Frage an Martin Häusling von Wolfgang R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Häusling!
Der SoVD hatte eine Umfrage zur Massentierhaltung durchgeführt. Das Ergebnis wurde in der Ausgabe 3/2014 veröffentlicht. Danach sind 94 % für eine Einschränkung der Massentierhaltung. Wird Ihre Partei auf die Meinung dieser sozial engagierten und lebenserfahrenen Menschen reagieren und die EU-Regeln zur Tierhaltung so verschärfen, dass sie den GG Artikel 20a entsprechen und für eine wirkungsvolle Überprüfung dieser Regeln sorgen? Oder ist weiterhin zu befürchten, dass die Lobby der Fleischindustrie Vorrang vor der Meinung der Bürger hat?
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Richter
Sehr geehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre Mail. Das Ergebnis der Umfrage des SoVD hat auch uns
außerordentlich gefreut, gibt es uns doch den so wichtigen öffentlichen
Rückhalt für unsere Politik, die auf Klasse statt Masse setzt.
Dafür reicht die alleinige Festschreibung des Tierschutz als Wert im
Grundgesetz und übrigens auch in den europäischen Verträgen nicht aus,
obwohl selbst dafür jahrelanges bürgerschaftliches und politisches
Engagement vonnöten war. Das Staatsziel Tierschutz muss seine
Festschreibung in ganz konkreten Gesetzen und, wie auch von Ihnen benannt,
anspruchsvollen und verbindlichen Haltungsvorschriften wieder finden, die
sich am Tierwohl orientieren und eine artgemäße Haltung sicherstellen.
Wir wollen, dass die Ställe den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden
und nicht die Tiere an den Stall. Qualzuchten und Käfighaltung müssen
europweit beendet und Stallanlagen nur noch mit wirksamen Abluftfilterungen
genehmigt werden.
Die Orientierung auf Masse statt Klasse ist ein Irrweg. Sie ist eine
Haltung, die nicht nur Tiere krank macht. Sie schadet uns allen - Menschen
und Umwelt - in Deutschland, Europa und weltweit. Sie verursacht horrende
Folgekosten durch die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden, die leider
nicht die Erzeuger dieser Produktionsweisen bezahlen müssen, sondern die
Gesellschaft. Das ist nicht gerecht. Darum ist es so wichtig, dass wir in
ganz Europa - so schwer und langwierig der Widerstand gegen die
agrarindustrielle Lobby sein mag - die Erzeugung von Lebensmitteln an eine
nachhaltige, d.h. tier- und umweltgerechte Erzeugung binden.
Für unsere Politik können wir Grünen jegliche Form von Unterstützung
gebrauchen! Die Macht der Verbraucher spielt dafür eine entscheidende
Rolle. Weder wollen wir dabei vorschreiben noch verbieten, dennoch gilt:
Billig-Fleisch kommt teuer! Wir wollen, dass Massentierhalter ihren Profit
nicht länger auf Kosten der Tiere, Umwelt und Gesellschaft erwirtschaften.
"Wir haben es satt", heißt es alljährlich im Januar, wenn Zehntausende
gegen eine solche Politik auf die Straße gehen. Wir sind dabei, weil wir
Grüne auf eine bäuerliche, regionale und umweltgerechte Landwirtschaft
setzen. Die Bürgerinnen und Bürger haben es in der Hand, für eine andere
Agrarpolitik mit Ihrer Stimme einzutreten. Das nächste Mal am 25. Mai
2014.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Häusling