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Michael Fuchs
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Frage von Christian F. •

Frage an Michael Fuchs von Christian F. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Fuchs,

auf dem Weg zur Arbeit durfte ich Ihr Interview mit dem Deutschlandfunk hören (Transskript unter
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1738010/ ). Die letzte Aussage lautet:
"Die Wahlfreiheit gibt es ohne das Betreuungsgeld, aber es ist doch ein bisschen ungerecht, wenn andere Gelder quasi über die Kita erhalten, weil da Förderungsmaßnahmen gemacht werden, und die Familien, die die Kinder selbst betreuen, oder auch zum Beispiel gar nicht in eine Kita bringen können, weil es keine gibt - Stichwort Regionen auf dem Land, wo es nicht so stark ausgebildete oder ausgeprägte Kita-Möglichkeiten gibt -, das muss man doch auch in irgendeiner Weise berücksichtigen können."

In unserer Gemeinde müssten wir für eine Ganztagsbetreuung (die zum Glück gut ausgebaut ist) für unter 3-Jährige Kinder fast 400 Euro Betreuungskosten pro Monat aufbringen, in anderen Städten/Gemeinden ist die Situation ähnlich und häufig teurer. Das bedeutet bei einer Nicht-Tätigkeit eines Partners eine Ersparnis von real 550 Euro mit der Herdprämie durch Nichtnutzung der "Förderungsmaßnahmen".
Bei Berufstätigkeit mit Steuerklasse V (bei Eheleuten) unter Abzug aller Kosten (An-/Abfahrt zur Arbeit etc.) und Berücksichtigung der Herdprämie muss ein Gehalt von mindestens 1300€ brutto herauskommen, um dies finanziell neutral zu machen. Wo findet sich da der Ausgleich?

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Faulhammer,

mit der Entscheidung, das Betreuungsgeld einzuführen hat der Koalitionsausschuss im November 2011 ein Zeichen für alle Familien gesetzt. Er hat deutlich gemacht, dass sich Familien nicht einem staatlich vorgegebenen Leitbild anpassen müssen, um finanzielle Unterstützung zu finden, sondern dass der Staat akzeptiert, dass Familien selbst entscheiden, wie sie ihr Leben leben wollen. Familien organisieren sich heute so vielfältig, so dass allein mit dem Ausbau der Krippenplätze nicht allen Wünschen von Eltern Sorge getragen wird. Viele Eltern wollen ihr Kind erst mit drei Jahren in den Kindergarten geben und sich vorher selbst um die Erziehung ihrer Kinder kümmern oder eine familiennahe Betreuung organisieren. Während der Staat jeden Krippenplatz mit rund 1.000 Euro pro Monat subventioniert bekommen diese Eltern keine zusätzliche materielle Hilfe.

Das Betreuungsgeld zwingt Frauen nicht, ihre Erwerbsarbeit aufzugeben, denn es wird auch gezahlt, wenn sie in Voll- oder Teilzeit erwerbstätig sind. Die einzige Bedingung ist, dass Eltern für ihre Kinder keinen Krippenplatz in Anspruch nehmen, sondern eine familiäre oder familiennahe Betreuung organisieren.

Wenn Eltern für ihre Kinder eine Betreuung beispielsweise durch ein AU-Pair organisieren, kostet diese Lösung mehr als der Elternbeitrag für einen Krippenplatz. Hier ist das Betreuungsgeld eine große und wichtige Hilfe, um Alternativen zur Krippenbetreuung zu ermöglichen.

Das Betreuungsgeld verhindert keine Bildungschancen. Es geht bei dieser Familienleistung um eine Leistung an Eltern von unter Dreijährigen. In diesem Alter steht bei Kindern nicht das Bedürfnis nach Bildung im Vordergrund, sondern nach verlässlicher Bindung. In der Wissenschaft ist unbestritten, dass Bindung der Bildung vorausgeht. Die kognitive und emotionale Entwicklung und damit die Grundlage für spätere Bildung kann nur gelingen, wenn das Bedürfnis des Kleinkindes nach Sicherheit durch verlässliche Bindung befriedigt wird. Und die erste Bindung eines Kindes ist die an seine Eltern oder eben an die eine, feste Bezugsperson. Für Kinder ist die familiäre oder familiennahe Betreuung der institutionellen zumindest gleichwertig, wenn nicht gar überlegen. Kinder brauchen gerade in ihrer ersten Lebensphase feste Bezugspersonen und liebevolle Zuwendung, damit sie ihre Talente entfalten können. Was in den ersten Lebensjahren versäumt, vernachlässigt und falsch gemacht wird, ist durch ein noch so gutes Bildungssystem später kaum wettzumachen.

Kinderbetreuungseinrichtungen können eine wichtige Ergänzung zum Bildungsort Familie sein. Doch die in den meisten deutschen Kitas übliche Gruppengröße kann von vielen Ein- und Zweijährigen als Stress empfunden werden. Wenn Eltern daher eine individuellere Betreuung vorziehen, müssen wir das respektieren und das ebenso unterstützen.

Wir verschließen nicht die Augen davor, dass es einige wenige Kinder gibt, die mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Die Lösung dieses Probelems aber kann nicht sein, allen Eltern die Verantwortung für ihre Kinder nicht zuzutrauen. Vielmehr müssen wir durch aufsuchende Hilfen den Eltern Unterstützung anbieten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Michael Fuchs MdB