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Martina Gregersen
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Frage von Walter R. •

Frage an Martina Gregersen von Walter R. bezüglich Umwelt

Hallo erstmal,

als langjähriger Grünen Wähler und zur Meinungsfindung für die nächste Bürgerschaftswahl nur eine Frage:
Sind Sie für die Abschaltung der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel oder dagegen ?
Bitte um eine klare Stellungsnahme.

Vielen Dank
W.Rühmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rühmann,

schon als Kind demonstrierte ich mit meinen Eltern in Brockdorf gegen den Neubau eines AKW´s. Meinen Eltern war das Risiko eines Reaktorunglücks und den damit verbundenen Auswirkungen für Mensch, Umwelt und eben für ihre eigenen Kinder einfach zu groß um tatenlos zuzusehen. Um also ihre Verantwortung für ihre Schützlinge wahrzunehmen, demonstrierten wir schon damals als Familie friedlich gegen diese Form der Bedrohung.

Nun bin ich Politikerin und Mutter und damit ganz klar in der Verantwortung für den Schutz der mir anvertrauten Menschen. Und klar bin ich in dieser Rolle für das sofortige Abschalten von Atomkraftwerken: Denn was unverantwortlich ist, kann ich nicht verantworten!

Natürlich gehören alte und störanfällige Zeitbomben wie Krümmel und Brunsbüttel, die Millionen von Menschen bedrohen, abgeschaltet. Denn die Sicherheit, die es laut Betreiber und CDU geben soll, existiert nicht! Das haben die letzten Wochen allemal erneut bewiesen.

Aber um nicht nur populistisch und vom Herzen her zu antworten, sondern auch um ehrlich zu sein, muß ich natürlich zugeben, daß das Abschalten nicht mal so eben geht. In der Regierungsverantwortung unter rot-grün haben wir uns massiv für den Ausstieg eingesetzt. Dieser damals ausgehandelte und beschlossene Atomkonsens hat die Abschaltung festgelegt und regelte den Ausstieg aus der Atomenergie. Natürlich hätten wir Grünen (und ich insbesondere) den Ausstieg lieber sofort gehabt, aber das war damals politisch leider nicht erreichbar.

An diesen Atomkonsens ist man gebunden - Betreiber wie eben auch Politik. Gut einerseits, wenn man sieht wie gern CDU und Betreiber schon wieder längere Laufzeiten aushandeln wollen, andererseits sehr dumm, denn so dürften Krümmel und Brunsbüttel noch eine Weile weiterlaufen. Außer, die Aufklärungen der Störfälle geben Anlaß, Vattenfall die Konzession zu entziehen. Wir haben gestern jedenfalls die Atomaufsicht aufgefordert, Vattenfall wegen fehlender Zuverlässigkeit (Sicherheitskultur unter aller Sau, Verletzung der Mitteilungspflichten) die Erlaubnis zum Betreiben von Kernkraftwerken zu entziehen.

Aber falls die Atomaufsicht anders als von uns gewollt entscheidet, muß Safety first gelten! Bevor ein AKW wieder ans Netz darf müssen alle Vorfälle restlos aufgeklärt, alle Fehler behoben und alle möglichen Vorkehrungen gegen eine Wiederholung solcher Vorfälle getroffen sein. Davon kann bei den jüngsten Störfällen natürlich überhaupt nicht die Rede sein. Und darum finden wir es auch falsch, daß Brunsbüttel schon wieder ans Netz durfte und auch weiterhin läuft, wenn auch trotz weiterer Probleme auf 25 Prozent der Leistung reduziert.

Eine Übertragung von Reststrommengen von Krümmel auf Brunsbüttel, wie Vattenfall sie kurz vor den Störfällen beantragt hat, muß auf jeden Fall ausgeschlossen sein.
Ich hoffe, daß ich Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, obwohl
der Inhalt nicht nur zufriedenstellen kann.

Lieben Gruß
Ihre Abgeordnete aus Hamburg -Nord

Martina Gregersen