Frage an Matthias Czech von Liliane O. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Czech,
wie stehen Sie zu den Plänen der Daimler AG, im Hamburger Süden ein ökologisch wertvolles Niedermoor zu zerstören - für ein Logistikzentrum? Wenn die Gründen das unterstützen, ebenso wie die Abholzung des Vollenhöfer Waldes, wäre das sehr bedauerlich... Und wenig zeitgemäß.
Mit freundlichen Grüßen,
L. O.
Liebe Frau O.,
ich danke Ihnen für Ihre Frage zum Ausbau des Mercedes-Benz Werkes.
Zuerst möchte ich Ihnen mitteilen, dass es sich hierbei um eine Änderung des Bebauungsplanes handelt. Die Änderungen bei Bebauungsplänen liegen in der Kompetenz der Bezirksversammlung. Daher kann ich Ihnen nur allgemeine Informationen zu diesem Projekt geben, habe aber keinen Einfluss darauf.
Die Erweiterung des Mercedes-Werkes soll der Standortsicherung und damit auch der Sicherung von Arbeitsplätzen dienen. Die Fläche, die die Erweiterung beansprucht, beträgt ca. 21 Hektar. Dieses Gebiet ist bisher im Bebauungsplan als Außengebiet ausgewiesen also nicht geschützt. Dennoch handelt es sich hier um wertvolle Niedermoorböden, daher werden für die Bebauung Ausgleichsmaßnahmen auf einer Fläche von ca. 55 Hektar nötig werden.
Die geplante Werkserweiterung ist auch kein klassisches Logistikzentrum, in dem Waren von verschiedenen LKWs auf andere LKWs umverteilt werden. Was hier als Logistikzentrum bezeichnet wird, ist die Zulieferung von Rohstoffen für die Teilefertigung im Werk und der Abtransport der fertigen Teile. Hierfür soll das Mercedes Werk einen Bahnanschluss erhalten. Bisher wurden die Rohstoffe und fertigen Produkte per LKW an- und abtransportiert. Das Werk braucht im Jahr rund 470.000 Tonnen Rohmaterial. Diese Transporte sollen nun in Zukunft hauptsächlich über den neuen Bahnanschluss erfolgen. Dies wird deutlich LKW-Verkehre einsparen und somit die Umwelt, Straßen und Anwohner entlasten.
Die Werkserweiterung soll als klimaneutrales Projekt realisiert werden. Das heißt, es sind Dach- und Fassadenbegrünung sowie die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen verbindlich vorgeschrieben.
Die Ausgleichsmaßnahmen sollen im Bezirk Harburg stattfinden. Hier soll zum Teil die Qualität von bestehenden Naturschutzgebieten verbessert werden. Dort sollen zu trocknen Moorböden vernässt werden. Eine weitere Idee zum Ausgleich ist, das bestehende Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen auszudehnen. Die Flächen in Gut Moor sind im bisherigen Bebauungsplan als extensives Feuchtgrünland ausgewiesen, also nicht besonders geschützt. Dies will man jetzt ändern, indem man die Flächen als Naturschutzgebiet ausweist und dem Naturschutzgebiet Moorgürtel zuschlägt. Ich denke, unter den oben geschilderten Rahmenbedingungen ist eine Werkserweiterung in diesem Fall vertretbar. Auch wenn die Zerstörung wertvoller Niedermoorböden mir Bauschmerzen bereitet.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Ausführungen etwas helfen. Bei weiteren Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne wieder an mich oder mein Büro.
Herzliche Grüße ihr Matthias Czech