Frage an Martin Gerster von Lothar B. bezüglich Finanzen
Warum kann die GEZ ca. 700 Mitarbeiter, (bestimmt nicht auf der unteren Ebene) nach China zur Olympia schicken?
Wenn andere Länder mit viel weniger Personal aus kommt, und dazu noch längere Sendezeiten haben, als unsere Sender.
Da muss sich doch jeder normale Bürger fragen, wie ist so etwas möglich?
Vor nicht all zu langer Zeit gab es doch bei der GEZ eine Gebühren Erhöhung, die SPD hat natürlich auch dazu begetragen.
Mit freundlichem Gruß
Bösch Lothar
Sehr geehrter Herr Bösch,
zunächst möchte ich Sie um Nachsicht bitten, dass ich erst jetzt –entgegen meiner sonstigen Bemühungen um zeitnahe Beantwortung von Fragen- auf Ihre Anfrage reagiere. Dies liegt auch daran, dass ich mich von den Medienpolitikerinnen und Medienpolitikern meiner Fraktion ausgetauscht. Zusätzlich habe ich auch beim ZDF um Stellungnahme gebeten, so dass ich Ihnen jetzt gerne auf Ihre Frage Folgendes antworten möchte.
Tatsächlich hatte das ZDF 334 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland nach Peking entsandt. Von der ARD sind mir derzeit noch keine genauen Angaben zur Mitarbeiterzahl bekannt. Unterstellt, dass es in etwa die gleiche Zahl wie beim ZDF ist, haben sie Recht, dass ungefähr 650 bis 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Sender in China tätig waren. Allerdings kann man nur sehr bedingt einen Vergleich mit der BBC in diesem Punkt anstellen. Dies liegt an der komplett anderen Struktur des deutschen Mediensystems. Zwar wird zumindest im Bereich der Technik (und Techniker) auf eine gemeinsame Struktur zurückgegriffen, die Redaktionen sind jedoch komplett voneinander unabhängig und agieren autonom. Dies führt zu einer (durchaus gewollten) Konkurrenzsituation zwischen den Sendern, was zur erwiesen hohen Qualität unseres Mediensystems (mit) beiträgt.
Weiterhin hält die in den Medien vielfach zitierte Zahl von 900 Stunden Berichterstattung in Deutschland gegenüber rund 2750 Stunden bei der BBC einer kritischen Überprüfung nicht stand. So wurden „beispielsweise ganztätige Wiederholungsschleifen von Digitalprogrammen in anderen Ländern mengenmäßig mit der Live-Berichterstattung von ARD und ZDF verglichen. Tatsächlich entsteht nennenswerter Personalaufwand aber nur bei der aktuellen Ereignisberichterstattung. Außerdem vernachlässigen die damaligen Vergleiche die umfangreiche Berichterstattung bei ARD und ZDF schon im Vorfeld und auch während der Spiele über die Menschenrechtssituation in China, die Dopingproblematik und die Zensurvorwürfe gegen chinesische Behörden“ (so der Pressesprecher des ZDF auf meine Anfrage.)
Zusätzlich wurden nach meinen Recherchen die Sendungen auf den digitalen Kanälen von ARD und ZDF nicht mit eingerechnet. Hierdurch erhöht sich überschlagsmäßig die Zahl der Sendestunden etwa auf den doppelten Umfang (also ca. 1800 bis 2000 Stunden).
Auch die Berichterstattung in anderen Fernsehformaten, wie beispielsweise dem Morgenmagazin, wurde hier nicht berücksichtigt. Ein Punkt ist mir noch besonders wichtig und liegt mir sehr am Herzen: Die Berichte über die Paralympischen Spiele. Ich selbst war als Mitglied einer Delegation des Sportausschusses bei den Paralympischen Spielen in Peking und war in hohem Maße fasziniert von den Leistungen der Athletinnen und Athleten. Und als zuständiger Berichterstatter meiner Fraktion für den Behindertensport war ich froh und dankbar, dass über die Paralympics in diesem Jahr in einem noch nie dagewesenen Umfang im deutschen Fernsehen berichtet wurde. Noch vor wenigen Jahren fanden die Paralympics quasi ohne (Fernseh-) Öffentlichkeit statt und im Jahre 1984 weigerten sich die Veranstalter der Spiele von Los Angeles sogar, die Paralympics abzuhalten, da dies nicht zum Image der Veranstaltung passen würde! Glücklicherweise hat hier – gerade auch in Deutschland, nicht zuletzt durch das herausragende Engagement des Bundespräsidenten- ein Umdenken stattgefunden, das sich in der TV-Präsenz dieser großartigen Veranstaltung niederschlägt. Hier werden meines Erachtens die öffentlich-rechtlichen Sender ihrem Auftrag gerecht, was natürlich ebenfalls zu einem hohen Personalstand führt. Auch diese Übertragungszeiten wurden nicht in die von Ihnen zitierten Vergleiche einbezogen.
Sehr geehrter Herr Bösch, ich hoffe, ich konnte Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantworten. Ich darf noch anmerken, dass ich den zum Teil geäußerten Unmut durchaus verstehen kann, wenn wir erleben müssen, dass ein Moderator aus Peking zu einem Fußballländerspiel eingeflogen, und dann wieder postwendend nach Peking zurück geschickt wird. Dies scheint mir überdenkenswert. Ich bin sicher, die Nationalmannschaft des DFB hätte auch ohne den „Starmoderator“ eine qualitativ hochwertige Berichterstattung erfahren.
Mit freundliche Grüßen
Ihr Martin Gerster