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Mechthild Dyckmans
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Frage von Michael M. •

Frage an Mechthild Dyckmans von Michael M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dyckmans,

Drei Fragen zum Thema Alkohol:

Wenn die Bundesregierung, wie von Ihnen herausgestellt "dem Schutz der Gesundheit eine hohe Priorität einräumt" und auch immer wieder mit dem Jugendschutz argumentiert wird, wie kann es dann sein...

1) ...dass alkoholische Getränke nach wie vor derart erschwinglich sind in Deutschland? Eine stark erhöhte Alkoholsteuer wie in Schweden würde angesichts hierzulande 74 000 jährlicher Alkoholtote jedes Jahr zenhtausende Menschenleben retten! Das Potential hierfür liegt ungenutzt in der Hand des Gesetzgebers!

2) ...dass Werbung für alkoholische Getränke nach wie vor legal ist? Es handelt sich hierbei um Verharmlosung einer (oftmals tödlichen) harten Droge. Der unbedarfte Kunde wird auf perfideste Weise, gestützt mit Erkenntnissen aus der Psychologiie, durch die Werbeindustrie manipuliert und somit zum Kauf harter Drogen verführt!

3) ...dass Bier, Wein und Sekt ab 16 Jahren erhältlich sind?

Ist die Getränkelobby derart gut vertreten in Berlin, dass in anderen Kontexten immer wieder hervorgehobenen Prinzipien in diesem Zusammenhang ignoriert werden und Schutzpflichten unter den Tisch fallen? Man misst offensichtlich mit zweierlei Maß.

Gleiches liesse sich übrigens über Tabak sagen.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Frage.

Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit sind ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem in Deutschland. 9,5 Mio. Menschen konsumieren hierzulande Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig. Nur etwa 10 Prozent unterziehen sich einer Therapie - oft erst viel zu spät nach 10 bis 15 Jahren einer Abhängigkeit. Jedes Jahr sterben in Deutschland nach neuen Berechnungen mindestens 73.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Durchschnittlich werden pro Kopf der Bevölkerung jährlich fast zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Gegenüber den Vorjahren ist zwar eine leicht rückläufige Tendenz im Alkoholkonsum zu registrieren. Dennoch liegt Deutschland im internationalen Vergleich unverändert im oberen Bereich.

Dennoch würde ich beim Alkohol nicht von einer "harten Droge" sprechen. Dazu würde für mich gehören, dass das Risiko für eine Abhängigkeit sich schon beim Konsum geringer Mengen einstellt - was definitiv nicht der Fall ist. Alkohol ist ein Lebens- und Genussmittel, dessen Gebrauch in Deutschland seit Jahrhunderten verbreitet und geübt ist. Dadurch herrscht allerdings auch eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol vor.

Alkoholbedingte Schäden zu reduzieren, liegt in der Verantwortung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Entsprechend der von der EU-Kommission 2006 vorgelegten Empfehlungen für eine europäische Alkoholstrategie setzt die Bundesregierung in der Alkoholprävention auf einen Mix von Verhältnis- und Verhaltensprävention.

Wichtiger und erfolgversprechender für die Reduzierung von Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit als Steuererhöhungen erscheinen mir präventive Maßnahmen, die es vor allem Jugendlichen ermöglichen, selbstbewusst und selbstbestimmt "nein" zum Alkoholmissbrauch zu sagen.

Dies geschieht durch ein Bündel vielfältiger Maßnahmen, wie unter anderem durch die Informationskampagne "Alkohol? Kenn Dein Limit" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) http://www.kenn-dein-limit.de/ (für Erwachsene) und http:/www.kenn-dein-limit.info (für Jugendliche), die konsequente Einhaltung des Jugendschutzes in den Verkaufsstellen zum Beispiel durch Ausweiskontrollen, die Förderung der Alkoholprävention an Schulen und Präventionsangebote, die Eltern dabei unterstützen, ihre Kinder stark zu machen, um "Nein" zum Alkoholmissbrauch zu sagen, aber auch durch Beratungs- und Therapieangebote für an Alkoholsucht Erkrankte.

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans