Frage an Martin Hahn von Andi Z. bezüglich Verkehr
Welche Maßnahmen würden Sie im Landtag zum Bau einer Bodensee-S-Bahn anstoßen?
Sehr geehrter Herr Zumbrock,
Die Bodensee-S-Bahn ist ein internationales Projekt. Die Bodenseeregion hat so viele Einwohner wie eine Metropolregion. Die Mitglieder der Initiative Bodensee-S-Bahn engagieren sich schon seit Jahren oder Jahrzehnten für bessere Angebote im grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Als Landtagsabgeordneter habe ich ein offenes Ohr für die Initiative Bodensee-S-Bahn, nehme Anregungen auf und unterstütze die Initiative, wo immer ich es tun kann.
Als Landtagsabgeordneter des Bodenseekreises ist es mein vorrangiges Ziel, Verbesserungen auf der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichshafen und Radolfzell zu erreichen. Nötig sind meiner Meinung nach zwei langsame plus ein schneller Zug pro Stunde in jeder Fahrtrichtung. Damit kämen wir einer Bodensee-S-Bahn einen Schritt näher. Wir benötigen deswegen den zweigleisigen Ausbau der Strecke, die Elektrifizierung, mehr Haltepunkte und eine Taktverdichtung. Der Ausbau der Gleise ist Voraussetzung für eine dichtere Taktung.
Mein grüner Abgeordnetenkollege Siegfried Lehmann aus dem Kreis Konstanz und ich hatten dazu im vergangenen Jahr eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt und zum Beispiel für eine Übergangszeit Hybridtriebwagen vorgeschlagen.
Das Land hat die Strecke zudem für den Bundesverkehrswegeplan 2015 vorgeschlagen und damit seine Hausaufgaben gemacht. Dafür hatte ich mich eingesetzt. Der Bundesverkehrswegeplan ist um ein Vielfaches überzeichnet. Die Frage ist, welches Vorhaben finanziert wird. Auf Bundesebene gibt es keine Priorisierung nach objektiven Kriterien. Eine Bahn bekommt, wer genug Druck macht. Ich unterstütze alle Aktivitäten, bei denen es darum geht, Druck zu machen.
Der Druck muss zu allererst aus der Region kommen. Die Anrainergemeinden und die beiden Landkreise Bodenseekreis und Konstanz, die sich zur Interessengemeinschaft Bodenseegürtelbahn zusammengeschlossen haben, müssen die Planung voran treiben und signalisieren, dass Verbesserungen im Schienenverkehr für sie hohe Priorität haben.
Die vom Landkreis in Auftrag gegebene Studie des Planungsbüros SMA „Optimierung Angebotskonzeption Bodenseegürtelbahn“ mit Visionen und Zielkonzepten und die Ergänzungsstudie sind richtige Schritte.
Ich möchte es in aller Deutlichkeit sagen: Ohne eine massive Erhöhung des Drucks aus der Region und einem Schulterschluss zwischen den Städten und Gemeinden in der Bodenseeregion, den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis, den Landes- und Bundestagsabgeordneten, den Unternehmen sowie den Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern sehe ich keine Chancen für die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn und einen dichteren Takt.
Wir haben ein klare Zielvorstellung vor Augen.
Vollkommen unzufrieden bin ich aktuell noch mit dem Wagenmaterial auf der Strecke. Bei uns fahren die ältesten Waggons in ganz Deutschland. Das ärgere nicht nur ihn persönlich sehr.
Zurückzuführen ist dies auf eine Ausschreibung, die noch die CDU-geführte Landesregierung zu verantworten hatte, die damals zu unpräzise Vorgaben gemacht hatte. Wir können hier nur sukzessive verbessern. Auch dafür setzte ich mich ein. Die Neuausschreibung läuft zur Zeit. Mit besserem Zugmaterial, neuen Wagen, rechne ich ab dem Fahrplanwechsel im Dezember diesen Jahres.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Hahn