Frage an Martin Schmid von Josefine B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Schmid!
Die Kriminalität und Gewaltbereitschaft der Kinder/Enkel unserer ausländischen Mitbürger nehmen deutschlandweit beängstigend zu. In Bayern ist es zwar noch nicht ganz so schlimm wie beispielsweise in Berlin, Dortmund, Köln etc.
Was gedenkt aber Ihre Partei zu tun, um diesem Trend gegenzusteuern und mit welchen Mitteln?
Für Ihre Antwort im Voraus Dank!
Josefine Bihler
Sehr geehrte Frau Bihler,
scheinbar beziehen Sie diese statistischen Aussagen aus zweifelhaften Quellen oder es handelt sich um ein subjektives Empfinden.
Hierzu ein paar Zahlen, aus der Kriminalitätsstatistik Berlins aus dem Jahr 2007:
- Bei *Jugendgruppengewalt* *nur geringfügige Steigerung zum Vorjahr (8.075 Fälle, +69 Fälle, +0,9%), dies aber insbesondere durch das Destruktionsdelikt Sachbeschädigung*
- Leicht gesunkener Anteil der hierzu ermittelten *Tatverdächtigen mit Migrationshintergrund (43,8%, -0,9%-Pkt.) - bei 40,3% Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung Berlins unter 18 eine minimale Abweichung gegenüber den Tatverdächtigen deutscher Abstammung*
- deutliche Zunahme bei der *Sachbeschädigung *- ganz überwiegend Graffiti (2.542 Fälle, +298, +13,3%)
- minimale Zunahme beim *Raub *(3.617 Fälle, +16, +0,4%)
- deutliche Abnahme bei *Körperverletzungen *(1.151 Fälle, -256, -18,2%)
Dies widerlegt deutlich die von Ihnen gemachten Aussagen zur Jugendkriminalität unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Jedoch sieht unsere Partei eine strukturelle Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem, dem wir gerne entgegen wirken würden, denn aus Frustration kann Aggression entstehen.
Der Schlüssel zur Bildung ist nach wie vor die Sprache. Mit gezielter Sprachförderung wollen wir Nichtdeutschen, Migrantenkindern, aber auch Deutschen mit Sprachdefiziten helfen, diesen Schlüssel zu nutzen und ihnen die Tür öffnen.
Weiter träumen wir von einem Bildungssystem, das nicht ausgrenzt und aussortiert, wenn Schüler nicht mitkommen oder einen "Durchhänger" haben. Wir wollen ein System, das gerade die Schwachen fördert, ohne die Spitzenförderung außer Acht zu lassen.
Teile unserer Partei halten es für richtig, dies durch eine Gesamtschule durchzusetzen, ich persönlich bin der Meinung, dass gerade die Vielfalt der Schultypen das System bereichern kann. Ich spreche hierbei aber nicht von der klassischen Dreiteilung Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Ich meine praktisch, humanistisch, naturwissenschaftlich, sprachlich oder wirtschaftlich orientierte Schulen - in dem jetzigen System wird das oft als "Schulzweige" bezeichnet. Dies kommt den Interessen und Fähigkeiten der Schüler entgegen und sollte ausgebaut werden.
Die Trennung "Kann mehr, kann weniger, kann nichts", wie das dreigliedrige Schulsystem leider verstanden werden kann, sollte ausgelöscht und durch ein System "braucht viel Förderung, braucht weniger Förderung, kann schon vieles selbstständig" ersetzt werden.
Bildung ist und bleibt das beste Konzept gegen körperliche Gewalt, denn wer sich sich auszudrücken und mit Worten zu wehren weiß, schwingt selten die Fäuste.
Für weitere An- und Nachfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen,
Martin Schmid