Frage an Michael Fuchs von Nils R. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr .Fuchs,
zu Ihrer Antwort vom 14.9.2010 auf die Frage von Herrn Burger hinsichtlich der Laufzeitverlängerung der deutschen AKWs habe ich meinerseits folgende Fragen bzw. Anmerkungen:
Sie schreiben: "Die fehlende Netzinfrastruktur kommt zudem nur schleppend voran und wird noch Jahre dauern." Dabei stimme ich Ihnen zu. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, woran das liegen könnte? Wer sollte denn Geld in die notwendige Umstrukturierung in Richtung dezentrale Netze investieren, wenn er genau weiss, dass Atomstrom noch viele Jahre das vorhandene, zentral strukturierte Netz überfluten wird?
In den Parteiprogrammen der Union ist seit 1989 (!) von der "Brückentechnologie" Kernenergie die Rede [Quelle: http://www.zeit.de/online/2009/31/umweltbundesamt-troge ]. Aus heutiger Sicht kann man feststellen, dass von Seiten der Union in diesen 20 Jahren mit dem Brückenbau nicht einmal ansatzweise begonnen wurde. Wie ernst kann man vor diesem Hintergrund heutige Aussagen von der "Brückentechnologie" nehmen? Und was wird Ihre Partei in 20 Jahren zu diesem Thema präsentieren?
Auf die 2. Frage von Herrn Burger hatten Sie mit einer Gegenfrage reagiert. Auch mich würde eine Antwort Ihrerseits auf die ursprüngliche Frage von Herrn Burger interessieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Nils Rosenkranz
Sehr geehrter Herr Rosenkranz,
ich finde, dass ich ausreichend auf die Fragen von Herrn Burger eingegangen bin. Was in 20 oder 30 Jahren seitens der Union zum Thema Energie(-versorgung) präsentiert wird, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin weder Prophet noch Hellseher.
Das heutige Stromnetz ist durch historisch gewachsene Erzeugungsstrukturen geprägt. Die Stromerzeugung liegt relativ nah an den Verbrauchszentren. In Zukunft wird die dezentrale Stromerzeugung, beispielsweise auf hoher See, zunehmen. Für eine erfolgreiche Integration des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ist der Ausbau der Stromnetze von zentraler Bedeutung.
Daher ist das, was wir in der Energiepolitik und gerade mit dem Energiekonzept machen, verantwortungsvolle Politik. Denn durch die angedachte Laufzeitverlängerung wird es uns möglich sein, die zusätzlich generierten Gewinne der Unternehmen abzuschöpfen und in einen Fonds fließen zu lassen. Auf diese Art sind wir in der Lage, das Geld in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, in Speichertechnologien, in Forschung und insbesondere auch den Netzausbau zu investieren. Zusätzlich werden wir prüfen, ob und wie der Ausbau der Netzinfrastruktur beschleunigt werden kann.
Das bedeutet aber auch, dass in der Bevölkerung die Einsicht in den dringend benötigten Netzausbau wieder steigen muss. Es konterkariert geradezu die Förderung und den Ausbau der erneuerbaren Energien, wenn vielfach versucht wird, neue Leitungsnetze durch verschiedenste Initiativen zu verhindern. Wenn es uns nicht gelingt, ein vernünftiges Leitungsnetz, beispielsweise von der Nord- oder der Ostsee ins Ruhrgebiet oder nach Bayern zu bauen, dann funktioniert das ganze System nicht. Ohne solche Netze wird es dann aber nahezu unmöglich sein, unser ambitioniertes Klimaziel umzusetzen, nämlich den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch bis zum Jahr 2050 auf 60 Prozent zu steigern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Fuchs MdB