Frage an Martin Güll von Mathias K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Güll,
ich hoffe Sie hatten einen guten Start ins neue Jahr 2016!
Wie Sie sicher wissen beträgt die Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte an bayrischen Gymnasien 23 (mit Ausnahme von Lehrerkräften für Musik, Kunsterziehung und Sport).
Weitere Unterscheidungskriterien gibt es derzeit nicht, obwohl der tatsächliche Vorbereitungs- und Korrektur-Aufwand zwischen den verschiedenen Fächern deutlich variiert.
Meine Verlobte ist Gymnasiallehrerin und unterrichtet unter anderem Deutsch. Die regelmäßige Arbeitszeit liegt aufgrund des hohen Korrektur-Aufwands bei mindestens 60 Stunden pro Woche, auch in den Ferien, an allen Wochenenden und allen Feiertage. Zeit zur Erholung, Regeneration oder auch für ganz normale Freizeitaktivitäten ist außerhalb der Sommerferien faktisch nicht vorhanden. Während der Schulwochen sind mehr als 6 Stunden Schlaf die absolute Ausnahme. Durch den anhaltenden Stress und die fehlende Regeneration stellen sich mittlerweile auch körperliche Symptome ein. Und das alles, obwohl Sie ihre Stundenzahl auf verringert hat um das Arbeitspensum überhaupt bewältigen zu können!
Warum wird der unterschiedliche Vorbereitungs- und Korrektur-Aufwand der einzelnen Fächer nicht in die Festlegung der Pflichtstunden einbezogen? Wie kann es sein, dass die Mindestruhezeit von 11 Stunden pro Tag bzw. 24 Stunden pro Woche (laut Arbeitszeitverordnung) faktisch nie möglich ist und der Staat trotz seiner Fürsorgepflicht nicht eingreift?
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Krauss
Sehr geehrter Krauss,
danke für Ihre Frage. Sie sprechen ein wirkliches heißes Thema an, das immer wieder auch im Landtag auf die Tagesordnung kommt, zuletzt bei einem Fachgespräch im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes (Lehrerarbeitszeit wird nicht im Bildungsausschuss thematisiert). In diesem Fachgespräch stellten Experten aus anderen Bundesländern Arbeitszeitmodelle vor, die versuchen, gerade die Problematik von Lehrkräften mit korrekturintensiven Fächern besser zu lösen. Ein Modell war das sog. Hamburger Modell (s. http://www.hamburg.de/bsb/lehrerarbeitszeit/64410/lehrerarbeitszeitmodell/ ). Wenn man Stellungnahmen z. B. der GEW Hamburg liest, scheint es aber auch noch nicht zu deren Zufriedenheit zu sein (s. https://www.gew-hamburg.de/themen/arbeitsbedingungen/lehrer-arbeitszeit ). Vielleicht haben Sie ja Lust, den Sachverhalt dem Landtag in einer Petition zu schildern. Das würde das Thema wieder beleben. Petitonen gehen ganz einfach: Homepage vom Landtag aufrufen und Online-Petition anklicken (s. https://www.bayern.landtag.de/webangebot2/webangebot/onlinepetition?execution=e2s1 ).
Das Problem ist also auch in Bayern durchaus auch auf der Tagesordnung, einen echten Lösungsvorschlag gibt es derzeit von keiner Fraktion. Ich fürchte, die betroffenen Lehrkräfte, also auch Ihre Verlobte, müssen noch einige Zeit mit diesen Ungerechtigkeiten leben.
Trotzdem Ihnen und Ihrer Verlobten alles Gute im neuen Jahr.
Herzliche Grüße
Martin Güll, MdL