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Martin Gerster
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Frage von Jürgen M. •

Frage an Martin Gerster von Jürgen M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Gerster,

Sie vertreten nach wie vor, wie Ihre Partei, den Ausstieg aus der Kernenergie. Die erneuerbaren Energien können nach Aussage des Umweltministers die Erzeugungslücke der Kernenergie nicht decken. Um die entstehende Versorgungslücke bei der Energieversorgung auszugleichen und nicht in eine noch stärkere Abhängigkeit von anderen Ländern zu geraten setzen Sie erneut auf die umweltschädlichen Kohlekraftwerke mit dem im Vergleich zu anderen Energieerzeugungsarten höchsten CO2-Ausstoß. Auch die "verbesserte Technik" bei Kohle wird weiterhin CO2 produzieren. Wenn man die weltweite Entwicklung beobachtet, stellt man schnell fest, dass viele Länder ihre Kernkraftwerke erneut ausbauen bzw. neue Kraftwerke bauen. Nur Deutschland macht hier einen Alleingang. Warum halten Sie weiter am Ausstieg der Kernkraft fest? Ist das nicht angesichts der drohenden Klimakatastrophe eine falsche Energiepolitik?

Freundliche Grüße
Jürgen Müller

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Müller,

zunächst möchte ich Ihnen für Ihre Zuschrift in Sachen Energiepolitik danken. In dieser Frage habe ich eine sehr dezidierte Position und setze mich für einen beschleunigten und entschlossenen Ausbau der Erneuerbaren Energien ein. Den Pessimismus des Bundesumweltministeriums bezüglich der Unvermeidlichkeit drohender Versorgungslücken bei einer ökologischen Energiewende teile ich hierbei ausdrücklich nicht. Ich halte – genau wie mein Fraktionskollege Hermann Scheer ( http://www.hermannscheer.de/de/images/stories/pdf/SZA-1_07_Scheer_Kohle_Atom.pdf ) einen entsprechenden Ausbau der klimaschonenden Erneuerbaren Energien für möglich, wenn politische Blockaden aufgebrochen, bürokratische Hemmnisse minimiert und die Fördermöglichkeiten weiter verbessert werden.

In seiner jüngsten Regierungserklärung hat auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf 27 Prozent an der gesamten Stromversorgung bis 2020 angekündigt (http://www.bundesumweltministerium.de/reden/bundesumweltminister_sigmar_gabriel/doc/39239.php) – ohne von Ausstieg aus der Kernenergie Abstand zu nehmen. Damit sind wir auf dem richtigen Weg.

Das Festhalten an den ohnehin zur Neige gehenden fossilen Brennstoffen ist – wie Sie zu Recht feststellen – unter Klimaschutzgesichtspunkten nicht zu verantworten. Ein neuerlicher Ausbau der Kernenergie stellt jedoch auch keine Alternative dar. Denn die Uranvorkommen unseres Planeten sind ebenfalls begrenzt, die derzeit erschlossenen Ressourcen dürften noch etwa 30 Jahre ausreichen. Weitere – weniger ergiebigere – Uranlager zu erschließen wäre mit erheblichem technischem Aufwand verbunden und würde zu wesentlichen Preissteigerungen für Atomenergie führen. Ein Problem, das sich im Falle eines weiteren Ausbaus der Kernenergie ohnehin verschärfen dürfte.

Vor allem ist jedoch die Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle nach wie vor ungelöst. Durch Wiederaufbereitung und die Reaktortechnologie der „schnellen Brüter“ ist es zwar möglich, die Ressourcenknappheit bei den Brennstoffen hinauszuzögern, dies wäre jedoch mit erheblichen finanziellen Aufwendungen und Sicherheitsrisiken gekoppelt. Dies halte ich politisch für nicht zu verantworten. Für mich steht fest, dass wir herkömmliche Energien als Auslaufmodelle betrachten müssen. Neue Quellen müssen erschlossen und Sparsamkeit zum Leitmotiv im Umgang mit den vorhandenen Ressourcen werden. Hier ist nicht nur die Politik gefordert – auch die Wirtschaft muss ihre Innovationspotentiale stärker auf Energieeinsparungen sowie den qualitativen und quantitativen Ausbau erneuerbare Energien konzentrieren.

Dass beispielsweise die EnBW die Erneuerbaren Energien als „Schlüsseltechnologien für das 21. Jahrhundert“ erkannt hat, finde ich vor diesem Hintergrund besonders erfreulich. Da ich annehme, dass Sie als Kommunalbetreuer im EnBW-Regionalzentrum Oberschwaben ( http://www.enbw.com/content/de/kommunen_stadtwerke/media/pdf/kommplus_4_04.pdf ) tätig sind, lade ich Sie gerne zu einem persönlichen Gespräch über die von Ihnen angerissenen Fragen ein. Ich hoffe, dass es uns gemeinsam gelingt, den Erneuerbaren Energien auch in der Region Oberschwaben ihren notwendigen Stellenwert zu verschaffen.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Gerster

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