Frage an Matthias Seestern-Pauly von Dieter K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Seestern-Pauly!
Die FDP stellt ja in diesem Bundestagswahlkampf das Thema "Bildung" ganz nach vorne! Eigentlich ist das Thema "Schule und Bildung" ja eher auf Länderebene angesiedelt,also sehr förderal ausgerichtet, dazu würde ich jetzt von Ihnen gerne wissen,wie stellt sich die FDP auf Bundesebene ein produktives Miteinander der Staatlichen Ebenen,vom Bund,über die Länder,bis zu den Kommunen,in der ja die Schulen angesiedelt sind, vor? Kann es da nicht schnell zu Kompetenzstreitigkeiten kommen,wenn nicht klar geregelt wird,für was der Bund zuständig ist und wo die Länder alleine entscheiden können und wie sieht es bei der Finanzierung aus?Möchte die FDP,dass sich der Bund da mehr einbringt oder eher weniger?
Interessieren würde mich dann auch noch,wie Sie persönlich zu G8 oder G9 und zur Inklusion und zum Meister-BaföG stehen?
Mit freundlichen Grüssen
Dieter Kipp
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.
Ich sehe das Thema Bildung als das Schlüsselthema für eine erfolgreiche Zukunft an. Nur wenn wir unsere jungen Menschen hervorragend ausbilden, werden sie auch in der Lage sein, ihr Leben aktiv und selbstbestimmt gestalten zu können. Darüber hinaus geht es meiner Meinung nach in der Bildungspolitik auch um eine soziale Frage. Ich finde es erschreckend, dass in keinem anderen Land der OECD die Abhängigkeit des Bildungserfolgs eines jungen Menschen dermaßen vom sozialen Status seiner Familie abhängt, in die es hineingeboren wird. Deshalb müssen wir für gerechte Startchancen für alle Kinder sorgen. Deshalb wollen wir als Freie Demokraten, dass die Ausgaben für Bildung so erhöht werden, dass – gemessen am Staatshaushalt – Deutschland zu den führenden fünf Ländern der 35 Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zählt. Jedoch würde die umfassende Modernisierung des Bildungssystems die Länder und Kommunen allein überfordern. Die Finanzierung muss daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden, bei der auch der Bund deutlich mehr in die Pflicht genommen werden muss. Auch ideologisches Gezänk und bürokratische Reibungsverluste passen nicht mehr in eine Zeit, in der nicht mehr Bremen mit Bayern im Wettbewerb steht, sondern Deutschland als Ganzes mit Nordamerika und China. Daher wollen wir einheitliche Bildungsstandards in Deutschland. Dafür muss unser Bildungsföderalismus grundlegend reformiert werden.
Ich persönlich begrüße als Lehrer an einem Gymnasium die Rückkehr zu G9, da es den Schülerinnen und Schülern mehr Entfaltungsmöglichkeiten bietet.
Für uns Freie Demokraten müssen auch Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf oder Einschränkungen die bestmögliche Bildung und Förderung erhalten. Denn der Anspruch auf die weltbeste Bildung gilt nicht nur für die Leistungsstarken. In diesem Sinne ist aus unserer Sicht auch die UNO-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderung zu verstehen: Das Wohl des Kindes muss im Mittelpunkt stehen und nicht allgemeine gesellschaftliche Vorgaben. Auf das einzelne Kind kommt es an. Die Schließung von Förderschulen, in denen Kinder passend zu ihrem Bedarf gefördert werden konnten, ist ein Fehler, da dies meist nicht dem Kindeswohl dient und oft auch gegen den Elternwillen vorgenommen wird. Das Ziel, Kinder mit Förderbedarf weitgehend in Regelschulen zu integrieren, ist richtig und wird seit Jahrzehnten in Deutschland verfolgt. Das radikale Verständnis einer kompromisslosen Inklusion, wie es vielfach gefordert und betrieben wird, nimmt aber weder auf den Förderbedarf des Einzelnen, noch auf die Integrationsfähigkeit von Regelklassen Rücksicht. Gemeinsamer Unterricht soll bestmögliche Förderung aller Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Wir fordern daher als Freie Demokraten für eine bestmögliche Gestaltung des gemeinsamen Unterrichts verbindliche Basisstandards. Kann diesen Basisstandards zum Beispiel durch fehlendes Fachpersonal oder mangelnde Ausstattung nicht entsprochen werden, dürfen an diesen Schulstandorten keine inklusiven Lerngruppen gebildet werden.
Die Förderung des Handwerks liegt uns Freien Demokraten ebenfalls sehr am Herzen. Deshalb fordern wir auch, dass ein Meister genauso viel wert sein muss wie ein Master. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb wir als FDP einen Antrag in den Niedersächsischen Landtag eingebracht haben, der zwischenzeitlich auch beschlossen wurde, der u.a. für Meister und Techniker den Wegfall der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren vorsieht. Auch die finanzielle Unterstützung der angehenden Meister halte ich für richtig.
Ich hoffe, alle Ihre Fragen beantwortet zu haben. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Viele Grüße
Matthias Seestern-Pauly