Frage an Martin Gerster von David K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Gerster,
am 20.1.2021 hat die WHO Ergänzungen zu den Richtlinien für die Testung von Covid-19 verdächtigen Personen herausgebracht.
Demnach müssen vorallem asymptomatische Testpositive, die die keine oder unklare Krankheitssymptome aufweisen gründlicher untersucht werden, bzw der Test sollte in einem anderen Labor wiederholt werden.
https://www.who.int/news/item/20-01-2021-who-information-notice-for-ivd-users-2020-05
"WHO guidance Diagnostic testing for SARS-CoV-2 states that careful interpretation of weak positive results is needed (1). The cycle threshold (Ct) needed to detect virus is inversely proportional to the patient’s viral load. Where test results do not correspond with the clinical presentation, a new specimen should be taken and retested using the same or different NAT technology."
Des weiteren heißt es:
"Most PCR assays are indicated as an aid for diagnosis, therefore, health care providers must consider any result in combination with timing of sampling, specimen type, assay specifics, clinical observations, patient history, confirmed status of any contacts, and epidemiological information."
Eine Forschergruppe, um die deutsche Virologin von der Universität Augsburg Ulrike Kämmerer (Hauptautorin), hatte diverse Mängel im Testverfahren festgestellt. Die Anzahl der Zyklen die eine Probe durchlaufen sollte, sollten nicht mehr als 35 sein. Die Forscher empfehlen 25-30 Zyklen. Bei 35 oder mehr Zyklen würden keine aussgekräftigen Ergebnisse zustandekommen.
Die Forschergruppe hat aber festgestellt, dass es kein standardisiertes Verfahren gibt, welches die Anzahl der Zyklen vorschreibt. Die meisten Labore würden das Tesverfahren aber mit mehr als 35 Zyklen wiederholen. Demnach seien die täglich veröffentlichten Infektionszahlen und Inzidenzwerte mit großer Vorsicht zu genießen.
https://cormandrostenreview.com/report/
Werden diese neuen Erkenntnisse bei den Testungen berücksichtigt?
MfG
Sehr geehrter Herr König,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4. April, zu der ich gern Stellung nehme.
Sie sprechen ja den cT-Wert von PCR-Tests an. Dieser Wert gibt einen Hinweis auf die Virusmenge, die ein*e Patient*in in sich trägt. Dazu werden die in der Probe enthaltenen Erbgutspuren in mehrere Zyklen verdoppelt.
Der cT-Wert zeigt an, wie viele Zyklen die PCR durchlaufen muss, bis Virus-Erbgut entdeckt wird.
Ist die Virenmenge in der Probe groß, reichen dafür relativ wenige Runden. Je geringer die Viruskonzentration in der Probe ist, desto mehr Zyklen sind nötig - und desto höher ist der cT-Wert.
Ist der cT-Wert größer als 30, wird das als Hinweis auf eine niedrige Viruskonzentration gewertet. Das hieße im Umkehrschluss, wenn die Laboranalyse erst bei einem cT-Wert von deutlich über 30 gestoppt wird, können auch Menschen, die nicht mehr ansteckend sind, ein positives Testergebnis erhalten.
Daher ist es ratsam, bei positiv getesteten Patient*innen mit einem Ct-Wert von mehr als 30 kurz darauf einen zweiten Test zu machen, um hier Klarheit zu erhalten.
Dieses Phänomen ist der Wissenschaft schon seit letztem Herbst bekannt und führende Virologen wie beispielsweise Herr Drosten haben sich dafür ausgesprochen, dass es sinnvoll sei, einen allgemeinen Richtwert festzulegen.
Allerdings warnt er davor, den cT-Wert als absolutes Kriterium anzuerkennen, solange es keine einheitlichen Standards gibt. Die Aussagekräftigkeit von cT-Werten könne sich demnach von Labor zu Labor unterscheiden, was von Faktoren abhängt wie Probengröße, Infektionsphase der Patient*innen oder die Ausstattung und die Qualität des jeweiligen Labors. Plus: im Zuge von Nachtestungen oder Verlaufskontrollen werden eben auch PCR-Tests mit cT-Werten größer 30 durchgeführt.
Wenn Sie noch mehr zum Thema nachlesen wollen, kann ich Sie auf den Link vom RKI verweisen, der im Kapitel „Bemerkungen zur Interpretation von Laborergebnissen“ nochmals gesondert auf die Relevanz des cT-Werts eingeht:
Mit freundlichen Grüßen
Martin Gerster