Frage an Martina Gregersen von Johannes B. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Gregersen,
es gab ja gelegentliche Überlegungen, den Flughafen besser mit dem öffentlichen Nahverkehr an Schleswig-Holstein anzubinden. Reisende von dort müssen jetzt ja trotz der guten Verbindung mit der S1 einen großen Umweg über den Hauptbahnhof nehmen. Zudem sind die Bewohner von Niendorf und Eidelstedt, obwohl sie am meisten unter dem Fluglärm zu leiden haben, nur sehr schlecht an den Flughafen angebunden.
Ich habe kürzlich entdeckt, dass zwischen Elbgaustraße und dem Flughafen bereits eine Eisenbahnverbindung besteht. So gibt es zwischen Eidelstedt und der U-Bahn-Haltestelle Alsterdorf bereits eine Strecke, die bisher offenbar ausschließlich vom Güterverkehr benutzt wird. Von dort bis Ohlsdorf könnte die neue S-Bahn die gleichen Gleise wie die U-Bahn verwenden und von Ohlsdorf aus wiederum die Gleise der S1.
Abgesehen von zusätzlichen Bahnhöfen und bisher nicht bestehenden Verbindungen zwischen den genannten Strecken müssten möglicherweise gar keine bzw. geringe Baumaßnahmen getätigt werden. Verglichen mit einer unterirdischen Verlängerung der S1, von der ich mal gehört habe, wäre diese Strecke fast geschenkt.
Ich habe den Verlauf einmal in eine Google-Map eingezeichnet, die Sie hier einsehen können:
http://maps.google.de/maps/ms?t=h&msa=0&msid=117886837451041341336.000472227770c432d1c24&z=13
Die Linie sollte natürlich bis Pinneberg verkehren, für bessere Umsteigemöglichkeiten zu den Eisenbahnen nach Sylt, Flensburg und Kiel.
Ihre Meinung dazu, insbesondere, ob Sie dieses Projekt realistisch halten, würde mich interessieren. Würden die Grünen für ein solches Projekt eintreten?
Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Barre
Sehr geehrter Herr Barre,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Idee, mit der Sie den öffentlichen Nahverkehr in Hamburg noch besser gestalten möchten, ist sehr innovativ.
Die GAL war in den 90er Jahren gegen den Bau einer S-Bahn zum Flughafen, weil wir eine wesentlich günstigere und flexiblere Anbindung mit der Stadtbahn einem teuren S-Bahn-Anschluss vorzogen. Nach vielen Jahren und mehreren Spatenstichen wurde dann mit dem Bau des teureren Bahnanschluss begonnen, der im Dezember 2008 fertig gestellt wurde und nun sehr gut angenommen wird.
Auch wir stehen einem Weiterbau der S-Bahn nach Norden in Richtung Ulzburg sehr positiv gegenüber. Doch leider scheitert dieses an den nicht vorhandenen Haushaltsmitteln. Das drei Achsen Modell der Landesregierung in Schleswig-Holstein bezieht, neben den Achsen a. Richtung Elmshorn - Itzehoe und b. Richtung Ahrensburg - Lübeck, auch c. eine Achse von Kaltenkirchen-Ulzburg-Neumünster-Kiel mit ein. Sie finden es unter: http://www.schleswig-holstein.de/MWV/DE/Service/Presse/PI/2008/080221SchienenverkehrAchsenKonzept.html
Jedoch sieht momentan auch Schleswig-Holstein ein, dass die beiden anderen Achsen schneller und kostengünstiger zu realisieren sind.
Ihre Idee, die Güterumgehungsbahn zwischen Eidelstedt und dem Gleisdreieck in Ohlsdorf in eine S-Bahn Strecke umzuwandeln ist natürlich sehr interessant und wäre für viele Menschen eine gewinnende Querverbindung. Jedoch stehen dem Projekt mehrere Dinge entgegen.
1. Die Deutsche Bahn AG hat diese Strecke in den letzten Jahren gerade für die vermehrte Nutzung durch den Güterverkehr "ertüchtigt". Dafür erhielt die Strecke neben neuen Schwellen auch eine neue Signaltechnik. Bis zu 80 Züge rollen hier nun täglich. Damit kommen wir unserem grünen Ziel, noch mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, erheblich näher. Aber um die Anwohner vor dem zusätzliche extremen Lärm zu schützen, war eine enorme Kraftanstrengung aller Seiten notwendig, um den zur Zeit im Bau befindlichen ersten Lärmschutz zu erhalten. Weitere Lärmschutzwände müssen und werden noch folgen
2. Die Güterumgehungsbahn ist nur eingleisig. Dadurch würde ein attraktiver Verkehr im 10 Minuten Takt in beide Richtungen nicht möglich sein. Es müsste also ein zweites Gleis, verschiedene neue Brückenkonstruktionen und Anschlussstellen geschaffen werden. Dieser erhebliche finanzielle Aufwand steht dem leider sehr geringem Fahrgastnutzen entgegen.
Eine tangentiale Verbindung ist natürlich sehr wichtig und innerhalb der Stadt wird durch die Stadtbahn eine solche geschaffen. Für eine schnelle Verbindung der Menschen aus Schleswig-Holstein kommt natürlich nur eine direkte Schienenverbindung in Frage. Mit der Flughafen S-Bahn ist die Stadt mit dem Flughafen sehr gut verbunden. Eine direkte Anbindung Schleswig-Holsteins mit dem Flughafen kann aus unserer Sicht nur sinnvoll in Richtung Norden über Kaltenkirchen/Ulzburg erfolgen. Ein Ausbau der AKN geht mit diesem Projekt einher, jedoch müsste hier das Land Schleswig-Holstein auch den Löwen-Anteil des Projektes bezahlen, denn Hamburg hätte nur indirekt Vorteile.
Überregional unterstützen wir, gemeinsam mit meinen grünen Kollegen in Kiel, sinnvolle Schienenverbindungen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Weitere Informationen erhalten Sie auch auf den Seiten meiner grünen Kollegen im Kieler Landtag: http://www.sh.gruene-fraktion.de/cms/verkehr/rubrik/2/2781.verkehr.html
Mit besten Grüßen und der Entschuldigung für die viel zu späte Beantwortung
verbleibe ich
Ihre Martina Gregersen