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Frage von Stefan M. •

Frage an Martin Güll von Stefan M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Güll,

ich schreibe Ihnen bzgl. der Entscheidung des Kultusministeriums, die Bekanntgabe der Abiturergebnisse vom 19. Juni auf den 2. Juni 2017 vorzuziehen.

Wie ich auf dem Onlineportal des Focus (Artikel vom 10.02.17) lesen konnte, stimmen Sie der angesprochenen Vorverlegung zu und begrüßen diese.
Ihre Begründung dazu ist laut Focus, dass sich die Schülerinnen und Schüler länger vorbereiten könnten und das schließlich immer gut sei.

Nun mag es der Kürze des Artikels geschuldet sein, dass Ihre Begründung nicht differenzierter dargestellt wurde. Daher möchte ich Ihre Begründung dazu nun in aller Ausführlichkeit erfragen.

Meiner Meinung nach ist es keine gute Entscheidung im Allgemeinen und vor allem keine gute Entscheidung für die Schülerinnen und Schüler. Die Konsequenzen, die sich aus der Terminverlegung ergeben, wurden meiner Ansicht nach nicht hinreichend abgewogen und ausdiskutiert und ziehen einen Rattenschwanz an negativen Konsequenzen für die Schule nach sich. Das ausführende Personal (= bayerischen Lehrerinnen und Lehrer) wurde wie bei so vielen Entscheidungen des Kultusministeriums wieder einmal nicht ausreichend einbezogen, angehört oder berücksichtigt.

Es geht mir nicht um ein plumpes "Lehrer gegen Schüler" oder ein beleidigtes "Oh je, jetzt werde ich als Lehrer gezwungen, einen Gang hochzuschalten und schneller zu korrigieren...*schwitz*"...es geht mir um die grundsätzliche Haltung und unser Bildungssystem in Bayern an sich.

Ich bin es gewohnt, dass die Bildungspolitik der bayerischen SPD allzu oft an der Realität vorbei geht. Ich bin es aber nicht gewohnt, dass ich als betroffener Lehrer und Beamter von der SPD derart im Stich gelassen zu werden. In vielen Bereichen bin ich es gewohnt, dass die SPD wohlüberlegte und zu Ende gedachte Meinungen hat. Dies ist hier wohl nicht der Fall, was mich enttäuscht. Die Nähe zur Basis, zur Lehrerschaft, würde der SPD guttun.

Vielen Dank für Ihre Mühe!

Mit freundlichen Grüßen
Stefan Mandl

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Mandl,

danke für Ihre Frage.

Zunächst zur Klarstellung: Die CSU-geführte Staatsregierung hat eine Entscheidung getroffen, die Notenbekanntgabe auf den 2. Juni, also vor die Pfingstferien zu verlegen. Bitte etwaige Proteste an die CSU-Abgeordneten oder das CSU-geführte Kultusministerium. Die SPD hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Wir wurden auch nicht gefragt oder in die Entscheidung eingebunden. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir als den bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion einmal genauer erläutern könnten, wo " die Bildungspolitik der bayerischen SPD allzu oft an der Realität vorbei geht". Meinen Sie die klare Positionierung für ein modernes G9? Von der SPD-Landtagsfraktion schon vor eineinhalb Jahren durch einen Gesetzentwurf dokumentiert. Oder meinen Sie unser klares Eintreten für einen schnelleren, qualitativ guten Ganztagsschulausbau? Oder meinen Sie die Erarbeitung eines konkreten pädagogischen Konzepts für eine bayerische Gemeinschaftsschule, um den Übertrittswahnsinn in der Grundschule zu beenden und die Schulstandorte auf dem Land zu sichern? Oder ...

Ob die von Ihnen angesprochene Frage der Bekanntgabe von Abiturnoten nun wirklich eine zentrale Rolle der bayerischen Bildungspolitik ist, möchte ich doch schon mal bezweifeln. Wir sollten uns gemeinsam für mehr Lehrer in den Schulen aussprechen und die Einstellungssituationen der jungen Lehrer/innen verbessern, für kleiner Klassen und Lerngruppen sorgen etc.

Und natürlich werden auch solche vergleichsweise nachrangige Themen an uns in der Landtagsfraktion herangetragen, ob den Schülern/innen mehr Vorbereitungszeit für die mündlichen Prüfungen gegeben werden kann. Ich schätze mal, da sind vielleicht 10 % der Abiturienten/innen betroffen.

Als an dem Donnerstag, 08.02. viele Mails von unterschiedlichen Personengruppen bei mir und meinen Kollegen/innen eingetroffen sind mit der Frage, warum wir den die Petition der Schüler/innen (zu diesem Zeitpunkt wohl rund 21000) nicht unterstützen und ich gelesen habe, dass das KM eine Umverlegung der Notenbekanntgabe prüft, habe ich als Vorsitzender des Bildungsausschusses das KM aufgefordert, bis um 14 Uhr eine Entscheidung zu fällen, anderenfalls die Petitionen in den Landtag eingebracht würden. Das war mein einziger aktiver Beitrag. Um 14:10 wurde mir dann das OWA-Schreiben zur Kenntnis gegeben.

Daraufhin wurde ich natürlich auch von der dpa um eine Stellungnahme gebeten, die kurz und knapp lautete: Das ist eine gute Entscheidung, weil es eine Entscheidung für die Schüler ist.

Übrigens war ich es, der zunächst das KM verteidigt hat, bei der ursprünglichen Terminsetzung zu bleiben und die Schulen anzuweisen, das Wochenende des 24. und 25. Juni in die Prüfungszeit miteinzubeziehen.

Ich hoffe, Ihnen Ihre Frage ausreichend beantwortet zu haben. Übrigens: Die Basis zur Lehrerschaft fällt mir im Gegensatz mancher meiner Landtagskollegen/innen überhaupt nicht schwer. Ich war vor dem Landtag 32 Jahre Lehrer und 6 Jahre Schulleiter und meine Frau ist Rektorin einer Grundschule. Bildung ist also täglich präsent in meinem Hause!

Herzliche Grüße

Martin Güll, MdL