dass Sie kurz vor den NRW Landtagswahlen so ehrlich sind und Ihre persönliche Meinung äußern, ohne Rücksicht auf eventuelle Verluste bei den NRW-Wahlen!
Darf ich Sie darauf hinweisen, dass die "Umwelt-und Sicherheitsanforderungen" an die unkonventionelle Gasförderung in Deutschland dem veralteten Bundesberggesetzt unterliegen und dieses in keiner Weise geeignet ist, die mit der Förderung verbundenen Risiken zu bewerten.
Desweiteren werden momentan die bisher geschätzen Mengen an unkonventionellen Gasvorkommen um bis zu 80% nach unten korrigiert (USA,Polen).
Ist es nicht vorstellbar, das die in Deutschland erwarteten Mengen auch wesentlich geringer sind, als bisher angenommen?
Außerdem ist es nicht absehbar, welche Mengen tatsächlich technisch und wirtschaftlich förderbar sind.
Bestenfalls würden durch die Förderung unkonventioneller Gasvorkommen die deutschen Gasimporte um etwa 1% reduzieren können.
Lohnt es sich dafür, die Risiken, die durch die Exxon-Studie belegt wurden, auf uns zu nehmen, unsere Landschaft in regelmäßigen Abständen zu zerstören und auch noch Geld zu investieren?
Wer haftet denn, wenn 10-15 Jahre nach Förderung Schäden festgestellt werden, die durch die Gasindustrie verursacht wurden?
Der Grundstückseigner, die Kommune, der Staat?
Werden Sie weiterhin an Ihrer Betrachtungsweise der unkonventionellen Gasförderung festhalten?
Sehr geehrter Herr Knäpper,
vielen Dank für Ihren Beitrag bei abgeordnetenwatch.de. Angesichts Ihrer Äußerungen möchte ich Ihnen die Gründe für meine Einstellung gegenüber dem Fracking darlegen.
1. Erdgas trägt mit einem Anteil von 22 % ganz wesentlich zu unserer Energieversorgung bei. Einheimisches Erdgas aus konventionellen Lagerstätten deckt zurzeit etwa 14 % unseres Bedarfs. Der überwiegende Teil muss hingegen importiert werden: 39 % der Erdgasimporte kommen aus Russland, rund 35 % aus Norwegen und ca. 22 % aus den Niederlanden. Sie sehen, Deutschland ist beim Gasimport von wenigen Ländern abhängig.
Aufgrund der Energiewende wird die Bedeutung von Erdgas - vor allem bei der Stromerzeugung - zunehmen. Ohne den Einsatz von Erdgas lassen sich die ehrgeizigen Ziele bei der Energiewende und der CO2-Einsparung nicht erreichen. Mit der Erschließung neuer Quellen könnte der heutige Anteil einheimischen Erdgases voraussichtlich auf Jahrzehnte stabil gehalten werden. Gleichzeitig würde die Abhängigkeit von Importen aus einigen wenigen Lieferländern sinken. Ich denke, dass dieses Ziel im gesamtstaatlichen Interesse liegt.
2. Vor diesem Hintergrund wäre es meines Erachtens daher unverantwortlich, die Nutzung einheimischer Schiefergasvorkommen von vornherein und wohlmöglich aus rein ideologischen Gründen auszuschließen. Schiefergas hat bereits die weltweite Gaslandschaft grundlegend verändert. In den USA ist der Gaspreis wegen der Schiefergasförderung gefallen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die niedrigeren Energiepreise US-amerikanischen Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren europäischen Konkurrenten verschaffen.
3. Klar ist aber auch, dass die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten nur erfolgen darf, wenn Umwelt- und Sicherheitsfragen nicht entgegenstehen. Ich plädiere daher für eine sachliche Diskussion, die keine Pauschalbewertung vornimmt, sondern eine differenzierte Betrachtung der konkreten Maßnahme je nach Untergrund und der wasserwirtschaftlichen Bedeutung. Dabei kommt dem Trinkwasserschutz oberste Priorität zu. Die Wasserbehörden sind deshalb in den Prüfungsprozess vor Ort mit ihrem speziellen Know-how eingebunden.
Wenn die jetzige Explorations- und Prüfungsphase ergeben sollte, das gesetzgeberischer Änderungsbedarf besteht, so muss entsprechend nachgebessert werden. Der Schutz von Mensch und Umwelt muss selbstverständlich gewährleistet bleiben.
4. Die technologische Entwicklung bleibt auch beim Fracking nicht stehen. Deutsche Firmen sind derzeit dabei, sog. Frackfluide zu entwickeln, die ohne die Verwendung umweltbedenklicher Chemikalien auskommen.
Ich plädiere dafür, dass wir das Thema sachlich diskutieren und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die im Rahmen des Erprobungsprozesses gewonnen werden, abwarten und im Anschluss sorgfältig analysieren. Das eine Trinkwassergefährdung in jedem Fall ausgeschlossen sein muss, versteht sich von selbst.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Fuchs MdB