Frage an Michael Fuchs von Ulrich N. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Fuchs,
erlauben Sie mir eine Nachfrage zu Ihrer Antwort.
Sie schreiben:
"Ihre Unterstellung der ´bewussten Desinformation‘ oder gar der ´Lüge‘ sind völlig aus der Luft gegriffen. Diese weise ich mit äußerster Entschiedenheit zurück!"
Ich habe Sie weder einer Desinformation noch einer Lüge bezichtigt. Ich fragte, ob es nicht eine Desinformation und Lüge ist, wenn Sie für die Griechenlandhilfen eintreten, OHNE über besseres wirtschafts- und finanzpolitisches Wissen als professionelle Marktteilnehmer zu verfügen. Sahen Sie diese Bedingung in meiner Fragestellung für sich als erfüllt an? Sonst ist es mir leider nicht verständlich, wie Sie mir solche Dinge vorwerfen können.
Sie verwiesen mich auf Ihre Webseite, um mehr über Ihren Werdegang und Ihre Vorbildung zu erfahren. Ich habe mir diese Seiten angesehen. Ich kann in Ihrem Lebenslauf leider keine Anhaltspunkte dafür erkennen, daß Sie über mehr finanzmarktpolitisches Wissen verfügen, als alle professionelle Investoren und Marktteilnehmer.
Deshalb muß ich Sie leider nochmals fragen:
Was befähigt Sie persönlich (Sie haben über die Griechenlandhilfe abgestimmt und waren laut Grundgesetz dabei nur Ihrem Gewissen verpflichtet) zu der Annahme, daß Griechenland mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Kredite zurückzahlen wird, wenn doch auf dem freien Markt kein professioneller Anleger mehr daran glaubt? Warum glauben Sie daran, wenn es professionelle Marktteilnehmer nicht tun, die Ihr Geld mit dem Handel mit Staatsanleihen verdienen?
Sie glauben an die Zurückzahlung der Kredite: Im Bundestag haben Sie über die Hilfen für Griechenland abgestimmt, die mit meinem Eigentum abgesichert werden. Aber sind Sie auch persönlich bereit, mehrere Monatsbezüge für den Kauf griechischer Anleihen auszugeben? Nach Ihrer Versicherung mir gegenüber, ist mit dem Ausfall dieser Gelder ja nicht zu rechnen. Sind Sie also persönlich bereit, dieses sehr geringe Risiko einzugehen?
Mit freundlichen Grüßen,
Ulrich Nentwig
Sehr geehrter Herr Nentwig,
ich habe mir aufgrund der mir vorliegenden Unterlagen und finanzwissenschaftlichen Berichte, zahlreichen Expertengesprächen sowie meinem wirtschaftspolitischem Verständnis als Unternehmer eine Meinung bilden können. Nach sorgfältiger Prüfung und Abwägung all dieser Informationen haben ich mein Abstimmungsverhalten getroffen.
Trotz Ihrer in Ihrem Beitrag durchklingenden Skepsis gegenüber den getroffenen Maßnahmen glaube ich an die Zurückzahlung der Kredite. Eine Absicherung der Kredite erfolgt dabei durch den Bund.
Angesichts der Kritik, die am Hilfspaket geäußert wird, sollten sich alle an den Beginn der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im September 2008 erinnern. Mit der bewussten politischen Entscheidung der US-Regierung, die Investmentbank Lehman Brothers Konkurs gehen zu lassen, wurde das Weltfinanzsystem an den Rand des Abgrunds gebracht und die globale Realwirtschaft in eine der tiefsten Rezession überhaupt gestürzt - beides verbunden mit unvorstellbar hohen ökonomischen wie nicht-ökonomischen Kosten, von denen der Verlust von vielen Arbeitsplätzen nur einen Bruchteil der schmerzhaften Auswirkungen darstellt. Wir dürfen deshalb nicht zulassen, dass durch unterlassene Stabilisierungsleistungen die EU-Krise zu einem zweiten Lehman Brothers wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Fuchs MdB