Frage an Michael Fuchs von Manfred B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr.Fuchs,
ich habe gerade den Presseclub in der ARD gesehen, Thema u.a. Zuwanderung in Verbindung mit Fachkräftemangel.
Die anwesenden Journalisten sagten unisono: ja, die Wirschaftsverbände sagen wir haben Fachkräftemangel. Und so plappert man das gedankenlos hinterher.
Es mag in Einzelfällen Fachkräftemangel geben, jedoch nicht flächendeckend.
Ich persönlich kenne einen Facharbeiter aus dem Elektronikbereich, sehr gute Windows- und Linuxkenntnisse, Zusatzausbildung zur Solarfachkraft, lückenloser Lebenslauf, motiviert ...
Der Betreuer von der Arbeitsagentur sagt, er könne nicht verstehen dass sich kein Arbeitgeber findet der einen adäquaten Job anbieten kann, und so müsse er ihm klar und deutlich sagen, sie haben das falsche Alter. Mein Bekannter ist übrigens 49.
Das ist die Realität in diesem Land !!!
Eine weitere Meldung die ich letzte Woche lesen musste, die Fa. Bosch in Reutlingen möchte 190 Mitarbeiter entlassen, mitten im Aufschwung der Halbleiterindustrie.
Begründung: Überhang an Fachkräften.
http://www.evertiq.de/news/8727
Meine Fragen dazu:
1. Ist es nicht in Wahrheit so, dass die Wirtschaft ein Überangebot an Fachkräften möchte um diese dann gegeneinander auzuspielen, sprich die Löhne zu drücken?
2. Warum fordern Sie in Ihren Reden die Wirtschaft nicht eindringlich auf, erfahrene Fachkräfte verstärkt einzustellen?
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Burger
Sehr geehrter Herr Burger,
ich widerspreche Ihrer Auffassung, dass die Wirtschaft ein Überangebot an Fachkräften möchte, um die Löhne zu senken. Das Gegenteil ist der Fall. Die Wirtschaft erholt sich zusehends von der Krise. Immer mehr Unternehmen wollen in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einstellen. Allerdings herrscht in einigen Berufsgruppen - hier stimme ich mit Ihnen überein - und nicht in allen, ein Mangel an gut qualifizierten Fachkräften. Dies betrifft insbesondere technische Berufe. Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) fehlen der Wirtschaft bereits jetzt rund 400.000 Ingenieure, Meister und gut ausgebildete Facharbeiter. Der volkswirtschaftliche Schaden beläuft sich dadurch jährlich auf rund 25 Milliarden Euro Wertschöpfung, was rund ein Prozent Wachstum ausmacht.
Um diesem Defizit zu begegnen müssen aber gerade die Unternehmen mehr in die Ausbildung investieren. Es ist unanständig, wenn Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte klagen und gleichzeitig nicht genug für die Ausbildung tun. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen vermehrt auch ältere Mitarbeiter beschäftigt und so länger im Unternehmen gehalten werden. Hier sind zunächst die Unternehmen selbst gefragt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Fuchs MdB