Frage an Mechthild Dyckmans von Jana K. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Abgeordnete,
in Deutschland raucht immer noch etwa jeder siebte Jugendliche unter 18 Jahren ( http://www.morgenpost.de/printarchiv/familie/article1317350/Weniger-Jugendliche-rauchen-aber-Anteil-der-Maedchen-waechst.html ). Dass der Anteil der rauchenden Mädchen weiter steigt ist nicht nur bedauerlich, sondern meiner Meinung nach ein klares Anzeichen dafür, dass unsere Gesellschaft und unsere Politik das Problem noch lange nicht im Griff haben.
Nun habe ich gesehen, dass in Irland die Kampagne ´Teens are stupid´ (zeigt die Sicht eines Tabakindustriemitarbeiters) gestartet wurde. Darin wird gezeigt, wie die Zigarettenindustrie die Jugendlichen für dumm verkauft, belügt und manipuliert (
http://www.teensarestupid.ie/lies-and-manipulation ).
* Wäre das nicht ein nachahmenswertes Beispiel für Deutschland?
* Welche vergleichbaren oder alternativen Maßnahmen gibt es in Deutschland?
Alle Minderjährigen die rauchen (s.o.) tun dies illegal. Insbesondere werden sie von Erwachsenen illegal mit Tabakwaren versorgt - weil nur Erwachsene legal an sie herankommen.
* Haben Sie Informationen darüber, welcher Anteil der Tabakkändler immer noch (illegal) Zigaretten an Minderjährige verkauft?
* In welchem Zeitraum wollen sie den Anteil illegal rauchender Jugendlicher auf ein vergleichbares Niveau mit anderen Straftaten senken (z.B. das "übliche" Maß an Jugendkriminalität)?
Sehr geehrte Frau Keller,
vielen Dank für Ihre Frage.
Die Verringerung des Tabakkonsums und ein möglichst umfassender Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens sind vordringliche gesundheitspolitische Ziele, die von der Bundesregierung mit aufeinander abgestimmten präventiven und gesetzlichen Maßnahmen verfolgt werden. Dazu gehören Preiserhöhungen sowie Abgabeverbote von Zigaretten an Kinder und Jugendliche, Präventionskampagnen, Werbeeinschränkungen und der Nichtraucherschutz in öffentlichen Einrichtungen und am Arbeitsplatz. Aufgrund der föderalen Struktur unseres Landes liegt der Gesundheitsschutz der Menschen sowohl beim Bund und als auch bei den Ländern.
Das Abgabealter von Tabakwaren an Jugendliche wurde am 1. September 2007 mit In-Kraft-Treten des Gesetzes zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens auf 18 Jahre angehoben. Mit Auslauf der vom Gesetzgeber eingeräumten Übergangsfrist dürfen Tabakwaren nun auch in Automaten seit 1. Januar 2009 nur noch dann angeboten werden, wenn durch ständige Aufsicht oder technische Vorrichtungen sichergestellt ist, dass der Bezug von Zigaretten für Personen unter 18 Jahren an Zigarettenautomaten nicht möglich ist.
Bei Tabak gilt: wer als Jugendlicher oder junger Erwachsener nicht beginnt, wird auch später höchstwahrscheinlich nicht rauchen. Deswegen wird die Bundesregierung auf eine konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes hinwirken und alle Präventionsmaßnahmen unterstützen, die Kinder und Jugendliche über die Gefahren von Suchtmitteln informieren.
Beim Tabakkonsum zeichnen sich erfreuliche Trends ab: Seit 2001 ist nach den Ergebnissen der Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung der Anteil rauchender Jugendlicher im Alter von 12 bis 17 Jahren kontinuierlich zurückgegangen und lag 2010 bei ca. 14 Prozent bei den männlichen Jugendlichen und 13 Prozent bei den weiblichen Jugendlichen. Komplementär stieg die Nieraucherquote in dieser Altersgruppe seit 2001 auf 69,7 Prozent bei den weiblichen Jugendlichen und auf 66,5 Prozent bei den männlichen Jugendlichen.
Präventive Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen zum Nichtrauchen sind besonders wichtig. Hierzu ist es nötig, Kinder- und Jugendliche in ihrem Heranwachsen zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu erziehen, so dass sie Nein sagen können zu Tabak, aber auch zu Alkohol und anderen Drogen. Eltern noch besser zu befähigen, ihre Kinder hierbei zu unterstützen ist mir ein besonders wichtiges Anliegen.
Beispiele für Tabak-Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche sind die "Rauchfrei-Kampagne" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder im Schulbereich "Klasse 2000" und "Be Smart - Don`t Start". Ein Präventionsprogramm, das sich neben Jugendlichen auch an Erwachsene richtet, heißt "Rauchfrei" (www.rauch-frei.info/). Über die bundesweiten Aufklärungskampagnen können Sie sich auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informieren, www.bzga.de.
Rauchende Jugendliche sind nach nationalen und internationalen Leitlinien eine wichtige Zielgruppe für die Tabakentwöhnung. Kinder und Jugendliche sollen möglichst nicht mit dem Rauchen beginnen oder früh das Rauchen beenden. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit wurde eine Expertise für eine risikogruppenspezifische Strategie zur Motivation und Behandlung von jugendlichen Rauchern erstellt. Demnach ist für ein umfassendes Versorgungskonzept ein multimodaler Ansatz mit verschiedenen Formaten (ärztliche Grundversorgung, Internet, Gruppenformat) auf vielen Ebenen (Schule, Gemeinde, Jugend- und Gesundheitseinrichtungen) und ausreichend langer Laufzeit notwendig. Dies zeigt, dass Tabakprävention als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans