Frage an Martin Güll von Heinrich F. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Güll,
schon der vorgegebene Themenkatalog irritiert mich. Ich möchte eine Frage zum Thema "Alkoholmissbrauch durch Jugendliche" stellen und finde keine geeignete Überschrift. Jugend, Bildung, Erziehung, Schule sind anscheinend bei den Kandidatenfragen nicht vorgesehen. Ich finde das erschütternd.
Im Juli gab es eine gemeinsame Aktion von Schulleitern und Elternbeiräten aus dem Lkr.Dachau zu dem obigen Thema. Wie war das Echo darauf ? Was ist zu tun ? Was werden Sie als MdL tun, um dieses furchtbare Problem in den Griff zu bekommen ? Soll es bei uns soweit wie in Russland kommen, wo Männer als Mitarbeiter unerwünscht sind, weil sie wegen Alkoholismus unbrauchbar sind ?
Mit besten Grüßen
Heinrich Fitger
Sehr geehrter Herr Fitger,
die Aktion der Elternbeiräte habe ich natürlich als Schulleiter auch unterstützt. Dennoch laufen wir auch hier wieder Gefahr, auf der Appellebene zu bleiben. Die Schulen haben Präventionsprogramme und machen oft auch Aktionstage. Es scheint aber so, dass der Gruppendruck der Clique das alles überlagert. Ähnlich wie beim Rauchen ist es halt schick zu saufen. In Bayern gehört das Bier als Lebensmittel zum Alltag. Die Hallenfeste werden überall groß beworben und werfen für die Veranstalter gute Gewinne ab.
Die meisten Jugendlichen drinken aber weniger Bier, sondern besorgen sich harte Sachen wie Wodka und Ähnliches, das sie oft auch zusammen mischen. Mit etwas Geschick bekommen sie das auch überall. Es fehlt in unserer Gesellschaft der Grundkonsens, dass Alkoholkonsum in jungen Jahren für die Entwicklung des Gehirns und der persönlichkeit höchst problematisch ist.
Wir haben an unserer Schule mit der Präventionsarbeit verschiedener Einrichtungen gute Erfahrungen gemacht. leider fallen auch diese guten Initiativen immer häufiger dem Rotstift zum Opfer. Jüngstes Beispiel: Die Sparpolitik bei der Polizei. Einen einzigen Jugendbeamten - übrigens eine hervorragende Person - haben wir noch in der PI Dachau.
Ich würde auf die Präventionsarbeit größten Wert legen und dafür das entsprechende Geld zur Verfügung stellen. Die "Nachsorge" kommt dem Staat und der Gesellschft viel teurer.
Ich hoffe ja nicht, dass bereits russische Verhältnisse vor der Tür stehen, aber der Trend dorthin wird wohl nicht von der Hand zu weisen sein.
Sie haben ein ganz wichtiges Thema angesprochen, das dringend einer Lösung bedarf. Vielen Dank dafür.
Herzliche Grüße
Martin Güll