Frage an Mechthild Dyckmans von Ricken P. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Dyckmans,
In wenigen Tagen erreichten wir unser erstes Ziel von 500.000 Stimmen für ein Ende des Drogenkriegs. Unsere Botschaft wird am Donnerstag 2. Juni persönlich an weltweit führende Staats-und Regierungschefs an einer Pressekonferenz in New York übergeben, und am Freitag, den 3. Juni, direkt an den UNO-Generalsekretär.
Ein Live-Zähler ist sichtbar unter http://hanfverband.de/index.php/component/content/article/1478-avaazorg-kampagne-gegen-den-drogenkrieg und soeben haben wir 619.000 Stimmen.
Wie viele Stimmen benötigen wir in Deutschland damit die Bundesregierung den Drogenkrieg aufgibt?
Mit freundlichen Grüßen
Ricken Patel
Avaaz Foundation
PS: Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, das Schlusskapitel dieses brutalen “Krieges” einzuläuten, der Millionen von Menschenleben zerstört hat. Nur die Weltöffentlichkeit kann bestimmen, ob dieser katastrophalen Politik ein Ende gesetzt wird, oder ob Politiker vor einer Reform zurückscheuen werden. Lassen Sie uns die Bedenken und Befürchtungen der Entscheidungsträger aus dem Weg räumen und sie gemeinsam zur Vernunft bringen.
Sehr geehrter Herr Patel,
vielen Dank für Ihre Frage. Das Konzept des Drogenkriegs ("War on Drugs"), wie er zum Beispiel in den USA in den siebziger Jahren verkündet wurde und der den Schwerpunkt auf die Unterbindung der Herstellung, des Handels und des Konsums durch repressive staatliche Maßnahmen setzt, spielt in dieser Form in der deutschen Drogen- und Suchtpolitik bereits seit vielen Jahren keine Rolle. So ist in Deutschland der Konsum von illegalen psychoaktiven Substanzen kein Straftatbestand, und das deutsche Strafgesetzbuch ermöglicht es den Staatsanwaltschaften, auch bei Besitz dieser Substanzen das Verfahren einzustellen, wenn es sich um geringe Mengen handelt und kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung besteht. Mit dieser Regelung wurde der Kriminalisierung vieler Konsumenten erfolgreich entgegengewirkt und eine Vielzahl von Strafverfahren vermieden. Des Weiteren bestehen Möglichkeiten, abhängige Menschen zu therapieren und die gesundheitlichen und sozialen Folgen einer Abhängigkeitserkrankung zu verringern, wie zum Beispiel die diamorphingestütze Behandlung für Schwerstabhängige. Auch Maßnahmen der Schadensreduzierung (harm reduction) wie Spritzentauschprogramme, und die Einrichtung niedrigschwelliger Beratungs- und Behandlungsangebote, stehen ebenfalls zur Verfügung und haben zur Reduzierung von Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis A, B und C bei injizierenden Drogenabhängigen und zu einem Rückgang der Drogentodeszahlen beigetragen.
Die Bundesregierung setzt auf einen vielseitigen Ansatz, der durch Maßnahmen der Nachfrage- und der Angebotsreduzierung sehr erfolgreich zur Reduzierung drogen- und suchtbedingter Probleme beigetragen hat. Die Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung stellt Prävention, Therapie, Hilfe zum Ausstieg, Schadensreduzierung und die Bekämpfung der Drogenkriminalität in den Mittelpunkt. Drogenabhängige sind kranke Menschen, die umfassende medizinische Hilfe und Unterstützung brauchen.
Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit setzt sich Deutschland im Rahmen einer entwicklungsorientierten Drogenpolitik dafür ein, dass Kleinbauern in ihren Bemühungen unterstützt werden, Alternativen zum Drogenanbau zu entwickeln und Arbeitsplätze und Einkommen jenseits der Drogenökonomie zu schaffen. Weiterhin ist Deutschland bemüht, den Ansatz der entwicklungsorientierten Drogenpolitik in den Dialog mit den Partnerländern, der Europäischen Union sowie bei den Vereinten Nationen einzubringen.
Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans