Frage an Martin Gerster von Anita R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Herr Gerster,
mich würde Ihre Meinung zum Besuch von Guido Westerwelle in der Türkei bei der Bilderberger-Konferenz interessieren.
Welche Veranlassung bestand für diesen Besuch? Welche Inhalte wurden besprochen? Warum wird über diese Konferenz nichts berichtet? Otto Schily war angeblich auch Teilnehmer dieser Konferenz und Gerhard Schröder wurde auch schon einmal vorgeladen?
Warum?
Liebe Anita,
gerne nehme ich zu deinen Fragen Stellung, auch wenn es mich wundert, dass du mich über diesen Umweg auf die Sache ansprichst und wir doch eigentlich per du sind.
Grundsätzlich lehne ich es ab, öffentlich über mögliche Motive meiner Kollegen zu spekulieren. Zumal sich die meisten von dir erfragten Sachverhalte schlichtweg meiner Kenntnis entziehen, was angesichts der – gelinde gesagt – „äußerst zurückhaltenden“ Informationspolitik der Bilderberg-Konferenz in der Natur der Sache liegt.
Bei den Bilderberg-Konferenzen handelt es sich um seit 1954 jährlich stattfindende Treffen hochrangiger Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien, die früher vor allem aus den Staaten der NATO stammten – mittlerweile hat sich dieser Kreis erweitert. Die Tatsache, dass es zu den entsprechenden Treffen weder Tagesordnungen, noch Medienberichte oder offizielle Protokolle gibt, haben in der Vergangenheit diversen Verschwörungstheorien Nahrung gegeben.
Grundsätzlich bin ich kein Anhänger solcher Mutmaßungen und halte viele der hierzu kursierenden Informationen für so wenig glaubwürdig, dass ich sie an dieser Stelle nicht kommentieren will. Das gilt auch für die angeblichen oder tatsächlichen Namen auf den kursierenden Gästelisten. Natürlich nähern private Zusammenkünfte von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens den Vorwurf, hier werde große Politik hinter verschlossenen Türen gemacht. Dennoch sollte man den faktischen Einfluss solcher Treffen und Gespräche auch nicht überschätzen.
Auf Grund der vielschichtigen Mechanismen demokratischer Kontrolle halte ich die Spekulationen über den angeblich massiven Einfluss solcher Treffen auf die politische Entwicklung - gerade in Bezug auf Deutschland - für überzogen. Aus demokratietheoretischer Sicht finde ich diesen Mangel an Transparenz sehr bedauerlich, sehe aber auch keinen Anlass mich als „Kaffeesatzleser“ zu betätigen.
Herzliche Grüße
Martin Gerster