Frage an Martina Gregersen von Ruth A. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Gregersen,
jetzt ist es wieder so kalt in der Stadt. Ich sehe weniger Obdachlose im Stadtbild als im Sommer, bin aber nicht sicher, wo sie unterkommen und wie sie versorgt sind. Stehen Sie in Kontakt mit obdachlosen Menschen in der Stadt? Gibt es genügend vernünftige Unterkunftsangebote, auch für Frauen, jüngere Treber, ihre Hunde? Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Liebe Frau Anton,
Ich finde es toll, dass Sie sich Gedanken um die wohnungslosen Menschen in dieser Stadt machen. Ja, ich habe Kontakt zu einigen wohnungslosen Menschen, habe etliche Einrichtungen mehrfach besucht und verbringe seit drei Jahren auch Heilig Abend mit ihnen. Die Hilfseinrichtungen lade ich regelmäßig zum Austausch ins Rathaus ein.
Es sind allein schon durch die Temperaturen des Winters bedingt wesentlich weniger von ihnen im Stadtbild zu sehen. Dennoch sehe ich, wenn der Mitternachtsbus unterwegs ist etliche noch um Versorgung anstehen.
Die Tagesaufenthaltsstätten bieten tagsüber ein Dach über dem Kopf und zum Teil auch Essen und Beratung an. Und für die kalte Jahreszeit, von November bis April, gibt es neben den ganzjährigen Notübernachtungsplätzen in Hamburg das Winternotprogramm, wo 200 reguläre und nun noch 70 zusätzliche Schlafplätze in Containern und Unterkünften angeboten werden.
Doch leider ist bei der Wohnungslosenversorgung nicht alles so, wie es sein müsste oder wie andere Städte wie z.B. München es vorbildlicher betreiben. Denn diese Unterkünfte, wie z.B. das an der Sportallee oder das Pik Ass, sind erstens nur für nachts gedacht und sind zudem mit über 100 Plätzen sehr groß und mit vielen Mehrbettzimmern ausgestattet. Das ist und bleibt ein Problem, denn es schafft nicht jeder Wohnungslose hier mit so vielen unterschiedlichen Menschen mit vielen verschiedenen Problemlagen und dann noch in einem Raum zusammen zu nächtigen. Einige bleiben daher auch bei Eiseskälte lieber draußen.
Andere bleiben auf Platte, weil sie Ruhe suchen oder Angst haben beklaut zu werden.
Hunde können nur in das Pik Ass in so genannte Hundezimmer mit gebracht werden, eine reine Frauenunterkunft mit Hunden sucht man leider immer noch vergebens.
Ein großes Problem bei der diesjährigen Unterbringung ist, das es zu viele Wohnungslose gibt. Das liegt an steigenden Zahlen sowie an dem schlechten Abfluss in Wohnungen. Daher wurde bei Wintereinbruch sogar der Luftschutzbunker am Hachmannplatz als Notmaßnahme geöffnet. Dieser wurde trotz widrigster Bedingungen (schlechte Luft, keine Duschen, nur kurze schmale Notliegen) gut angenommen. Aber wir lehnten es ab, dass weiter in diesem Standard untergebracht wurde und stellten einen Antrag dazu in der Bürgerschaft. Nun wird stattdessen das ehemalige Pflegezentrum Holstenhof in Jenfeld mit den oben bereits erwähnten 70 Betten genutzt. Für den Weg zur Unterkunft und zurück in die Innenstadt können Wohnungslose einen kostenlosen Bus nutzen.
Wir haben mit der CDU leider nicht das umsetzen können, was Not getan hätte. Wie z.B. kleinteiligere Einrichtungen mit Einzelzimmern, mehr Containerstandorte wie an der Hamburger Straße zu errichten, gezielte Wohnmodelle zu schaffen und nachsorgende Wohnbetreuung zu installieren, damit neue Probleme nicht gleich wieder in die Wohnungslosigkeit führen.
Mir ist dieses Thema ein sehr großes Anliegen, denn ein menschenwürdiges Leben soll jedem in unserer Gesellschaft zugestanden werden.
Wenn Sie ermöglichen möchten, dass ich mich dafür auch in der nächsten Bürgerschaft weiter einsetzen kann, schenken Sie mir Ihre Unterstützung auf der Landesliste.
Lieben Gruß
Ihre Martina Gregersen